Kapitel 2

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Am nächsten Morgen war Samstag, was bedeutet, dass ich endlich wieder ausschlafen konnte. Gut, dass es Wochenenden gibt! Aber um neun Uhr stand ich dann doch lieber auf. Ich wollte meinen Vater fragen ob ich am Nachmittag den Laden übernehmen konnte.  Katraana wollte ja heute kommen! Also suchte ich meinen Vater und fand ihn schließlich beim Aufräumen des Ladens.

„Guten Morgen Dad.", hüpfte ich gut gelaunt in den Laden.

„Morgen Connor,", meinte mein Dad flüchtig, „Ich habe heute leider gar keine Zeit für dich, da die Lieferung jetzt in den Laden gehört. Du hast sie ja gestern schon in den Lagerraum gebracht. Ach ja, am Nachmittag habe ich wieder ein Vorstellungsgespräch ..."

„Genau! Deshalb bin ich ja hier", unterbrach ich ihn, „Ich wollte fragen ob ich den Laden heute Nachmittag wieder übernehmen kann."

„Würdest du das wirklich tun?", fragte er ungläubig und stoppte seine Arbeit, „Einfach so?"

„Ja klar!", sagte ich.

„Nicht nur wegen dem Mädchen das heute kommt, oder?", entgegnete er und schaute mich eindringlich an.

„Nein!", sagte ich schnell. „Niemals würde ich nur wegen einem Mädchen deinen Laden übernehmen.", versuchte ich möglichst gelassen zu sagen.

„Okay.", antwortete mein Vater misstrauisch gab sich aber mit meiner Antwort zufrieden und setzte seine Arbeit fort.

Ich hasste lügen, aber das war doch nur eine kleine Notlüge, oder etwa nicht? Jedenfalls hatte mein Vater nicht bemerkt, dass ich log, obwohl ich das eigentlich echt nicht gut konnte. Wenn ich daran denke, wie ich damals als Siebenjähriger die Haarbürste meiner Mutter auslieh. Ich habe die Bürste hergenommen um Struppi, den Nachbarshund, zu bürsten. Dann habe ich aber vergessen sie zurückzulegen. Und als mich Mom fragte, ob ich ihre Bürste gesehen hatte, und ich verneinte, bin ich, nachdem sie gefragt hatte „wirklich" in Tränen ausgebrochen und habe ihr alles gebeichtet.

Es wurde gegen eins, als ich diesen blöden Deutschaufsatz endlich fertig hatte. Wir hätten eigentlich nur eine Textzusammenfassung schreiben müssen. Tobi, mein Freund, hatte aber heute angerufen und gesagt, dass wir auch noch den zweiten Text zusammenfassen müssten. Jetzt hatte ich zwei Aufsätze gemacht. Und gerade als ich mit beiden fertig gewesen war, rief Tobi noch mal an und sagte, dass wir doch nur den ersten machen müssen.

Super!

Nach der Mittagspause war ich im Laden um auf Katraana zu warten. Sie kam um drei und hatte ihren Bruder dabei.

„Hallo Connor", begrüßte sie mich, als sie zur Ladentüre hereinkam.

„Hi", erwiderte ich, „ist das dein Bruder?"

„Ja, das ist Leon."

„Das ist der Spielzeugladen, den du mir zeigen wolltest?", maulte Leon ohne mich eines Blickes zu würdigen.

„Der ist doch toll! Hier sind lauter schöne Sachen. Also, such dir was aus.", sagte Katraana zu Leon.

„Hier sind aber gar keine Action Figuren.", motzte der Kleine rum, „Ich will zu dem Laden im Stadtzentrum, da gibt es wenigstes Star-Wars-Figuren."

„Ähm, Entschuldigung", mischte ich mich jetzt auch ein, „Wir haben da drüben Luke Skywalker, seinen Vater Darth Vader und Jedimeister Yoda."

Kaum hatte ich das gesagt, war Leon auch schon voller Vorfreude bei dem Regal.

„Tut mir leid, wegen meinem Bruder ... Er ist manchmal etwas eigenwillig.", entschuldigte sich Katraana.

„Wenigstens hast du Geschwister!", erwiderte ich.

„Ich wäre froh, wenn ich ein Einzelkind wäre.", meinte Katraana.

„Sag sowas nicht! Das ist total langweilig, weil man immer allein ist..."

Leon schlenderte vom Regal wieder zurück. In der Hand hatte er Darth Vader und Luke Skywalker. „Die will ich!", meinte er und zeigte sie gebieterisch Katraana.

„Es gibt nur eine von den beiden.", entgegnete sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Aber, ...", fing Leon an, doch Katraana funkelte ihn nur mahnend an, woraufhin er schließlich klein bei gab und sich ganz schnell für Darth Vader entschied.

Katraana lächelte zuerst Leon und dann mich an und fragte: „Wie viel kostet er denn?"

„Oh, der kostet 15€", sagte ich und sie gab es mir gleich passend. Ich verpackte ihr die Figur, dann verabschiedete sie sich und ging mit ihrem Bruder nach draußen.

Traurig legte ich das Geld in die Kasse, als mir ein kleiner Zettel entgegenflog.

war auf ihm zu lesen. Der Zettel hatte wohl zwischen den Geldscheinen gesteckt. Ich freute mich wahnsinnig und nachdem ich ihn lächelnd für ein paar Sekunden beäugt hatte, steckte ich ihn grinsend in die Hosentasche.

When the toys become alive - Der magische WürfelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt