one ~•~

913 55 3
                                    

Die Sonne scheint fröhlich über das kleine Dorf, als der blaue Pkw in der Einfahrt hält. Ein grosses Haus erstreckt sich und lächelt ihnen freundlich entgegen. Der Vorgarten mit bunten Tulpen und wenigen Gänseblümchen lädt die Familie höflich ein.

"Mami, sind wir da?" Mit grossen Augen stolpert der 16-jährige nach draussen um sein neues Zuhause zu begutachten. Er selbst wusste nicht, dass er nun hier leben würde.

Benno fällt ihm dabei fast aus den Händen, da er zu überschwänglich war, wie so oft.
"Lou-Schatz, wir werden nun hier wohnen. Ist das nicht toll?"
Die junge Frau sieht ihren Sohn eine Weile lächelnd an, bevor sie ihm die Haare aus dem Gesicht streicht.

Der eigentliche Teenager allerdings sieht nur überfordert umher und weiss gar nicht wie ihm geschieht. Die großen Männer, die Möbel umher tragen machen ihm Angst. Er weiss nicht, was das alles hier soll und setzt sich kurzerhand auf die kleine Mauer am Rande der Strasse. Er hat das Bedürfnis zu weinen, doch unterdrückt er dies. Er ist doch ein grosser und tapferer Junge.

Seine ganzen Spielsachen sind noch in den vielen Kartons verstaut und so beobachtet er einfach das hektische Treiben. Er dachte sie gehen in den Abenteuerpark oder neue Spielsachen kaufen. Enttäuscht sieht er zu seinem besten Freund. Oft wundert er sich, warum die anderen Jungs in seinem Alter kein Kuscheltier haben. Ohne Benno könnte er gar nicht.

"Benni, was wollen wir machen?"
Er zieht seine Lippe nach vorne und betrachtet dann seine Schuhe. Als ihm eine grossartige Idee in den Sinn kommt, springt er freudig auf.
"Mami, gibt es hier einen Spielplatz?"
Grinsend hüpft er von einem Bein auf das andere. Er wollte unbedingt mit Benno rutschen gehen.

~•~

Normal durfte der Dunkelblonde nicht alleine weg. Doch seine Eltern hatte gerade andere Dinge im Kopf, als mit ihrem Sohn auf den Spielplatz zu gehen. Immerhin mussten bis heute Abend alle Betten stehen und das nötigste vorhanden sein. Außerdem war der Vater schon beruflich unterwegs, sein Job war oft ein grosses Fiasko. Wegen des Berufes musste auch der Umzug stattfinden.

So hopste Louis nun durch die Strassen des kleinen Dorfes und erfreute sich. Er war ein grosser Junge, er durfte alleine zum Spielplatz. Fest in seinen Armen, sein geliebtes Stofftier, das er überall mit hin nahm.

Als er den Spielplatz schon von weitem entdeckte, rannte er los, stolperte dabei fast über seine eigenen Füsse. Er war sehr tollpatschig. Vor Freude quitschte er und liess sich dann auf die Schaukel sinken. Eigentlich würde ihn nun seine Mutter anschubsen, doch er war auf sich alleine gestellt.
Kurzerhand beschloss er einfach den nächst besten zu fragen.
"Kannst du mich anschubsen?"
Dabei lächelte er so süss wie er nur konnte und zeigte somit seine Grübchen.

"Bist du neu hier?"
Der ältere Junge musterte ihn skeptisch und liess seinen Blick einmal über seinen Körper gleiten. Er runzelte seine Stirn als der den Teddybärenaufdruck und die Klettverschlussschuhe bemerkte. Auch bei dem Stofftier in seinen Armen, verzog er das Gesicht.

Louis zuckte nur mit den Schultern, verstand nicht ganz was er von ihm wollte. Er hatte doch nur gefragt, ob er ihn anschubsen kann.
Also schwieg er und drückte Benno fester an sich. Er hätte ihn nicht fragen sollen, im nach hinein war der Junge Angst einflößend.

"Warum antwortest du nicht?" Ein raues Lachen entwich dem Schwarzhaarigen, als er einen erneuten Blick dem kleinen schenkte.
"Wie alt bist du? Drei?"
Das sich der Junge gerade über ihn lustig machte, bemerkte Louis natürlich nicht. Erst als er eine Hand an seiner Schulter spürte, sah er auf.

"Schubst du mich doch an?"
Ein Funkeln erschien in seinen meeresblauen Augen, doch der größere lachte wieder nur.
"Schön wär's, hm?"
Ein leichter Stoß genügte und der 16-jährige lag im Sand. Schnell stand er auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. Es war doch seine Lieblingshose!

Er überlegte sich einfach zur Rutsche zu gehen und später, wenn der böse Junge weg war, wieder zu kommen und dann zu schaukeln. Aber er war zuerst da und somit wollte er sich das nicht gefallen lassen. Er stemmte seinen einen Arm in die Hüfte und versuchte genauso böse wie er zu sein.

Doch es funktionierte nicht. Wie auch? Er sah eher witzig aus, als Angst einflößend. Der unschuldige, kleine Junge bekam Tränen in den Augen, als er das raue Lachen immer und immer hörte. Das über ihn gelacht wurde, bekam er schon mit.

"Jetzt weinst du auch noch? Glaubst du, das macht die Sache besser?"
Spöttisch drehte sich der Junge um und verschwand. Zurück blieb ein weinender, aufgelöster Louis.

~•~

show me your right side | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt