°Fünfzehn°

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Als der junge Prinz am schmucken Hoftor der Schlossanlage angekommen war, erlahmte er, und presste sich um Atem ringend beide Hände in die stechenden Seiten. Suchend ließ er seinen Blick über die, im Sonnenuntergang orange glänzenden Schlosshänge wandern, und musste feststellen, dass der maskierte Junge, welchen er mit seinem ganzen Herzen begehrte, nichts weiter mehr als ein dunkler Fleck am abendlichen Horizont war.

Der Königssohn senkte keuchend sein Haupt. Er war erbost. Erbost darüber, dass seine Kondition nicht reichte, erbost über seinen Vater, der ihm, seinem Sohn, nicht das kleinste Fünkchen Unterstützung zusand, und erbost über die Ballgesellschaft, die ihm äußerst unnütz im Wege harrte. Denn der Aschenjunge - zierlich wie er war- hatte es um Einiges leichter, sich durch die engstehenden Leute zu schlängeln. Bei ihm hatte es nicht lange gedauert, bis er am Hoftor war; darüber war sich der Prinz im Sicheren.
Verdrossen ließ sich der junge Mann auf einem, an der Seite weilenden, Blumenkübel nieder- nicht auf die prächtigen Blüten und sein schmuckes, bis zu diesem Augenblick unbeschmutztes Gewand achtend- und stütze das Haupt in die Hände. Der pochende Muskel hinter seinen Rippen zog sich schmerzhaft zusammen, als er seinen Blick auf die Wiesen lenkte, auf welchen Manuel, sein Manuel, bis vor wenigen Minuten noch zu erkennen war.
Der Prinz war verwirrt; mit solch einer Reaktion hatte er wahrlich nicht gerechnet. Es war verletzend, und wie es das war. Wenn der Aschenjunge keinen Gefallen an dem Königssohn gefunden hatte, so konnte dieser das verstehen. Liebe war, leider Gottes, nichts, was man erzwingen konnte. Sie beruhte auf Zweiseitigkeit. Doch warum sein Gegenüber es ihm nicht von Mann zu Mann gesagt hatte, sondern ihn vor der ganzen Ballgesellschaft- insbesondere vor seinem Vater- bloßstellen hatte müssen, das konnte der Prinz nicht verstehen. Er wollte es nicht verstehen.

Der Königssohn schreckte aus seinen ernüchternden Gedanken, als ihm eine schwere Hand auf den Rücken gelegt wurde. Verwundert über das Plötzliche Auftreten eines Zweiten drehte er sein Haupt zur Seite, und stellte fest, dass es sich um niemanden geringeren als den König handelte.

,,Was willst du von mir, Vater? Mich verspotten, mich auslachen? Dann tu dies, denn Grund hast du nun.", er lachte trocken, ,,Ich war leichtgläubig. Dachte, es wäre einfach, einen Mann zu heiraten und glücklich zu werden. Ich war zu naiv, um zu merken, dass er in meinen Augen nicht das sieht, was ich in den Seinen sehe." Seine Stimme brach, und heiße Tränen schossen ihm in die kristallfarbenen Augen. Der Prinz wischte sich fahrig darüber. Er wollte nicht weinen, wollte nicht schwach sein. Nicht vor seinem Vater.
Der König fuhr sich über den dichten Bart und seufzte tief. ,,Wo denkst du nur hin Sohn, wo denkst du nur hin.", brummte er. ,,Selbst die blindesten unter uns haben bemerkt, dass es nicht daran liegt. Es liegt nicht daran, dass er dir keine Liebe schenkt, denn das tut er. Oh, und wie er das tut. Siehst du nicht das Offensichtliche, Thaddeus? Dieser Junge, der so edel und geheimnissvoll schien, dieser Junge ist ein einfacher Diener, Angestellter, wie du es zu betiteln gedenkst. Er hat sich hinter einer funkelnden Maske aus Diamanten versteckt, um dir näher zu kommen. Er dachte, die Maske ist, was zählt. Du hast sie ihm abgenommen. Er hat sich schutzlos gefühlt, Thaddeus. Ich bin mir im Sicheren darüber, dass er dachte, du würdest ihn nun nicht mehr mögen, jetzt, da du ihn erkannt hast. Der arme Junge war völlig überfordert. Das ist der Grund, weshalb er das Weite gesucht hat. Also setze dir schleunigst diese Flusen aus deinem Dickschädel, und gehe dein Herzblatt suchen." Der Vater erhob sich schnaufend und schwerfällig, ehe er ein feines Stück Stoff aus der gefütterten Tasche seines prunkvollen Gewandes zog. Es war der verlorene Handschuh des Aschenjungen, wie der Prinz bei einem genaueren Blick darauf erkennen konnte. ,,Der Junge hat wahrlich zierliche Hände für einen Mann. Du wirst ihn erkennen, denn er wird der Einzige sein, dem dieses Stück Stoff passen wird, vertraue mir ruhig.", sprach der König. Der Prinz aber, schaute seinen Vater an, seine Augen glänzten verräterisch. ,,Danke Vater, Danke für alles. Aber weißt du was?", flüsterte er fragend. Dann ließ er den Handschuh, welchen er vorher sanft aus seines Vaters Hand genommen hatte, zu Boden fallen. ,,Ich brauche keinen Handschuh, um denjenigen zu erkennen, dem mein Herz gehört. Ich werde es in seinen Augen sehen."

~Ende~

Ja Leute, das ist wirklich das Ende, und ich hoffe, ihr habt die kleine Message dahinter verstanden. Die Geschichte ist natürlich sehr vom Original abgewand, aber das war mein Ziel. :D
Und Sorry, dass ich euch mit dem letzten Teil so furchtbar lange warten lassen habe, aber es hat ziemlich lange gedauert, die passenden Worte zu finden.

Danke♡ an alle Leser; die, an die mir immer so nette Kommis geschrieben haben, aber auch an die Stillen unter euch. Danke, dass ihr es so lange durchgehalten habt.
In dem Sinne, macht's gut! <3

Aschenjunge ~ GlpaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt