18 || Paul

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Im Endeffekt landeten wir ein Pauls Zimmer. Zuvor hatte er darauf bestanden mir einen Kakao zu machen und so standen wir nun nebeneinander, peinlich berührt in der Mitte des Zimmers, ich mit meinem Kakao und er mit einem Glas Cola und schwiegen uns an. Ab und zu nippte ich an meiner Tasse, jedoch hatte ich mir schon zwei Mal die Zunge verbrannt und so hatte ich beschlossen doch lieber zu warten. „Weißt du," platzte es irgendwann aus mir heraus und ich stellte die Tasse vorsichtig ab um besser mit meinen Händen Fuchteln zu können, eine kleine Angewohnheit von mir wenn ich mich aufregte, „Es ist ja nicht so das es schon schlimm genug ist, dass Marc es aufgenommen hat aber es stimmt nicht mal!" Paul merkte auf, „Was meinst du?" „Ich liebe ihn nicht. Wenn überhaupt fand ich ihn ganz süß aber er hat es gesagt und ich wollte ihn nicht verletzen und jetzt hat er daraus das gemacht!" Ein Glück hatte ich die Tasse abgestellt, das hätte eine Sauerei gegeben. „Du liebst ihn gar nicht?" „Nein! Es war mehr eine Panikreaktion das zu sagen und ihn zu Küssen war einfach nur ekelhaft!" Ich weinte schon wieder... langsam taten mir die Augen weh. „Fuck." Stieß Paul aus und zog mich sanft wieder in seine Arme. Ich konnte einfach nicht widerstehen und kuschelte mich an ihn. Allein das hier fühlte sich schon besser an als jeder Kuss mit Marc. Pauls Finger malten Kreise auf meinen Rücken. „Und was machst du jetzt?" Seine Brust vibrierte wenn er sprach. „Ich weiß es nicht." Warum musste ich denn schon wieder so verzweifelt klingen? Warum konnte ich nicht einfach mal cool und stark sein? Paul manövrierte uns zu seinem Bett und so endeten wir liegend, ich halb auf ihm und immer noch in Tränen aufgelöst dafür aber an seine nicht unmuskolöse Brust gekuschelt. „Das ist doch scheiße." Murmelte ich schließlich ohne mich zu Bewegen. „Er verdient dich nicht." Paul sprach so leise, dass ich mir nicht sicher war ob er überhaupt etwas gesagt hatte. „Du bist so wunderschön, so klug und so liebenswert so ein Arsch verdient eigentlich niemanden. Er sollte für immer allein sein müssen." Ich war sprachlos. Er fand mich wunderschön und klug. Das hörte man ja nun auch nicht alle Tage. Ich wusste nicht was ich erwidern sollte aber er schien auch gar keine Antwort zu erwarten. "Zeigst du mir deinen Arm?" Ich setzte mich auf. Da war es wieder. Dieses unangenehme Thema über das ich nicht reden wollte und das doch wie eine Wolke über uns hing. Ich spürte wie er sich ebenfalls aufsetzte. Ich hatte es ihm schon einmal verwehrt aber 'damals' hatte ich auch nicht vorher mit ihm gekuschelt. "Ich weiß nicht ob du es sehen willst." Erwiderte ich leise, "Und außerdem ist auch ein Verband darum herum." Fügte ich schnell hinzu vielleicht hielt ihn das ja davon ab. "Bitte Resa ich, ich muss sehen was ich angerichtet habe." Ich biss mir auf die Lippen. "Okay." Flüsterte ich schließlich, machte aber keine Anstalten ihm meinen Arm zu geben. Keine Ahnung wie ich damals zu der Entscheidung kam, vielleicht wusste ich aber auch einfach, dass er nicht aufgeben würde. Paul nahm vorsichtig meinen Arm und legte ihn in seinen Schoß. Dann begann er den Ärmel hoch zu Schieben und den weißen Verband frei zu Legen. Die Wunden waren inzwischen ziemlich gut verheilt, aber dennoch musste ich aufpassen, dass kein Schmutz in die Wunde kam, daher der Verband. Paul war inzwischen dabei diesen vorsichtig abzuwickeln. Ich hielt den Atem an als er ihn schließlich entfernte und an seiner nicht mehr vorhandenen Atmung hörte ich, das er es auch tat.

Vorsichtig fuhr er mit dem Finger die Wunden nach und ich hörte ihn nur immer mal wieder "Scheiße" murmeln. "Tut es noch weh?" Fragte er leise, fast hatte es etwas flehendes. "Nein. Manchmal zieht es ein bisschen aber es heilt sehr gut." Antwortete ich nur leise und verschwieg das es sehr wohl zwischendurch ziemlich weh tat. Paul hob meinen Arm an und ohne das ich etas hätte ahnen können gab er mir einen kurzen Kuss auf die Wunden, die er mir zugefügt hatte, dann begann er den Verband wieder anzulegen. "Ich werde dich nie nie wieder verletzen das schwöre ich dir." Und die Reue in seiner Stimme brachte mich fast schon wieder zum weinen.

With my EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt