"Mami, muss ich da wirklich rein?"
Mit grossen Augen steht der Dunkelblonde vor dem riesigen Gebäude. Die Angst ist in seinen blauen Augen zu erkennen. Auf keinen Fall möchte er dort alleine hinein.
Mit seiner rechten Hand umklammert er Benno, auf seinem Rücken sitzt der bunte Rucksack."Schatz, das wird schon ja?"
Sanft streichelte sie ihm einmal über die Wange, ehe sie ihn mit in das Innere zieht.
Getuschel dringt zu der jungen Mutter, doch sie ignoriert es gekonnt. Welcher 16-Jährige hatte bitte ein Kuscheltier in den Armen, einen Pullover mit einem Hasen drauf und Klettverschlussschuhe? Dazu der Rucksack, der mit vielen Tieren verschmückt war, machte es nicht besser.Louis dagegen bekommt das gar nicht mit, sondern stolpert mit einem unsicheren Blick hinter seiner Mutter her. Nervös kaut er auf seiner Lippe und mustert jedes einzelne Detail. Jetzt schon mochte er diese Schule nicht. Sie war viel grösser als seine alte Schule und überhaupt war sie trist und kahl.
Nirgendwo hingen selbstgemalte Bilder oder ähnliches. Doch vielleicht lag es daran, dass auf seiner vorherigen Schule die Grundschule mit dabei war, was hier nicht der Fall war. Louis vermisste sofort die bunten Wände und er fand einfach alles blöd.
Seine Mutter fand den direkten Weg zum Sekretariat, indem sie ihn anmeldete und sofort die Sache mit seiner Krankheit erklärte. Der 16-Jährige stand daneben und starrte die Schale mit den Bonbons an. Durfte er sich eins nehmen oder war die Frau mit den braunen Locken dann böse?
Als die Sekretärin jedoch seinen Blick sah, lachte sie und hielt ihm dann das Schälchen hin.
"Na komm, nimm' dir eins", lächelte sie freundlich und hatte ein wenig Mitleid mit dem Kleinen.
Sie hatte vorher noch nicht wirklich von dem Syndrom gehört und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie schwer es für ihn sein musste.Kichernd nahm sich der Teenager eins und hielt es dann sofort seiner Mutter hin, die es ihm aufmachen sollte.
"Bitte", quietschte er und konnte seinen Blick gar nicht von der Süssigkeit wenden.Lachend öffnete seine Mutter ihm dies und sofort verschwand das Bonbon in dem Mund des Kleinen.
Louis freute sich jedesmal wenn er Süßigkeiten bekam, denn er liebte sie über alles. Mit einem zufrieden Lächeln sah er zu Benno und fing an mit ihm zu reden.Seine Mutter fand einfach kein Ende mit dem Gespräch und deswegen bekam er Langeweile.
"Benni, meinst du wir können später zusammen auf den Spielplatz?"
Kichernd spielte er weiter mit seinem Stofftier, bis er von seiner Mutter unterbrochen wurde."Lou-Schatz, ich gehe jetzt ja? Ich hole dich nach der Schule wieder ab."
Sie küsste seine Stirn und fuhr noch einmal durch seine Haare. Louis starrte sie mit verängstigten Augen an.
"Lou jetzt alleine?"Sie seufzte. Sie wusste, dass gerade die Phase kam, in der er noch jünger als sonst war.
"Ein lieber Junge kommt gleich und passt auf dich auf ja? Er zeigt dir die Schule."
Sie schenkte ihm ein Lächeln, sah dann auf ihre Armbanduhr und erschrak."Ich muss jetzt los."
Nochmal wuschelte sie durch seine Haare.
"Tschüss Schatz. Tschüss Benno."
Mit diesen Worten rannte sie hektisch nach draussen. Sie hasste es zu spät zu kommen.Dort stand nun Louis und wusste nicht was er machen sollte. Er starrte den Boden an und hielt gerade noch seine Tränen zurück. Allein unter vielen neuen Leuten, da fühlte er sich unwohl. Gerade als er langsam losgehen wollte, in irgend eine Richtung, tippte ihn ein fremder Junge an.
Erschrocken fuhr der Kleine herum und blickte in ein lächelndes Gesicht. Der Braunhaarige hatte Locken und war ein ganzes Stück grösser als er, weswegen Louis nach oben sehen musste. Er trug komplett schwarze Klamotten mit weissen Sneakern. Sein Adidas Rucksack hing lässig über seiner Schulter.
Etwas ängstlich und mit roten Wangen starrte Louis ihn an. Noch nie hatte er so einen hübschen Jungen gesehen.
"Ich bin Harry", sagte er dann mit einer leicht rauen Stimme, weswegen der Dunkelblonde eine Gänsehaut bekam. Normal bekam er die doch nur wenn ihm kalt war, überlegte er verwirrt.Komplett aufgewühlt von diesen neuen Gefühlen stand er da und spielte mit seinen Fingern. Benno war ihm aus den Händen gefallen und lag nun am Boden.
Harry hingegen musterte seinen Gegenüber ebenfalls. Man sagte ihm, er solle einem Neuen die Schule zeigen. Er hätte eine Krankheit.Mehr wusste er jedoch nicht und nun sah er skeptisch auf die Klamotten des Kleineren. Das Kuscheltier hob er langsam auf und reichte es ihm.
"Und wie heisst du?", fragte er dann höflich um die unangenehme Situation zu retten."L-Louis", stotterte er und drückte gleich darauf Benno fest an sich. Er war nunmal schüchtern.
"B-benno." Bei diesem Wort zeigte er auf das Stofftier und zog seine Mundwinkel ein Stück nach oben."Freut mich euch kennen zu lernen. Ich soll dir die Schule zeigen."
Harry sah nochmal verwirrt zu dem immernoch ängstlichen Jungen und setzte sich dann langsam in Bewegung. Er nahm sich vor, sofort nachzufragen was der Kleine für eine Krankheit hatte.~•~
Der Wuschelkopf stand mit gesenktem Blick am Eingang der Schule. Wo bleibte seine Mami? Sie hatte doch gesagt, sie würde sofort kommen.
Der Schultag war schrecklich gewesen. Harry hatte ihm die Schule gezeigt und war kurz darauf verschwunden. Für einen kleinen Augenblick dachte Louis doch tatsächlich er wäre sein Freund. Dann erinnerte er sich, dass er noch nie einen Freund hatte.
Er verstand kaum etwas was im Unterricht besprochen wurde. Er sah aus dem Fenster, malte ein Bild oder kraulte Benno. Alles, aber nicht dem Unterricht folgen.
In der Pause sass er alleine in einer Ecke des Schulhofes und teilte sein Essen mit dem kleinen Stoffhund Benno. Er fütterte ihn, ass selbst ein wenig von seiner Brotdose, welche seine Mutter jeden Morgen liebevoll zubereitete.
Seine Mitschüler hatten erst über den Neuen gelästert, dann jedoch ihn völlig ignoriert. Er war wie Luft. Und Harry? Harry war nach der Besichtigung verschwunden. Und Louis wusste sofort, dass er Harry gerne als Freund hätte. Er mochte den Lockenkopf nämlich.
~•~
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show me your right side | larry ✔️
Truyện NgắnDie, in der ich nie ich selbst sein konnte. Mich immer verstecken und zurückziehen musste. Dabei wusste ich selbst nicht einmal, wer ich war. •*• cover by @fluegellosee