Kapitel 6

40 5 0
                                    

Oben angekommen stellte ich den Spielzeugjungen erst einmal in mein Zimmer, und schloss dann gründlich ab. Danach ging ich zu Mama in die Küche und richtete ihr den schönen Gruß von Papa aus.

„Danke", antwortete sie, „deckst du bitte gleich den Tisch? Dann können wir zu Abend essen, sobald Papa auch da ist."

„Ja, mach ich", sagte ich und war froh, dass sie nicht über Katraana sprach. Kaum war ich fertig mit dem Tischdecken, da kam auch schon Papa. Er setzte sich an den Tisch und fragte:

„Was gibt es denn zu essen?"

„Spaghetti alla Rever", schmunzelte meine Mama gut gelaunt.

„Lecker!", meinten mein Vater und ich wie aus einem Mund und Mama fing an zu lachen.

Als wir fertig gegessen hatten sagte ich zu ihnen, dass ich hochginge, um Hausaufgaben zu machen.

Nachdem ich in meinem Zimmer war, sperrte ich die Tür wieder zu und suchte den Jungen. Denn er war, wie ich mit Entsetzen feststellen musste, verschwunden.

Vor dem Essen hatte ich ihn auf den Schreibtisch gestellt, aber da war er nicht mehr. Nachdem ich das ganze Zimmer durchsucht hatte, setzte ich mich auf mein Bett und sagte zu mir selbst:

„Ich hätte ihn doch ausschalten sollen!"

„Wen?", sagte auf einmal jemand. Ich schaute mich verwirrt um, konnte aber niemanden sehen. Fast meinte ich mich verhört zu haben, aber dann sagte wieder jemand.

„Schau mal nach oben." Ich blickte hoch und da saß, ich glaubte es selbst nicht, der Junge auf meinem Lampenschirm. Er grinste zu mir herunter.

„Findest du das lustig?", stellte ich ihn empört zur Rede.

„Du etwa nicht?", fragte er zurück.

„Nein, ich finde das gar nicht lustig! Du hättest dich auch einfach zeigen können, als ich dich suchte!"

„Das hätte aber nicht so viel Spaß gemacht."

„Du kommst jetzt sofort hier herunter!", befahl ich in einem energischen Ton und der Junge sprang auf mein Bett.

Ich nahm ihn wortlos in die Hand, worauf er sich wehrte, und stellte ihn auf den Schreibtisch.

„Was soll das?", fragte er.

„Nichts soll das. Ich muss noch meine Hausaufgaben machen und ich will nicht, dass du meine Sachen durchwühlst. Also stell ich dich auf den Schreibtisch.", sagte ich zu ihm und versuchte nicht auszurasten.

„Was sind Haauuuusauuufgaaabeen?", fragte er und dehnte das Wort so in die Länge, dass ich es beinahe nicht wiedererkannt hätte.

„Du weißt nicht was Hausaufgaben sind?", fragte ich ihn mittlerweile etwas genervt, „Wo kommst du denn her?"

„Ich komme von einem Planeten namens Horara."

„Horara? Was ist das denn?"

„Ein Planet!", entgegnete nun er genervt.

„Ja, das weiß ich! Hast du gerade gesagt.", antwortete ich ihm, glaubte ihm aber kein Wort, „Ich mache jetzt aber meine Hausaufgaben."

„Was sind Hausaufgaben?", fragte der Kleine wieder.

„Hausaufgaben sind Hausaufgaben!", sagte ich, „und die will ich jetzt bitte machen, sonst muss ich in der Schule nacharbeiten."

Ich beugte mich über meine Hefte, als er wieder zu sprechen begann:

„Was ist eigentlich Schule oder nachar..."

„Halt endlich die Klappe!", fuhr ich ihn an, da er mich langsam aufregte. Scheinbar hat das gewirkt, denn er sagte die ganze Zeit über kein Wort mehr.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und stellte fest, dass ich die ganze Nacht über meinen Heften geschlafen hatte.

„Du bist bei deinen sogenannten Hausaufgaben eingeschlafen", sagte eine Stimme, die ich zunächst nicht einordnen konnte, aber da fiel mir der Junge, das Pulver und der ganze gestrige Tag wieder ein. Ich schaute zu dem Kleinen. Er hatte meinen Füller in der Hand und sagte ganz stolz: „Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis ich herausfand, wie dieses Ding hier funktioniert." Er hob meinen Füller in die Luft.

„Aber ich habe es geschafft. Und schau mal!" Er zeigte mir mein Mathe Heft.

„Ich habe für dich deine Hausaufgaben gemacht, damit du nicht nacharbeiten musst. Was auch immer das bedeutet." Etwas verwirrt schaute ich auf mein Heft und musst mit Entsetzen feststellen, dass der Junge irgendwelche Zeichen in mein Heft gekritzelt hatte.

„Du dummer kleiner Kerl!", schrie ich ihn an und wollte ihm an die Gurgel gehen, aber da rief meine Mutter nach oben:

„Connor, es ist Zeit für die Schule!"

„Stell ja nichts an während ich weg bin. Sonst zerlege ich dich in alle Einzelteile.", sagte ich zu ihm, nahm meine Schultasche und ging nach unten. Dann lief ich noch mal schnell nach oben und sperrte mein Zimmer ab.

„Hey, was soll das? Das ist ...", rief der Junge hinter der verschlossenen Tür, aber den Rest hörte ich nicht mehr.

When the toys become alive - Der magische WürfelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt