Kapitel 11

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GCPD

Tage und Wochen waren vergangen, doch Barbara hatte sich nicht einmal bei Jim gemeldet. Langsam kam ihm das Grauen. Was, wenn sie ihre Drohung wahr machte? Was, wenn er sie und die Kinder nie wieder sehen würde? Damit würde er nicht leben können. Er war schon einmal verlassen worden, weil seine Aufmerksamkeit hauptsächlich seiner Arbeit gegolten hatte. Ein weiteres Mal würde er es bestimmt nicht so weit kommen lassen. Um seiner Kinder willen. Also hatte er sich die letzten Tage reingehängt, eine Akte nach der anderen abgearbeitet, zig Telefonate geführt, kaum gegessen, kaum geschlafen - er wollte endlich alles aufarbeiten. Nichts sollte mehr auf seinem Schreibtisch liegen. Denn wenn er erstmal alles fertig gebracht hatte, müsste er sich wegen der Arbeit keinen Stress mehr machen. Dann könnte er endlich Barbara anrufen, sich mit ihr treffen und aussprechen, seine beiden Kinder sehen und wieder ein halbwegs normales Leben mit ihnen führen.

Konzentriert saß Jim über der letzten Akte. Sie war um einiges dünner als die vorherigen, doch diese hatte es in sich. Zu früh gefreut, dachte er. Vor etwa einer Woche hatte Gordon einen merkwürdigen Anruf erhalten; dabei hatte ihm der Anrufer gedroht, sein 'schmutziges Geheimnis' an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn 'der ehrenwerte James Gordon' nicht sofort diesen und jenen Verbrechern Straffreiheit gewährte. Selbst nach langem Hin- und Herüberlegen konnte sich Gordon einfach nicht einbilden, was für ein Geheimnis das sein sollte. Was auch immer es war, dachte er, war aber mit Sicherheit keinen Rufmord wert. Also hatte er beschlossen, die Drohung zu ignorieren und weiterzumachen wie bisher. Doch nun lag diese Akte vor seinen Augen. Jim lebte lange genug in Gotham, weshalb ihn eine grausig zugerichtete Leiche nur noch wenig anhaben konnte - doch diese hier war anders. Auf einem Tatortfoto fand sich ein junger Mann, dessen Kopf abgetrennt und in seinen Schoß gelegt wurde. Er war splitterfasernackt, seine Fußsohlen waren zerschnitten, die Fingernägel eingerissen und abgesplittert, seine Haut zierten zahlreiche Hämatome und in seine Brust waren ein 'J' und ein 'G' eingebrannt. Bei näherer Untersuchung der Leiche fand man einen USB-Stick in seinem Magen. Darauf war nur eine einzige Datei gespeichert: 'Mit besten Grüßen an James Gordon, der doch bitte mein Anliegen beherzigen möge' Aus der Androhung eines Rufmordes wurde also eine Morddrohung. Noch deutlicher hätte man es nicht machen können. Und in diesem Moment ärgerte er sich, dass er neulich diesen absurden Anruf nicht zurückverfolgt hatte. Wegen seiner Inkompetenz war ein Jugendlicher gestorben. Noch einmal durfte es nicht so weit kommen - nun hieß es, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diesen Irren zu finden, der glaubte, Gott spielen zu müssen. Im nächsten Augenblick schwang die Tür zu seinem Büro auf. "Was zur-<<

>>-Commissioner!" Es war der junge Alvarez, der mit entsetzter Mine hereingestürmt kam. "Gordon, es wurde gerade eine weitere Leiche gefunden. Sie ist noch warm"

Blackgate

"Du bist ihm begegnet?" Entsetzt starrte Ariana dem Gefangenen entgegen, welcher allerdings belustigt kicherte. "Was ist so komisch?"

"Er will meine Hilfe, der Sack", flüsterte J unter vorgehaltener Hand; ganz zur Missbilligung des Wärters, der neben dem Tisch stand. Ein warnender Blick ließ J wieder seine Stimme erheben. "Ich hab' ihm gesagt, dass er spinnt und ich mich nicht so leicht hergebe", schmatzte er hoch erhobenen Hauptes. Sie wusste nicht genau, worum Arkham ihn gebeten hatte, doch es konnte nichts Gutes gewesen sein. Der Wärter allerdings dachte bei diesem Satz an etwas ganz anderes als Ariana. Mit einer komischen Handgeste übermittelte er ihr seinen Gedankengang. So unwahrscheinlich war die Sache zwar nicht im Gefängnis, doch sie kannte Arkham, und so etwas würde er nicht von J verlangen. Nein, es mussten Informationen oder Ähnliches sein. Aber was auch immer es war, das ihr ehemaliger Boss wollte, sie war stolz auf J, dass er ihm den Laufpass gegeben hatte. Zufrieden nahm sie seine Hand. "Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen" Ariana schenkte ihm ein freundliches Lächeln, bevor sie ihre Hand wieder zurückzog. J beäugte sie einen Moment, dann erwiderte er das Lächeln. Sie schien gut gelaunt zu sein. Fast schon zu gut, nach seinem Geschmack. Bisher kannte er sie als einen eher ruhigen, nachdenklichen Menschen, doch nun versprühte sie schon von Weitem eine ganz eigenartige Fröhlichkeit. Er fragte sich ...

Unexpected - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt