~Kurz nach Lokis Verurteilung~
Ich hatte es inzwischen schon aufgegeben zu versuchen die Tür zu öffnen. Sie war fest verschlossen und ich saß in unsern Gemächern fest. Meine Frisur war völlig zerstört, mein Kleid zerrissen und meine Tränen hatten Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen. Wie es in meinen Inneren aussah, könnte ich niemals in Worte fassen. Eine klaffende Wunde im Herzen, verursacht durch Verrat und Trennung, beschreibt es wohl noch am ehesten. Ich saß zusammengekauert vor unserem Bett und hatte die Arme um meine Beine geschlungen. Mein Kopf ruhte auf meinen Knien und die Stille wurde nur durch ein gelegentliches Schlurzen meinerseits durchbrochen. Ich fühlte mich so hilflos. Ich war immer eine starke Person gewesen, doch seit einiger Zeit fühle ich mich, als könnte jeder auf mir herumtrampeln wie es ihm gefiel.
Als plötzlich die Tür geöffnet wurde, sprang ich sofort auf und musste zugleich meine Augen zusammenkneifen und mich am Bett abstützen, da mit kurz schwarz vor Augen wurde. Dann trat mein Vater durch die Tür, welche nach seinem eintreten sofort wieder verschlossen wurde. Sein Blick war eisern und unberechenbar. Ich zeigte keinerlei Anzeichen von Reue und ich glaubte auch nicht daran, dass er welche empfunden hätte. Er hielt sein und Odins Handeln für vollkommen richtig. So fehlgeleitet war sein Beschützerinstinkt.
„Du hast mein Leben zerstört.", begann ich und spürte, wie mein Atem immer schneller wurde, da ich innerlich vor Wut kochte. Ich wollte nicht länger ständig von Anderen "beschützt" werden. Ich wollte endlich meine Freiheit zurück, selbst entscheiden zu können was gut für mich ist. Ich war eine erwachsene Frau, kein kleines Kind. Doch in den Augen meines Vaters war ich noch immer ein störrisches, kleines Mädchen, welches man nicht aus den Augen lassen durfte.
„Ich habe dein Leben gerettet.", argumentierte er dagegen und hielt weiterhin Abstand zu mir, wie zu einem wilden Tier dem man nicht zu nahe kommen dürfte.
Wie Recht er doch mit seiner Einschätzung hatte.
„Werde ihn und Odin los! Töte sie beide! Dann kannst du endlich wieder mit deinen Liebsten zusammen sein.", meldete sich eine Stimme in meinem Kopf und ich fand ihren Vorschlag nur allzu verlockend.
„Ich weiß, dass du meine Entscheidung nicht gut heißt. Doch ich habe dich damit nur beschützt. Ich bin dein Vater und ich werde dich immer beschützen, auch wenn ich dich vor die selbst schütze muss.", meinte er väterlich und ich wandte mich wieder ihm zu, die Stimme wieder völlig vergessen, auch wenn sich ihr Vorschlag in meinem Gehirn eingenistet hatte.
„Du beschützt mich vor mir selbst? Nein, das ist nur eine Ausrede die Odin und du euch einredet um Nachts besser schlafen zu können. Ihr braucht einen Sündenbock, einen Verräter um euer Versagen zu verbergen. Hättet ihr Loki schon viel eher gesagt, was er ist, wäre er niemals so aufgebracht gewesen. Erst seine Eifersucht auf Thor hat all diese Dinge los getreten. Und du selbst schämst dich dafür, dass du ihn in New York selbst nicht aufhalten konntest, als er von Thanos dazu gezwungen wurde all diese schrecklichen Dinge zu tun. Doch das ist dir egal nicht war? Du bestrafst ihn dafür, dass er kein Ase ist. Das war doch schon immer der Grund, warum du ihn nicht leiden konntest nicht wahr? STEH ENDLICH ZU DEINEN FEHLERN UND DEINEN WAHREN GRÜNDEN! SEI ENDLICH EINMAL EHRLICH!", warf ich ihn vor und ballte meine Hände zu Fäusten, sodass sich meine Fingernägel tief in mein Fleisch gruben.
„Du hast keine Ahnung, wozu diese Eisriesen fähig sind, meinte Tochter! Und du hast ebenfalls keine Ahnung wozu Loki fähig ist! Hat er dir je erzählt, dass er uns verbannt hat? Kurz nachdem er den Thron übernommen hatte, hat er mich und deine Mutter sowie deinen Bruder aus Asgard verbannt, weil er wusste das ich niemals zulassen würde das meine einzige Tochter eines dieser Geschöpfe heiratet und mit ihm Kinder zeugt. Es stimmt, ich kann bis heute nicht nachvollziehen warum Odin in mit sich genommen hat und ich habe meinen Protest dagegen mehr als deutlich gemacht. Doch Odin entschied sich dazu meine Bedenken zu ignorieren und ich habe dies schon vor langer Zeit akzeptiert. Ich habe sogar versucht in diesem Kind kein Monster zu sehen. Doch er hat mit seinen Taten mehrfach bewiesen, dass er genauso verräterisch ist wie der Rest seiner Spezies. Ich akzeptiere es nicht meine Tochter an ein Ungeheuer zu verheiraten, was der gleichen Art angehört, wie das was vor langer Zeit meine kleine Schwester umgebracht hat.", offenbarte er mir seine Gründe und mir blieb für einen Moment das Herz stehen.
„Du hattest keine Schwester. Du warst ein Einzelkind.", bezichtigte ich ihn der Lüge, doch er schüttelte nur resigniert den Kopf.
„Das stimmt nicht. Linea war nur ein paar Jahre jünger als ich. Du bist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, doch sie besaß nicht dein Temperament und deine Stärke. Sie war eher schüchtern und etwas kränklich. Schon als ich sie das erste Mal in den Armen meiner Mutter sah, wusste ich das ich sie beschützen würde. Doch als sie älter wurde und zu einer schönen jungen Frau herangewachsen war, erregte sie die Aufmerksamkeit eines Eisriesen. Er war wie besessen von ihr und eines Tages, als Odin und ich nicht in Asgard waren, ließ er sie entführen. Als wir eine Woche später, nach unserer Heimkehr davon erfuhren, reisten Odin und ich sofort nach Jotunheim um sie zurückzuholen, doch es war bereits zu spät. Die Kälte hatte ihr zu sehr zugesetzt und sie war innerhalb kürzester Zeit verstorben. Seitdem hat keiner von uns mehr von ihr gesprochen, zu schmerzlich war die Erinnerung. Und als deine Mutter dich zur Welt brachte, habe ich mir geschworen alles Nötige zu tun um dich vor diesen Kreaturen zu beschützen. Wie grausam kann das Schicksal nur sein, dass du dir gerade den Mann erwählst, der nicht der ist für den du ihn all die Jahre gehalten hast?", klärte er mich auf und trotz seines Versuches meine Wut zu lindern und sich zu erklären, empfand ich nur noch mehr Verachtung für ihn.
„Wie konntest du sie vor mir verheimlichen? Wie konntest du deine geliebte Schwester für die Nachwelt vergessen machen? Wie kannst du es dir anmaßen, eine ganze Spezies für das Vergehen eines Einzelnen zu hassen? Du bist so voller Hass und Trauer, dass du selbst deiner eigenen Tochter Steine in den Weg für ihr Glück legst! Du bist bemitleidenswert und meine Tante ist es ebenfalls. Aber nicht weil sie so ein tragisches Schicksal heimgesucht hat, sondern weil ihre Familie sie zur Vergessenheit verurteilt hat!", fuhr ich ihn wütend an und spürte, wie ich die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren schien.
Ich kehrte meinen Vater den Rücken zu und versuchte krampfhaft die vollkommene Kontrolle über mich selbst wieder zu finden. Was war nur mit mir los? Hat sich Loki ebenso gefühlt, als er erfahren hat, dass seine eigene Familie ihn sein Leben lang belogen und schließlich verraten hat?
„Ich habe sie nie vergessen! Und mein Versagen ebenso wenig. Ich werde nicht zulassen, dass sie dies noch einmal wiederholt."
„Ein Heuchler bist du! Nichts weiter!", verurteilte ich ihn und bemerkte, wie sich schwarze Punkte in mein Sichtfeld schoben.
„ICH BIN DEIN VATER UND FÜR DEINEN SCHUTZ VERANTWORLICH!", brüllte er in den Raum und ich wusste, dass seine gelassene Fassade gebrochen war.
Immer noch mit schwarzen Punkten in meinem Sichtfeld drehte ich mich zu ihm herum und warf ich ein verächtliches Lächeln zu.
„Du bist ein Verräter der Familie und ein Versager der den Verlobten seiner Tochter für seine eigenen Fehler verantwortlich macht.", kam ich provokant zurück und sah, wie sich blanke Wut in seinem zu einer Fratze verzogenen Gesicht widerspiegelt.
„Ich hätte in töten sollen, als ich die Chance dazu hatte.", brach er plötzlich hervor und ich spürte, wie ein Teil meines Gehirns abschaltete und etwas anderes meinen Körper zu übernehmen schien.
Fast augenblicklich rannte ich auf ihn zu und schmiss in zu Boden. Mit meinem gesamten Körpergewicht drückte ich ihn zu Boden und legte meine plötzlich nicht mehr zitternden Hände an seinen Hals und drücke in die Luftröhre zu. Er begann zu japsen und versuchte mich abzuwerfen, doch ich drückte ihn mit all meiner Kraft zu Boden.
„Vielleicht töte ich stattdessen einfach dich.", hörte ich mich selbst sagen und war von mir selbst erschrocken.
Ich versuchte meine Hände von seinem Hals zu lösen, doch ich versagte kläglich. Panisch versuchte ich die Kontrolle über meinen Körper Zurückzugewinnen, doch es klappte einfach nicht. Mein Vater lief blau an und langsam ließ sein Widerstand nach, bis er völlig aufhörte. Noch zur rechten Zeit wurde die Tür aufgestoßen und mein Bruder stürmte zusammen mit Sif ins Zimmer und zerrte mich von meinem Vater weg, während Sif ein paar Wachen anwies, eine Heilerin zu holen und sich dann meinen Vater zu wandte.
„Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.", meinte die Stimme in meinem Kopf belustigt und war zugleich wieder verschwunden.
Nun kam ich auch wieder zu Sinnen und gab den Kampf, mich von dem Griff meines Bruders zu befreien, auf. Völlig verstört von dem Anblick meines Vaters, der sich nicht mehr bewegte, ließ ich mich gegen meinen Bruder fallen, der auf mich einredete und fragte, was nur in mich gefahren war. Doch ich nahm in gar nicht richtig war.
„Was habe ich da nur getan?", fragte ich mich selbst und war zutiefst erleichtert, als endlich eine Heilerin eintraf.
DU LIEST GERADE
All we know
FanfictionSeit einer gefühlten Ewigkeit bin ich schon hier und muss immer wieder tatenlos mit ansehen, wie meine Liebsten sterben... wie ich sie nicht retten kann oder sie gar selbst töte. Mein Verstand zerbricht immer mehr. Ich habe schon vor langer Zeit auf...