Sweet Tastes and Cherries

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Wir hatten uns auf die Terrasse gesetzt, während Royce sich ein Tuch schnappte und es mir um die Augen legte. Ich vertraute ihm, denn ich wollte es wenigstens versuchen.

»Entspann dich.«, rief er leise ein »Atme ruhig tief ein und aus, denn es ist wirklich ein kreatives Spiel.«

Verständnisvoll nickte ich, bevor ich ein Atemzug nahm und er mir den Stoff um die Augen legte. Sachte knotete er es zusammen, ehe er ganz von mir wegging und ich angespannt auf dem Stuhl saß. Ängstlich schweifte min Kopf hin und her und ich spürte wie die Schweißperlen über meine Stirn rannen, weil ich so in Panik geraten war.

»R...Royce ich habe Angst. Ich kann das nicht...«, zappelnd wollte ich die Hand um das Tuch legen, aber eine Hand umfasste meine und hielt sie davon ab. »Chardonnay ich bin hier. Ich bin ja hier.«, wisperte er und schon brachte er mich zur Besinnung. Ich hasste die Dunkelheit, denn sie war so grausam. Vor meinen Augen spielte sich erneut der Film ab, wovor ich große Angst vor hatte. Durch seine Stimme spürte ich wie mein Herz aufhörte zu schnell aus der Brust zu schlagen, denn mit jedem Herzschlag beruhigte es sich und mit jedem Atemzug senkte meine Atmung. Ich war wieder in der Mitte angekommen, die ich so brauchte.

Vor mir vernahm ich das schiebende Geräusch von Stühlen und wusste direkt, dass er sich gegenüber von mich hingesetzt hatte. Erst als er meine Hand in seine nahm, kam ich ganz zur Besinnung und er fing an zu reden. »Es ist ein kreatives Spiel. In diesem Spiel geht es darum, dass was du isst, mit den schönsten Momenten zu verbinden. Du musst die Zutat erraten und du musst die Erinnerung an die Zutat und nicht an dem Alkohol haben. Wenn du deine Erinnerungen mit mir teilen möchtest, dann kannst du es gern machen, aber du wirst dazu nicht gezwungen. Es geht darum jeden Geschmack von einer Frucht unterscheiden zu können, der nichts mit Alkohol in diesem Spiel zu tun hat.«

»Ich kann es doch nicht, Royce...«, warf ich ein, aber er verneinte lachend. »Doch du kannst es. Da bin ich mir ziemlich sicher. Also willst du es ausprobieren?«, setzte er an und ich nickte bestimmend aber auch zögernd. »Das erste ist etwas was du eventuell lieben wirst.«, erwiderte er und schon spürte ich wie der Löffel sich gegen meinen Lippen drängte. Stutzig öffnete ich den Mund einen Spalt, bevor etwas Kaltes auf meine Zunge traf und ich den Mund wieder schloss. Genüsslich fing ich an zu kauen und spürte wie der fruchtige Duft mein ganzer Geschmackssinn für sich einnahm. Ich erinnerte mich daran und ich glaubte ich fing an die Mundwinkel nach oben zu ziehen. »Das ist Birne.«

Royce lachte leise »Das stimmt.« Seufzend kaute ich auf die Birne und dachte scharf nach. Da war das Getränk. Es war etwas was Benjamin auf meinen 17 Geburtstag getrunken hatte.

»Was soll das denn sein?«, ich verzog das Gesicht, als mir der brennende Geruch in die Nase stieg. »Das ist ein Birnenschnaps.«, erwiderte Benjamin und deutete auf dieses ekelerregende Getränk. »Willst du auch mal probieren?«

Seufzend hatte ich die Flasche an mich genommen und fing an darauf zu trinken, Angewidert verzog ich das Gesicht.

Kein Alkohol Chardonnay...kein Alkohol, warf ich ein.

»Kein Alkohol...«, sprach ich meine Gedanken aus und Royce wurde hellhörig. »Kein Alkohol.«, fing er an. »An was erinnert dich die Birne?«

Ich sah das Erntefest vor mir. Wie er mich zu den Sträuchern führte, die zur Plantage seines Onkels gehörten.

»Schau mal Bittie...«, vernahm ich Nason's Stimme und hetzend lief ich ihm nach und fasste mir an den Seiten. »Du bist immer so schnell Nason!«, erwiderte ich keuchend zurück und der Kanadier lächelte mich sanft an. Er umfasste mein Handgelenk, bevor er mich nahe an sich zog und ich ihn mit Blicken erdolchte. »Was machen wir hier, Nason?! Es ist nichts los außer Plantagen über Plantagen.«, frustriert schob ich mir die Haare hinters Ohr. Mein Mann schüttelte belustigt mit dem Kopf, ehe er auf die Sträucher deutete. »Du möchtest wissen was zu deiner zukünftigen Heimat gehört?«

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt