„Tritt nun vor, Clarissa Maria Aegirdottir, Tochter der Rechten Hand Odins, Verlobte von Loki. Sag uns, was du zu Lokis Verteidigung zu sagen hast."
Odins Stimme ließ mich erschrocken zusammenfahren. Ich war so in meinen trüben Gedanken vertieft gewesen, sodass ich angefangen hatte alle Stimmen um mich herum auszublenden. Die Verhandlung lief nicht gut. Vieles stand gegen Loki und auch Thor hatte es irgendwann aufgegeben bei seiner Aussage die Unschuld seinen Bruders zu beteuern. Es kam nun tatsächlich ganz allein auf mich an. Ich war die Einzige die Lokis Unschuld beteuern könnte. Doch Odin hatte noch immer das Schlusswort. Hier gab es kein Gericht wie auf Midgard. Hier entschied der König über Recht und Ordnung, was die ganze Sache nicht einfacher machte. Auch wenn Loki Odins „Sohn" war, so hatte er ihn dennoch verraten. Und Verrat spaltet eine Familie.
Auf wackligen Beinen schritt ich auf den Thron zu. Meine Hände zitterten und mein Atem ging stockweiße, als ich vor Odin stehen blieb und zu ihm aufsah. Nicht weit von mir hatte man Loki platziert, der mit einem grässlichen Halsband und Handschellen angekettet wurde. Wie einen Hund, der zubiss sollte man ihm zu nahe kommen. Kurz wandte ich meinen Blick nach links, um Loki in die Augen sehen zu können. Er versuchte mich anzulächeln, doch es glich eher einer Grimasse. Er hatte jegliche Hoffnung verloren...
„Nun sprich, was hast du uns zu sagen.", donnerte Odins Stimme durch den Saal und ließ jegliches Getuschel verstummen.
Alle warteten auf meine Aussage. Auf die Aussage der Frau, die den Verräter trotz alle dem noch liebte. Die Frau, die nun ebenfalls als Verräterin oder als Närrin gelten würde, sollte sie dieses Monster noch immer verteidigen. Man hatte sich schon längst ein Urteil gebildet. Selbst wenn Odin ihn freisprach, so würden wir nie wieder die sein, die wir einst waren.
Nun drehte ich meinen Kopf in die Richtung meiner Freunde. Die tapferen Drei sahen mich mit versteinerten Blicken an und Sif schüttelte mit dem Kopf. Sie alle hatten mir noch vor wenigen Stunden geraten, ich solle mich von Loki abwenden und wenigstens mein Leben so weiter leben wie bisher. Doch was sollte das für ein Leben sein? Ein Leben ohne Loki kam nicht in Frage.
Als ich zu meiner Mutter, Alec und Frigga blickte, konnte ich Verständnis sehen. Auch Frigga hatte alles getan um ihren Sohn zu verteidigen. Meine Mutter und Alec standen immer hinter mit. Sie alle drei glaubten mir...sie waren wohl die Einzigen die es taten, denn Thor konnte mir nicht einmal in die Augen sehen. Er hatte noch zu viele Zweifel. Und mein Vater...der stand mit einem undurchdringlichen Blick neben Odin. Für ihn war vollkommen klar, was ich zu tun hatte. Auch wenn er dankbar war das Loki mich aus meinen Qualen befreit hatte, so wollte er uns immer noch nicht seinen Segen erteilen. Für ihn sollte ich schon immer an der Seite von Thor stehen.
„LOKI IST UNSCHULDIG!", rief ich laut, sodass mich auch alle in diesem riesigen Saal verstehen konnten.
Wieder fing das Getuschel an und wuchs zu einem großen Aufruhr.
„RUHE!", brülle Odin und schlug drohend mit seinem Zepter auf. Augenblicklich wurde es wieder still im Saal.
„Erkläre dich. Wie kommst du zu dieser Annahme. Du warst immerhin daran beteiligt ihn aufzuhalten. Du hast all seine Schandtaten miterlebt.", fuhr Odin nun die Verhandlung fort.
„Es stimmt, ich war dabei. Ich habe gesehen was die Chitauri den Menschen angetan haben und ich habe an der Seite der Menschen gekämpft um Loki und sie aufzuhalten.", begann ich meine Aussage und wurde wieder durch das Anschwellen der Lautstärke unterbrochen.
„RUHE! RUHE SAGE ICH!", mischte sich nun mein Vater ein, der nicht gerade weniger respekteinflößend war als Odin.
Augenblicklich wurde es wieder ruhig.
„Fahre fort!", sagte Odin.
„Loki war nicht er selbst. Das Zepter hat ihn beeinflusst und kontrolliert. Er hat all diese Dinge gegen seinen Willen getan! Die Anderen hatten es nur nicht bemerkt, weil Loki eine Illusion über sich gelegt hatte. Doch als eine Agentin von S.H.I.E.L.D das Portal schloss und sich die Verbindung zwischen Loki und dem Zepter auflöste, konnte ich durch die Illusion hindurchsehen. Ich konnte mit eigenen Augen sehen wie Loki sich von dieser Kontrolle befreite! Thanos hat sich mit Hilfe des Zepters seines Verstandes bemächtigt, genauso wie er mich in dieses Koma versetzt hat. Er hat uns beide gefoltert. Nun stehe ich hier, unschuldig! Ist Loki es dann nicht auch?! Kann er wirklich dafür bestraft werden, dass er keine Kontrolle mehr über seinen Körper hatte? DAS ER SICH NICHT SOFORT BEFREIEN KONNTE VON DIESEN SCHRECKLICHEN QUALEN?! ER IST UNSCHULDIG!", verteidigte ich Loki und sah hoffnungsvoll zu Odin und meinen Vater.
Ich hatte gehofft so etwas wie Erkenntnis und Vergebung in ihren Augen zu sehen. Doch ich sah nichts dergleichen. Nicht einmal einen Ansatz davon.
„Und dennoch hat er zugelassen, dass sich Thanos seines Verstandes bemächtigt.", meinte Odin darauf und ich konnte spüren, wie mir die Luft zum Atmen genommen wurde.
„Thanos hat ihn in einem Moment völliger schwäche erwischt. Ihr war doch selbst mit anwesend! ICH HABT SELBST GESEHEN WIE ER IN DIE TIEFE DES UNIVERSUM STÜRTZE!", fuhr ich Odin an.
„ACHTE AUF DEINEN TON!", kam er sogleich von Odin zurück und ich sah den strengen Blick meines Vaters.
„Aber er hat mich von Thanos befreit!", versuchte ich es weiter, wurde dennoch wieder abgewürgt.
„Eine noble Tat macht so viele Vergehen nicht einfach ungeschehen. Vor allem da diese Tat aus eigennutz entstand. Du bist seine große Liebe. Er würde alles für dich tun.", argumentierte Odin gegen mich.
"Aber er wurde zu alle dem gezwungen!"
"Er hat dennoch Menschenleben auf seinem Gewissen, ihr Blut an ihren Händen. "
Frigga konnte Odin nun nicht mehr in die Augen sehen. Sie wandte ihren Blick von ihrem Ehemann ab und vergrub ihr schönes Gesicht in der Schulter meiner Mutter. Ein leichtes Schluchzen war zu hören.
„Also hab ihr schon längst entschieden nicht war? DIESE GANZE VERHANDLUNG ICH EINE FARCE! MEINE AUSSAGE MACHT KEINEN UNTERSCHIED. EGAL OB ICH DIE WAHRHEIT SPRECHE UND LOKIS UNSCHULD KLAR BETEUERN KANN, SO IST DAS URTEIL DOCH SCHON LÄNGST GEFÄLLT.", brüllte ich nun ich spürte wie mir die Tränen über die Wange liefen.
„CALRISSA!", ermahnte mich mein Vater wieder, doch ich dachte nicht einmal daran jetzt die gehorsame Tochter zu sein.
„IHR NENNT EUCH GERECHT! IHR NENNT EUCH ALLVATER! DOCH WAS FÜR EIN VATER SEIT IHR WIRKLICH!? IHR SEIT EIN VATER DER SEINEN SOHN ZU UNRECHT BESTRAFT!", brüllte ich weiter und wieder wurde der Saal von lauten Stimmen überschwemmt.
Ich sank auf die Knie und wusste diese Schlacht war verloren. Mein Blick glitt zu Loki, der es ebenfalls geahnt hatte. Nun hatten wir beide keine Hoffnung mehr.
Mein Vater versuchte wieder Ruhe in den Saal zu bringen, doch dieses Vorhaben war zum scheitern verurteilt. Es wurde immer lauten, doch ich nahm nur einen pfeifenden Ton in meinen Ohren war.
„FÜHR MEINE TOCHTER AUS DEM SAAL! DAS URTEIL WIRD OHNE SIE VERKÜNDET!", wies mein Vater seine Männer an, die seinem Befehl sofort befolgten.
Ich wurde grob an den Armen gepackt und nach oben gezogen. Dann schleifte man mich aus dem Saal.
„Ich bin nicht mehr deine Tochter!", sagte ich noch laut genug, dass mein Vater es hören konnte.
Er wurde sofort blass um die Nase und seine Augen wurden groß. Wir beide wussten, dass ich es auch genauso meinte wie ich es sagte.
„Von nun an bin ich nicht mehr Clarissa Aegirdottir und ich werde es auch nie wieder sein! Von diesem Tage an bin ich nur noch die Frau des Mannes, den du und dein König unschuldig Verurteilt habt. Nicht mehr und nicht weniger!"
Als ich dies sagte, sah ich Loki fest in die Augen und konnte in ihnen Stolz sehen. Seine Frau. Ich hatte mich vor aller Anwesenden als seine Frau bezeichnet. Nun gab es kein zurück mehr. Das hatte es wohl nie gegeben.
Und so wurde ich aus dem Saal geworfen und in meine Gemächer gesperrt. Auch wenn ich nicht anwesend war, so wusste ich doch wie das Urteil ausgehen wird. Man würde alles tun um zu verhindern, dass ich Loki jemals wieder sehe.
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All we know
FanfictionSeit einer gefühlten Ewigkeit bin ich schon hier und muss immer wieder tatenlos mit ansehen, wie meine Liebsten sterben... wie ich sie nicht retten kann oder sie gar selbst töte. Mein Verstand zerbricht immer mehr. Ich habe schon vor langer Zeit auf...