eleven ~•~

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"Es tut mir leid."

Es waren vier aufrichtige Worte und sie waren wirklich bitterernst gemeint. Harry meinte es genau so, wie er es aussprach.

Und in genau diesem Moment, verzeihte Jay dem aufgelösten Lockenkopf auch. Sie könnte ihm nie lange böse sein.

Und Louis kam langsam angetapst. Er konnte sich nicht lange alleine beschäftigen und nach nur zehn Minuten wurde ihm schon langweilig. So versuchte er leise sich nach unten zu schleichen und zu lauschen.

Doch Louis war nunmal ein Tollpatsch und so stolperte er, mit Benno in seinen Armen, die Treppe nach unten. Schnell versuchte er sich zu verstecken, doch natürlich hatten ihn beide schon entdeckt.

Der Wuschelkopf war noch immer etwas wütend, zwar nicht mehr ganz so sehr wie vor ein paar Minuten, doch immer noch so stark, dass er sich nicht neben ihn setzen wollte.

Er zog seine Stirn zusammen und versuchte sich an einem bösen Blick. Der ihm deutlich misslang.

Und nach ein paar Sätzen von Harry, einer langen Umarmung und einer Runde Verstecken, war Louis nicht mehr böse auf den Älteren.

~•~

Der junge Vater verkraftete den Tod seiner Mutter nicht besonders. Am Anfang konnte er es gut überspielen, hatte keine Schwierigkeiten. Doch mit der Zeit wurde es ihm immer mehr bewusst und er realisierte es richtig. Er hatte seine Mutter verloren.

Er konnte sich kaum bei der Arbeit konzentrieren, hatte immer schlechte Laune und versank schliesslich in Depressionen. Auch fing er mit dem Rauchen wieder an, dass er damals - Jay zu Liebe - aufgegeben hatte.

Louis merkte, dass etwas mit seinem Papa nicht in Ordnung war. Doch er wusste nicht genau was.

Wenn er ihn fragte, ob sie spielen wollen oder er ihm etwas vorlesen kann, lehnte er grundsätzlich ab. Den Kleinen machte das traurig und so kam es, dass er immer öfters nach der Schule mit zu Harry ging.

Dort fühlte er sich wohler, wurde von Anne von vorne bis hinten bedient und wie ein Prinz behandelt. Eben so, wie es dem Wuschelkopf gefiel. Er war nunmal eine kleine Diva.

Es kam schließlich so weit, dass selbst Jay den Bezug zu ihrem Mann verlor. Sie fragte sich oft, wie sie ihm denn am Besten helfen könnte und hatte so die eine oder andere Therapie vorgeschlagen.

Doch der depressive Vater war strikt dagegen und weigerte sich grundlegend.

Und so kam es, dass er eines Tages auszog. Jay und er hatten gemeinsam beschlossen, dass es das Beste für beide Seiten wäre. Zumindest für's erste. Es konnte ja nie jemand wissen, wie es in der Zukunft aussieht.

Louis verstand es nicht. Plötzlich war Papa weg und er kam auch nicht mehr nach der Arbeit. Lag es an ihm?

Auch in seinem kleinen Köpfchen ratterte es und er stellte sich viele Fragen.

Als er seine Mutter fragte, antwortete diese: "Papa wohnt jetzt in einer Wohnung, weil es ihm momentan nicht so gut geht. Am Wochenende können wir ihn besuchen."

Sie strich ihrem Sohn zärtlich eine Strähne hinter sein Ohr und versuchte den beunruhigten 16-jährigen zu trösten. Dieser starrte sie mit grossen Augen an.

"Papi weg?"

Mochte er ihn etwa nicht mehr? Aber sie hatten doch immer so schön zusammen gespielt! Und ihm hatte es auch Spass gemacht!

"Er wird wieder kommen."

Und Jay hoffte es wirklich. Sie hoffte, dass es dem jungen Mann bald besser gehen würde. Sie liebte ihn genauso wie am ersten Tag und wollte ihn keinesfalls einfach so gehen lassen.

show me your right side | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt