Fifty-eight: Sweet listening

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Klatschnass erreichten wir Virginia. Die Fenster weit aufgekurbelt, dass der Regen in allen Seiten hinein geraten war. Doch es war egal und Many verstand, wie sehr Nason das hier mögen wird.

Der Weg wird aber sein Ende heute vielleicht finden, denn als wir vorm Parkplatz des Krankenhauses stehen blieben, schnürte sich meine Kehle zu und ich spürte wie schlecht ich mich gerade fühlte. Many wurde kreidebleich im Gesicht, hier im Ort des Geschehens zu stehen, wo er die Liebe seines Lebens verloren hatte. Er öffnete die Tür, doch wollte nicht ausstehen. Die Tränen sammelten sich in seinen Augen, dass er mich anguckte und die Lippen aufeinander presste. »Ich kann es nicht...«, die Stimme des tapferen Mannes verebbte. »Ich meine...fuck ich kann das nicht!«, sie versuchte den Ton anzuschlagen, aber sie senkte immer mehr und mehr. Weinend nahm ich ihn in den Arm, bis er sich ausweinte und sich in mein Kleid vergrub. Er presste mich an sich, ehe er den Kopf auf meine Brust ablegte und tief durchatmete. Ein Atemzug folgte nach dem nächsten. Ein leises Weinen fiel ihm über die Lippen.

»Es ist okay Many.«, ich kämpfte gegen die Tränen an. »Vielleicht sollst du um sie trauern, Many. Vielleicht sollst du es zulassen...«

»Ich habe sie losgelassen...«, beklagte er sich, doch die Angst sprach für sich. »Wenn ich an sie denke, Charlie...dann zieht sich mein ganzes nicht existierendes Herz zusammen und ich wünschte mir erneut mit ihr gestorben zu sein. Und jetzt sind wir hier und wahrscheinlich wird man uns sagen, dass Nason sterben wird! Ich kann das nicht...«, er raufte sich die Haare »Ich kann es nicht mehr.«

Ich wollte ihm den Zuspruch sprechen, aber mir schnürte es die Kehle zu den Gedanken daran zu haben, was mich gleich erwarten wird. Dr. Baker wird mir heute alle Fakten auf dem Tisch legen und ich spürte, dass ich dazu nicht bereit sein werde. Niemals würde ich dafür bereit sein.

Weinend legte ich die Hand auf die Beifahrertür und drückte sie auf, ehe ich ausstieg und Many mir tatsächlich folgte. Stark wie er sein wollte, sperrte er den Wagen ab, fuhr sich über die Haare, bis er meine Hand erfasste und von mir an den Platz geführt wurde, wo alles stattgefunden hatte. Hier verloren wir Leben und Menschen. Wertvolle Menschen. Menschen, die uns zu bessere Personen machten. Menschen, wie Benjamin und Isla. Wahre Freunde, die nicht mehr hier sein werden.

Der Kanadier verharrte in seiner Bewegung, als wir vorm Krankenhaus standen. Seine Augen schauten nach oben, bis er sie zusammenkniff und seine Hand aus meiner zog. Langsam presste er sie sich auf die Brust, als würde er zu Isla beten. Darum beten, dass alles gut verlaufen wird.

»Ich werde mein Bestes geben...«, wich es ihm von den Lippen »Ich verspreche es dir, Isla.« Und damit umfasste er zum zweiten Mal meine Hand und wir liefen gemeinsam in das Gebäude.

Keiner von uns erwiderte etwas, nachdem wir von Kelcie auf der Intensivstation geführt wurden. Sie kannte Many nicht, weil sie nicht dabei war, als Many von Isla Abschied nahm. Stattdessen betreute sie Nason wie Tag und Nacht. Pflegte ihn, kümmerte sich um sein Körper und sorgte dafür, dass er massiert wurde. Mein Herz schlug schneller und in den Gedanken bekam ich langsam das Gefühl seine Stimme wieder zu hören.

»Sei bei ihm, Bittie. Sei bei Many.«

Als würde Nason mit mir kommunizieren und das tat er bestimmt.

Meine Augen blickten zu Many, der sich auf dem Stuhl niederließ, während ich am Eingang stand und nur darauf wartete, das wir aufgerufen werden. Zum ersten Mal nach drei Jahren werde ich den ersten Schritt wagen, indem ich Dr. Baker zuhören werde.

»Es fühlt sich wie damals an...«, fiel Many in die Stille und ich lenkte mein Blick auf ihn. Mein Lieblingsschwager ließ den Blick senken. »Ich fühle wie verloren ich mir hier vorkomme. Ich bin...«, er lachte traurig auf und versank in tiefer Trauer. »Scheiße man ich bin am Ort wo sie starb. Ich bin genau hier...und hier weiß ich das sie nicht mehr existiert. Sie wird nie wieder in meinem Leben existieren!«

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt