Die Augen des kleinen schönen Mädchens vor mir waren mit Tränen gefüllt als sie einen Blick durch die Fensterscheibe in Mareks Zimmer wagte. Es tat ihr höllisch weh ihren Bruder dort so liegen zu sehen. Nicht mal fähig selber zu atmen. Ihr ging es genauso wie mir. Jede Sekunde wo ich ihn da so liegen sah wurde immer tiefer ein Dolch in mein Herz gedrückt. Ohne ihn würde ich nicht mehr leben wollen. Ich könnte auf viele Menschen in meinem Leben mehr oder weniger verzichten aber nicht auf ihn. Niemals mehr könnte ich mir einen Tag ohne diese Stimme vorstellen. Ohne dieses Lächeln und ohne diese braunen Augen fehlte etwas in meinem sonst so normalen Alltag.
Die ersten Tränen flossen aus Stellas Augen und mir wurde bewusst, dass es nicht das Beste für sie war ihn so zu sehen. Sie hätte ihn in diesem Zustand nicht sehen sollen. Er hatte nichts mit dem Marek gemeinsam den er sonst darstellte. Den sie so liebte.
Klang heimlich ergriff Stella meine Hand und auch Noah musste eine abgeben. Sie suchte Halt in diesen schlimmen Sekunden. Verständlich. Wie gerne ich ihr jetzt sagen würde, dass alles okay wird und er bald wieder bei ihr ist, aber das stand in den Sternen es lag an den Ärzten. Nur sie konnten ihn zurück holen. Ein künstliches Koma konnte nur ein paar Tage bis hin zu ein paar Monaten dauern.
Wer sollte sich da nur um Stella kümmern? Ihre Cousine bei der sie sonst immer war war schon seit ein paar Tagen in Amerika auf einer Fortbildung. Es gab also keinen Verwandten der sich um Stella kümmern konnte. Die Einzigste Person die sich voller Liebe und Überzeugung um sie kümmerte lag gerade hinter der Scheibe im Krankenbett. Wir konnten sie auf jeden Fall nicht alleine lassen. Einerseits war sie noch zu jung um für sich selbst zu sorgen und andererseits war es viel zu gefährlich.
,,Ich will meinen Bruder wieder." Sprach Stella das aus was sich gerade schon öfters in meinen Gedanken befunden hatte.Ich wusste doch es war falsch das sie ihn so sah. Wie sollte denn bitte ein Kind wie Stella es war diesen Anblick verkraften? Es war immerhin ihr Bruder der da lag. Mit hoher Wahrscheinlichkeit konnten Noah und ich uns gar nicht vorstellen was dieser Moment gerade für sie bedeutete.
Sanft für ich Stella durch ihre frisch gewaschenen Haare. Bestimmt hatte ihr Marek die Haare gewaschen, wenn er ihr schon Zöpfe flocht war das auch nicht mehr allzu abwegig. Und welches Kind konnte seine Haare mit frischen neun Jahren schon selber waschen. Ich nicht.
,,Wir sollten gehen."
Meinte Noah und kniete sich runter zu Stella damit er ihre Tränen trocknen konnte. Doch kurz darauf ließ sie meine Hand los und plumpste in Noahs vertraute Arme.Ihr süßes Gesicht vergrub sie in seiner Halsbeuge und ich war mir sicher ein Wimmern gehört zu haben. Mitfühlend strich er ihr durch die Haare wie ich vorher und auch sonst ließ er ihren Gefühlsrausch einfach passieren. Er war für sie da wie sonst immer Marek. Sie machten sich beide nichts draus wenn sie nasse Tränen in ihre Halsbeugen vergoss und sich hilfesuchend in ihr Oberteil reinkrallte. Sie wollten ihr beide halt schenken. Ihr das Gefühl vermitteln niemals allein zu sein und abgöttisch geliebt zu werden.
Wie gerne ich das als Kind gespürt hätte. Liebend gerne hätte ich mich in die Arme meiner Mutter gelegt nach einem Albtraum doch es war nicht möglich da sie manchmal Tage lang verschwunden war. Schon als kleines Kind musste ich lernen erwachsen zu werden. Frei toben, spielen und einfach seine Kindheit genießen waren Dinge für mich die nicht möglich waren. Ja Elena war eine verdammt junge Mutter und alleinstehend aber sie wusste trotz ihres Alkohol und Drogen Konsums das es mich gab. Doch es schien sie nicht im geringsten zu interessieren was ihre Tochter in ihrer langen Abwesenheit trieb. Selbst wenn ich krank war konnte ich mich um mich alleine kümmern. Bei mir gab es keinen der mich gesund pflegte das blieb alles mein eigenes Problem. Und das zeigte sie mir auch zu genüge. Sie war nicht nur abhängig sie kam auch ihren Pflichten als Mutter nicht nach.
Ich hatte mir als Kind immer geschworen, dass ich niemals so werden wolle wie sie. Doch hieß es nicht die Kinder erziehen ihre Kinder so wie sie selbst erzogen wurden. Nie hatte ich gespürt was das Wort Mutterliebe eigentlich bedeutet. Also wie sollte ich es dann meinen Kindern vermitteln? Konnte ich also meine Kinder überhaupt lieben?
Kann man Liebe spüren wenn man selbst nie geliebt wurde?
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Fight for Myself
Teen FictionFortsetzung von - Fight for Breath - Fight for Breath muss vor diesem Buch gelesen werden bevor man mit diesem beginnt. TEXTAUSSCHNITTE: ,,Man kann vieles behaupten aber wer garantiert dir, dass ich nicht gelogen habe." ,,Ich hatte geschworen dich n...