eight ~•~

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Mit offenem Mund und grossen Augen blickte Louis zu dem Größeren. Er bewunderte den Älteren. Er konnte so vieles!

Harry verschwand kurz in die Küche, um dem Kleinen seine Flasche zu machen. Es war erst dreiviertel acht, doch Louis gähnte ununterbrochen und konnte kaum seine Äuglein offen halten. Also beschloss Harry, dass es besser wäre ihn ins Bett zu bringen.

Louis trug heute ein T-Shirt, welches einen Aufdruck mit einem Dino hatte. Es war grün und der Dino lächelte fröhlich. Es war eines seiner Lieblingsshirts. Außerdem hatte er eine weite Schlafanzughose an, auf dem sämtliche Autos abgebildet waren. Kuschelsocken durften natürlich nicht fehlen, denn Jay wollte nicht, dass ihr kleiner Boo kalte Füsse hatte. Alles in einem, eine sehr süsse Kombi.

Als Harry zurück kam, mit einer fertigen Flasche in der Hand, musste er augenblicklich lächeln. Der Kleine lag eingerollt auf der Couch, hatte seine Augen nur noch halb offen und lutschte zufrieden an seinem Daumen.

"Kleiner, komm ich bring dich gleich ins Bett. Hier ist noch deine Flasche."

Sanft hob er den fast schlafenden Wuschelkopf auf seinen Schoß, hielt ihn wie ein Baby in seinem Arm.

Es war komisch. Er hatte wenig mit dem Kleinen zu tun und doch waren sie so vertraut.

Eigentlich müsste Louis dem Älteren doch böse sein, denn er hatte ihn abgewiesen und war ziemlich kalt zu ihm.

Aber er vermutete, dass er gerade in einer Phase war, wo er vermutlich geistlich ein Jahr alt war. Und mit diesem Alter machte man sich darüber keine Gedanken.

Eifrig nuckelte der eigentlich 16-jährige an der Flasche, setzte kein einziges mal ab. Mit grossen Kulleraugen sah er zu Harry hinauf, der ihn liebevoll betrachtete und sanft seinen Rücken streichelte. Harry wäre sicherlich ein guter Vater.

~•~

"Vorlesen!"

Kichernd sass der Wuschelkopf in seinem Bett, welches mit unzähligen Kuscheltieren befüllt war. Wie würde der Kleine dort noch einen Platz finden?

Seine hellblaue Kinderbettwäsche mit kleinen Tieren darauf, zog er bis zur Nasenspitze nach oben. Er hatte ein niedliches Lächeln im Gesicht, seine Augen strahlten förmlich und seine Müdigkeit war mit einem male verblasst.

Und ja, Louis mochte Tieris gerne. Überall was man finden konnte, war mit mindestens einem Tier verschmückt.

"Was soll ich dir denn vorlesen?", fragte Harry, der sich vor das Bett kniete und den Kleinen aufmerksam musterte. Hatte er alles richtig gemacht, was Jay gesagt hatte?

"Tieris!"
Mit seinen kleinen Händen zeigte Louis auf das aufgeschlagene Buch, welches neben dem Bett lag. Es war eher ein Bilderbuch, wo die Tiere eines Bauernhofs beschrieben wurden.

Leicht schmunzelnd nahm der Lockenkopf das Buch in die Hand, musste dabei einmal breit Grinsen und schlug es dann auf.
Es war eindeutig ein Buch für Kleinkinder, die gerade sprechen lernten.

Behutsam drückte Harry den Kleinen zurück, deckte ihn ordentlich zu und strich eine entfallene Haarsträhne aus seinem Gesicht.

"Okay", murmelte er dann und fing mir ruhiger Stimme an zu lesen.
Diese raue, sanfte und beruhigende Stimme, liess den 16-jährigen augenblicklich die Augen schliessen. Konzentriert versuchte er nicht sofort einzuschlafen, er wollte alles von dem Buch mitbekommen!

Doch irgendwann packte ihn die Müdigkeit und verschwand mit ihm in das Land der Träume.
So lag er, mit offenem Mund und eingerollt wie eine kleine Katze, in dem überfülltem Bett. Benno drückte er fest an seine Brust, ein wenig sabberte er auf den Kopf des Hundes.

Harry beobachtete ihn still, musste einfach nur breit Lächeln und konnte nichts dagegen tun. Wie konnte der Kleine ihn innerhalb eines Tages ihn so in seinen Bann ziehen?

Seufzend stand er auf, liess die Türe einen Spalt offen und ging dann leise die Treppe nach unten. Bis Mitternacht würde es noch ein Weilchen dauern und so machte er es sich auf der Couch bequem. Im Hintergedanken, immer mal wieder nach Louis zu schauen.

Er zog sein Handy aus seiner Hosentasche und musste schmunzeln, als er sah, dass seine Mutter ihn mehrmals angerufen und einige Nachrichten geschrieben hat. Sie konnte es einfach nicht lassen sich Sorgen zu machen.

Er schrieb eine kurze Nachricht zurück und stand dann wieder auf, um seinen regelmäßigen Besuch bei Louis auszuführen.

In dem Kinderzimmer brannte Licht, als er vorsichtig die Tür öffnete. Er erschrak, als er sah wie der kleine Wuschelkopf weinend auf dem Bett sass und die Giraffe an sich drückte. Sein Herz zerbrach in zwei Teile, es fühlte sich unglaublich schmerzhaft an.

"Hey kleiner", murmelte er und ging schnell auf Louis zu, um ihn in seine Arme zu ziehen. Fest drückte er den zierlichen Jungen und versuchte ihn zu beruhigen.

"L-Lou dachte alleine und Harry weg....", schluchzte er und schniefte dann einmal. Er vergrub sein Gesicht in dem Pullover von Harry und krallte sich mit seinen Händen an den Stoff.

Der Grössere musste lächeln. Wie niedlich er doch war. Er konnte nicht ohne ihn schlafen.

Schnell hauchte er ihm einen Kuss auf seine zerzausten Haare und legte sich dann vorsichtig mit ihm nach hinten.
Die Decke zog er dem Kleinen wieder bis zur Nasenspitze.

"Ich bin da ja? Ich pass doch auf dich auf."
Er strich wieder eine Strähne aus seinem Gesicht und wischte sanft eine Träne von seiner Wange.

Zufrieden schloss Louis seine Augen, kuschelten sich mehr an den Lockenkopf und siehe da - Benno war vergessen. Das erste mal, schlief er ohne das Stofftier ein. Er beachtete es nicht einmal.

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Als Jay mit einem breiten Lächeln die Wohnungstür aufschloss, war es sehr ruhig in dem Familienhaus. Kein Fernseher der lief, kein Licht das brannte.

Schnell zog sie ihre Schuhe aus, verzog kurz ihr Gesicht, als sie den engen Schuh von ihrem Fuss strich. Sie hatte sich doch tatsächlich Blasen gelaufen.

Ihr Mann hatte ebenfalls ein breites Lächeln im Gesicht. Sie hatten einen wunderschönen Abend und haben nach etlichen Jahren ihre Zweisamkeit in vollen Zügen genossen. Gerne würden sie diesen Abend wiederholen und hoffte deswegen umso mehr, dass die zwei Jungs sich gut verstanden und alles klappte.

Leise huschte sie die Treppe nach oben, hatte leichte Panik, da sie dachte Harry wäre schon längst wieder nach Hause gegangen.

Doch als sie Louis' Zimmer betrat, schmolz ihr Mutterherz von einer Sekunde zur anderen. Wie ihr Kleiner eng gekuschelt an den Größeren schlief, brachte sie zum Grinsen. Und Benno lag auf dem Boden, so wie die meisten anderen Kuscheltiere. Es war einfach zu wenig Platz für zwei Teenager und zwanzig Stofftiere.

Harry schlief ebenfalls, hatte einen Arm um den 16-jährigen gelegt und hatte einen ruhigen Atem. Sie wollte keinesfalls den 18-jährigen wecken und nun nach Hause schicken. So würde sie außerdem Louis wecken und wenn der Kleine nachts wach wurde, konnte es unangenehm werden.

Eine größere Gestalt schlich sich hinter die lächelnde Mutter und legte behutsam einen Arm um ihre Taille.
"Ich glaube sie hatten einen netten Abend und verstehen sich gut", flüsterte ihr Mann Jay ins Ohr.

Jay hatte während der Autofahrt ein wenig Panik geschoben, war sich unsicher ob alles klappen würde. Louis war eben noch nie alleine gewesen und Harry war eigentlich ein Fremder den er nicht kannte.

Sie machte sich große Sorgen, wäre doch noch umgedreht, wenn ihr Mann ihr nicht gut zugesprochen hätte. Sie sollte den Abend geniessen und ja, das hat sie auch.

Für ein paar Stunden verschwanden ihre Unsicherheit und die Sorge um ihren Sohn. Ja, sie schien wie ausgewechselt.

"Lass uns auch schlafen gehen", flüsterte Jay zurück und ihr breites Lächeln wollte gar nicht verschwinden.

Einen letzten Blick schenkte sie den kuschelnden Teenagern, konnte es kaum fassen und verliess dann das Kinderzimmer ihres Sohnes. Und diese Nacht schlief die junge Mutter besonders gut.

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show me your right side | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt