Es war ungewohnt beim Essen zu sitzen und von dieser Stille umgeben zu sein. Normalerweise sprudelte es aus dem kleinen Jungen nur so heraus, doch heute schwieg er. Seine Eltern warfen sich verwirrte Blicke zu, Besorgnis lag in dem Blick seiner Mutter.
Lustlos stocherte Louis in seiner Lasagne, eigentlich war dies doch sein Lieblingsessen.
"Schatz, was ist denn los? Ist der Spielplatz nicht toll?"
Sie legte eine Hand auf die eingesackte Schulter ihres Sohnes, doch als dieser seinen Kopf hob, erschrak sie.Mit Tränen in den Augen sah dieser zu ihr hinüber.
"Mami, warum wollte mich der Junge auf dem Spielplatz nicht anschubsen?"
Er schniefte einmal und drückte Benno fest an sich. Selbst beim Essen sass das Stofftier auf seinem Schoss.Ein vielsagender Blick seines Vaters zu seiner Mutter.
"Weisst du, nicht jeder ist so nett und schubst dich an."
Ein zaghaftes Lächeln brachte sie über die Lippen und strich dann sanft eine entfallene Träne von der Wange ihres Sohnes. Sie wusste, dass er sehr nah am Wasser gebaut war und unheimlich schnell weinte."Gehst du dann morgen mit mir auf den Spielplatz?"
Aus grossen Kulleraugen sah der Kleine sie an. Niemals könnte sie diesem Blick widerstehen.
"Natürlich Schatz. Wenn du das magst."Louis nickte eifrig und begann dann zu Essen, wobei er sich natürlich einsaute und die Tomatensosse auf seinem Shirt landete.
Mit den Füssen wackelnd und mit vollem Mund, begann er nun vor sich hin zu quasseln, eben so wie er es immer tat.~•~
Gähnend kuschelte sich der 16-jährige an seinen Vater, der den kleineren vorsichtig auf den Arm nahm und mit ihm nach oben lief. Mit halb geschlossenen Augen sah er zu ihm hinauf.
"Papi, ich bin noch gar nicht müde", nuschelte er in den Pullover seines Vaters. Der lachte nur leise und liess ihn auf dem grossen Ehebett nieder."Morgen gehst du wieder in die Schule, deswegen musst du morgen fit sein und jetzt schlafen."
Langsam zog er ihn aus, um ihn gleich darauf seinen babyblauen Schlafanzug anzuziehen.
"Mag nicht Schule...", murmelte Louis wieder vor sich hin und schloss seine Augen nun ganz. Sein Daumen fand wie automatisch den Weg zu seinem Mund, während er mit dem anderen Arm seinen Benno fest an sich drückte.Lächelnd deckte der Vater seinen kleinen Engel zu und strich ihm noch die Haare aus dem Gesicht.
"Schlaf gut mein kleiner."
Einen Kuss hauchte er noch auf seine Stirn, ehe er das Zimmer verliess, jedoch die Tür einen Spalt offen liess.Louis ging auf eine normale Schule, seine Eltern wollten das er normal behandelt wird und genauso am Alltag teilnimmt. Natürlich war das eine Schwierigkeit, oft kam Louis aufgelöst nach Hause, weinte und wollte nie wieder nach draussen.
Seine Mitschüler sahen den unschuldigen, ahnungslosen Jungen oft als Mobbingopfer und viel zu oft schon, bekam er den einen oder anderen Schlag ab. Meistens verstand der 16-jährige jedoch nicht was sie von ihm wollten oder meinten. Schimpfwörter waren für ihn fremd, er wusste einfach nicht was sie bedeuteten.Gerade hatte er sich einigermaßen an die Schule gewöhnt, doch nun waren sie umgezogen. Seine Eltern machten sich Sorgen, dass er keinen Anschluss finden würde und wieder der Aussenseiter wurde. Freunde hatte Louis nicht gehabt, es hatte ihn aber nicht wirklich gekümmert. Er hatte Benno und seine Eltern, das genügte.
Den Schulstoff musste der Teenager immer nochmal mit seinen Eltern am Nachmittag durchgehen um wirklich mitzukommen. Die Lehrer wussten natürlich von seiner Krankheit und nahmen oft Rücksicht. Manchmal passierte es eben, dass sich Louis nicht mehr konzentrieren konnte und so fängt er mitten im Unterricht an zu malen oder packte sein Lego aus, wenn er welches dabei hatte.
Benno war natürlich auch dabei, jeden Tag. Deswegen wurde Louis am meisten gehänselt. Doch wie gesagt, das meiste verstand er einfach nicht.
~•~
"Lou, bitte beeil dich ein wenig", seufzte die gestresste Frau und warf einen erneuten Blick auf ihre Armbanduhr.
Der 16-jährige nahm sich jedoch alle Zeit der Welt und löffelte in Ruhe sein Müsli zu Ende. Er hüpfte von seinem Stuhl, schnappte sich Benno und wollte gerade nach oben laufen, als seine Mutter ihn festhielt.
"Was hast du denn jetzt noch vor?"
Verwirrt sah er zu ihr hinauf.
"Na spielen!"
Seine Mutter schüttelte allerdings nur den Kopf und zog ihm seine Jacke an.
"Dafür ist keine Zeit mehr.""Aber ich spiele jeden Morgen mit Benno!", protestierte Louis.
"Heute nicht. Wird sind zu spät dran."
Eigentlich durfte Louis nach dem Frühstück noch spielen, denn die Zeit reichte dafür ordentlich, doch heute hatte die kleine Familie verschlafen und war im Stress. Da musste das spielen wohl oder übel ausfallen.Dass Louis das nicht gut hiess, war alle mal klar, doch die junge Mutter hatte gerade keine Zeit gut auf ihn einzureden. Schnell band sie ihm die Schuhe zu, da Louis immer noch keine Schleife konnte, fuhr einmal durch seine Wuschelmähne, um diese zu richten und zog ihn dann Richtung Auto.
Vor sich hin schimpfend, stolperte Louis hinterher, versuchte dabei Benno und seinen Rucksack nicht fallen zu lassen.
"Mag nicht Schule", jammerte der Dunkelblonde wieder und liess sich von seiner Mutter anschnallen.
"Schatz, du musst. Schule ist sehr wichtig."
Einen Kuss drückte sie ihm auf die Wange, ehe sie hektisch einstieg und losfuhr.Bangel wie ihr Sohn auf der neuen Schule aufgenommen wird, machte sich in ihr breit. Sie wollte ihm auf keinen Fall etwas schlechtes hinzufügen.
~•~
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show me your right side | larry ✔️
Historia CortaDie, in der ich nie ich selbst sein konnte. Mich immer verstecken und zurückziehen musste. Dabei wusste ich selbst nicht einmal, wer ich war. •*• cover by @fluegellosee