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Der 16-Jährige sass auf dem Boden im Wohnzimmer und spielte mit seinem Bauernhof. Die 'Tieris', wie er sie nannte, mussten nämlich alle mit Essen versorgt werden. Benno leistete ihm Gesellschaft und half ihm ab und zu ein wenig.

So sprach er vor sich hin und hatte ein typisches Louis-Lächeln auf den Lippen. Der Kleine wirkte zufrieden und doch war seine Mutter besorgt.

Er hatte kaum ein Wort zu der Schule gesagt. Er verstand den Stoff nicht, das wusste sie. Jedoch hatte sie nicht ahnen können, dass ihm die neue Umgebung doch mehr zu schaffen machte, als sie dachte.

Die Lehrer waren alle nett und verständnisvoll, doch die Mitschüler das komplette Gegenteil. Das wusste die junge Frau genauso, doch was konnte sie nur tun, damit es ihrem 'kleinen Boo', wie sie ihn liebevoll nannte, besser ging?

Sie wollte doch nur, dass Louis sich dazugehörig und verstanden fühlte.
Die Heimfahrt hatte der Teenager geschweigt. Beim Essen hatte er sich doch getraut und mit strahlenden Augen von einem gewissen Harry erzählt.

Es klang wie eine Schwärmerei, nur verniedlicht. Mit einem breiten Lächeln hörte sie ihrem Sohn zu, der mehr als glücklich in diesem Moment scheint, doch sofort erlosch es, als sie mitbekam das Harry verschwunden war nach der Führung.

"Hast du ihn nicht mehr gesehen?", fragte sie den schmatzenden Louis.
"Nein, Mami. Hab ich doch gesagt", murmelte er mit vollem Mund zurück. Entsetzt und etwas enttäuscht ass sie weiter. Sie dachte er kümmerte sich ein wenig um Louis.

Immerhin hatte sie der Schule gesagt einen Jungen auszuwählen, der nicht abgehoben oder zu cool dafür war. Er sollte sich einfach nur darum kümmern, dass Louis sich ein wenig wohler in der neuen Schule fühlt.

"Boo, wir müssen noch deine Hausaufgaben zu Ende machen", riss Jay, seine Mutter ihn nun aus seinem Spielchen. Dabei deutete sie auf das aufgeschlagene Heft auf dem Küchentisch.

"Lou aber nicht mag. Viel lieber spielen mit Benno", kicherte er und wendete sich sofort wieder seinem Bauernhof zu.
Laut seufzte Jay auf. Wie sollte das nur weitergehen? Es schien immer schlimmer zu werden.

Für eine Weile dachte sie, es würde besser werden. Nun verhielt er sich noch kleiner als sonst. Und wenn er in der dritten Person von sich sprach, hiess das meistens, er wollte auch wie ein kleines Baby behandelt werden.

Die Mutter versuchte auch gar nicht jetzt weiter zu diskutieren, denn sie wusste genau, dass am Ende der zerbrechliche Louis weinen würde. Und darauf konnte sie verzichten. Sie hasste es, wenn ihr Kleiner weinte und das kam öfter vor, als sie wollte.

"Mami mitspielen!" Mit strahlenden Augen hielt er eine Figur in die Luft, die ein Pferd darstellen soll.
"Die Pferdis müssen Gassi gehen."
Er lachte dabei und wirkte sorgenfrei. In diesen Momenten war er das auch, denn er dachte wie ein kleines Kind. Und kleine Kinder waren nunmal sorgenlos.

"Schatz, Pferde gehen nicht Gassi", lächelte sie ihren Sohn an und liess sich neben ihn auf den Boden fallen.
"Doch! Hundis auch Gassi gehen!", versuchte Louis es besserwisserisch.

"Aber Pferde nicht. Man kann sie ausreiten." Sie strich ihm eine entfallene Strähne von der Stirn und musterte dann ihren Sohn komplett.

Wie er dort im Schneidersitz sass, mit dem Stofftier im Schoss, sah mehr als nur niedlich aus. Er hatte seine Augen konzentriert zusammen gezogen, dabei bildenden sich kleine Fältchen auf seiner Stirn. Seine rosanen Wangen glänzten im Schein des Lichts und passten perfekt mit der Farbe seiner Lippen zusammen.

Das riesige Shirt, welches er trug, war mit einem Aufdruck eines Fussballspielers verziert. Die Jogginghose hingegen war schlicht und es hat Jay viel Mühe gekostet, Louis zu überreden diese Hose anzuziehen. Sie war ihm zu langweilig.

Dann hatte er es doch mit sich machen lassen, jedoch nur wenn er seine Lieblingskuschelsocken anziehen darf. Sie waren hellblau mit vielen kleinen Süßigkeiten darauf. Jedemal versuchte er diese zu zählen, doch versagte schon nach dem zehnten.

Ein Klingeln unterbrach die Zwei.
"Lou macht auf!" Mit diesem Satz, sprang der Dunkelblonde auf und rannte zur Tür. Er dachte es wäre sein Papa, doch ein Blick auf die Uhr verrät Jay, dass es ihr Mann noch nicht seien konnte.

Also stand sie ebenfalls auf und ging zur Tür, wo Louis mit grossen Augen zu einer Brauhaarigen Frau hinauf sah. Für sein Alter war er sehr klein.

Die Frau hatte ein Lächeln auf den Lippen und direkt war sie Jay sympatisch. Sie trug eine rote Bluse und eine einfache Jeans.

"Guten Tag. Ich wollte nur mal sehen wer unsere neuen Nachbarn sind", lachte sie und wendete ihren Blick von Louis auf seine Mutter.
"Ach herrje, wir haben ganz vergessen uns vorzustellen", meinte Jay verlegen und reichte der Dame die Hand.

"Jay und das ist mein Sohn Louis. Mein Mann ist noch auf Arbeit, aber müsste auch bald kommen. Wollen Sie nicht reinkommen?", lächelte die junge Mutter freundlich.

"Ich bin hier um Sie zum Essen einzuladen."
Während die zwei Frauen sich angeregt unterhalten und dabei schienen, als kennen sie sich schon ewig, stand Louis nur daneben und beobachtete wie die Schnur an der Bluse der anderen Frau hin- und her wedelte.

Er hasste es keine Aufmerksamkeit zu bekommen, weswegen er seine kleine Hände in den Sweatshirt seiner Mutter krallte. Die sah kurz zu ihm hinunter und fuhr durch seine Haare.

"Dann sehen wir uns heute Abend, Anne." Die zwei Frauen waren schnell vertraut und auf das 'Du' zurück gekommen. Mit einem Lächeln verschwand Anne in das grosse blaue Haus gegenüber.

Louis mochte dieses Haus, weil im Garten ein Trampolin stand. Vielleicht darf er ja mal darauf springen. Bei diesem Gedanken, lächelte er automatisch und ging dann langsam wieder zu Benno zurück.
Er hatte ihn schon viel zu lange allein gelassen.

"Also Boo, wir müssen jetzt wirklich deine Hausaufgaben machen, denn später sind wir bei Anne und ihrer Familie zum Essen eingeladen."

Und nun hoffte sie, dass es keine Diskussion geben würde. Doch an dem Gesicht ihrers Sohnes, wusste sie sofort, dass es keine leichte Sache wird.

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show me your right side | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt