epilog •~•

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                  •five years later•

Der erwachsene Lockenkopf war froh, dass er endlich sein Studium abgeschlossen hatte.

Es hatte oft an seinen Nerven gezogen und sämtliche Freizeit geraubt.

Nun hatte er beschlossen, erst einmal ins Ausland zu gehen. Er möchte sich dort selbst finden und kennenlernen.

Er fand, es war eine gute Idee.

Anne unterstützte ihren Sohn natürlich, denn was sollte sie auch sonst tun?

Sie hatte mit der Vergangenheit abschliessen müssen und hoffte nur das beste für ihren Sohn, denn sie wusste, dass dieser noch lange Zeit Louis hinterher getrauert hatte.

Von Jay war nichts mehr zu hören. Sie verschwand damals und hinterließ keine Spuren. Vielleicht war es auch besser so.

~•~

"Mum, ich bin doch nicht für immer weg", murmelte Harry bestimmt schon zum zehnten mal und drückte seine Mutter fest an sich.

Seufzend sah Anne nach oben, denn der Lockenkopf war ein ganzes Stück grösser.

Sie musste mit Stolz sagen, dass ihr Sohn ein toller Mann geworden war.

"Pass' auf dich auf mein Schatz."

Sanft strich Anne über die Wange ihres Sohnes und brachte ein Lächeln über die Lippen.

"Harry, wenn du wieder kommst, weisst du, was dich erwarten wird oder?"

Harry zog kurz eine Augenbraue nach oben, erinnerte sich und nickte dann.

"Klar. Das haben wir doch besprochen, Mum."

~•~

Anne brauchte jemanden, um den sie sich kümmern musste. Jemanden, der sie brauchte.

Sie wollte ihre Mutterrolle nicht verlieren.

Also beschloss sie, ein Kind zu adoptieren. Diese Idee kam nachts und war völlig skurril, doch als sie Harry davon erzählte, war der völlig begeistert.

Denn er wusste, dass er seine Mutter nicht allein lassen konnte.

Anne fuhr direkt in ein Heim. Sie hatte einen Termin ausgemacht und konnte es kaum erwarten.

Die bemalte Tür liess sie Lächeln und als sie das alt zu bekannte Kinderschrei von drinnen wahrnahm, schlug ihr Herz um einiges schneller.

"Guten Tag Frau Styles", begrüsste sie eine Frau des mittleren Alters.

"Wir haben telefoniert."

~•~

Eine kleine Führung durch das Kinderheim und Anne fühlte sich immer sicherer, einen kleinen Schützling aufzunehmen.

Als letztes betraten sie den Gemeinschaftsraum und das erste was sie sah, liess sie mitten in ihrer Bewegung verstummen.

An einer Wand, wo viele Kinderbilder ihren Platz fanden, hing ein Bilderrahmen. Darin ein Foto von Louis.

Es musste erst vor kurzem gemacht worden sein, denn er wirkte um einiges älter und erwachsener. Er war nicht mehr der kleine, süsse Lou den Anne kennengelernt hatte.

Er lächelte etwas und seine Wuschelmähne war eins zu eins die selbe wie damals.

"Warum hängt das Bild hier?", fragte Anne dann leise und konnte ihren Blick kaum abwenden.

"Sie kennen Louis?"

Verwundert sah die Leiterin zu der Mutter. Sie hatte nicht gewusst, dass jemand den kleinen Engel kannte, denn es wirkte immer so, als habe er keine Verwandten oder Freunde.

"Er war...-", kurz stockte Anne. In welchem Bezug stand sie eigentlich zu dem Wuschelkopf?

"Er war mein Sohn."

Es war keine Lüge. Denn Louis war wie ihr zweiter Sohn, keine Frage.

Natürlich fragte die Leiterin nicht nach. Sie hatte auch keinen Grund dazu.

Sie brachte nur einen seltsamen Laut über ihre Lippen.

"Mein Beileid. Louis war ein toller Junge", sagte sie dann leise.

Anne fuhr herum. Sie starrte der Dame tief in die Augen.

"Sie wissen nicht was passiert ist? Louis kam ein paar Wochen zuvor hier in das Heim. Leider hatte er uns schon bald verlassen."

Erst jetzt realisierte Anne was sie soeben erfahren hatte. Benommen liess sie sich auf einen Stuhl sinken.

Eine einzelne Träne fand den Weg über ihre Wange.

"Er hat uns mit einundzwanzig Jahren verlassen", sagte die Leiterin erneut.

"Er hat es nicht verdient."

Es trifft immer die Menschen, die es nicht verdienen. Trotzdem war es für Louis eine Erlösung. Denn er wollte nicht länger auf dieser Welt bleiben, wo er behandelt wurde, als sei er ein kranker Mann.

Denn das war er nicht.

Er konnte nichts für seine Krankheit und wäre man nur richtig mit dieser umgegangen, hätte man ein Leben mehr retten können.

Hiermit ist diese Geschichte beendet. Ich hoffe sie hat euch gefallen und konnte euch vielleicht zum Nachdenken anregen.

xx / carina

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