Kapitel 12

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Blackgate

J's leere Versprechungen an sich selbst waren bereits ein alter Hut, aber damit sollte jetzt endgültig Schluss sein. Mit ernster Mine schlenderte er den Hof entlang. Er hatte in den letzten Monaten so viel Energie in sich angestaut, dass er nun schier zu platzen drohte. Für einen Augenblick hielt er inne, schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Die Luft war angenehm frisch. Kurz zuvor hatte es wie aus Kübeln geschüttet, und nun roch sie nach Regen und Gras. Sie öffnete jede einzelne Pore seines Körpers; jede Zelle schien sich auszudehnen. Noch einmal atmete er tief ein und aus, dann sprintete er los. Er drehte eine Runde nach der anderen, ließ seine ganze Energie nach draußen. Bald spürte J einen schmerzhaften Kloß in seinem Hals, der verdächtig nach Blut schmeckte. Doch er verlangsamte seinen Lauf nicht. Stattdessen gab er noch einmal richtig Gas und drehte drei weitere Runden auf dem Hof. Die halbe Stunde verging wie im Flug, und sein faules Selbst bereute beinahe, dass er sich nicht einfach zum Schlafen ins nasse Gras gelegt hatte. Aber seine neu erweckte Persönlichkeit gebot ihm Einhalt. Obwohl er kaum noch atmen konnte, wäre er am liebsten weiter gelaufen. Am besten so lange, bis er Blut gespuckt hätte. Plötzlich ertönte die rauschende Stimme der Hofaufsicht durch sein Megaphon: "Na mach schon, ich will endlich Feierabend machen!" Langsam, und zwischendurch kleine Hüpfer machend, ging J zurück zur Tür, wo bereits der Wärter auf ihn wartete. Grinsend blickte J ihm entgegen. "Was? Darf ich keine gute Laune haben?" Drinnen weiterhopsend machten sich die beiden auf den Weg in den Speisesaal. J hatte von all dem Gerenne richtig Hunger bekommen. Gut, der Gefängnisfraß war nach wie vor ekelig, aber das war ihm in diesem Moment ziemlich egal. Die neuen Erkenntnisse, die er in letzter Zeit gewonnen hatte, führten ihm schließlich doch vor Augen, was eigentlich offensichtlich hätte sein müssen. J wusste, was zu tun war. Etwas, das schon zu Beginn sein Ablaufdatum überschritten hatte. Er musste wieder zum Joker werden - und das konnte er im Gefängnis einfach nicht. Was auch immer es ihn kosten sollte - er musste von hier weg.

Mit breitem Grinsen marschierte er, das Tablett fest vor seinen Körper gedrückt, auf einen der Tische zu. "Hiiiiiii", schmatzte er vergnügt. Die Abscheu, die er gegen diesen Mann, der da verwirrt vor ihm saß, empfand, war nicht einmal halb so groß wie die Vorfreude auf den Gedanken, endlich wieder durch die Straßen Gothams zu schlendern und Unruhe zu stiften. Arkham beäugte ihn missmutig, bevor er ihm mit einer ausladenden Geste deutete, sich zu setzen. "Sag bloß, du hast es dir anders überlegt, Clown?"

"Jaah, in der Tat. Das hab' ich. I-ich dachte mir, wir haben ja beide was von der Idee"

"So ist es, Joker, so ist es. Hast du schon einen Plan?"

Mit leicht zugekniffenen Augen starrte J ihm gelangweilt entgegen. "Seh' ich etwa aus wie'n Kerl, der 'n Plan hat? Ich improvisiere gern" Genüsslich knabberte er an dem Stückchen Brot, das man auch ohne Zähne hätte essen können. Gut war es wahrlich nicht, aber es reichte aus, um seinen Serotoninspiegel auf eine angenehme Höhe zu bringen. Seit wann war er denn so pingelig, wenn es um Essen ging? Früher hatte er auch alles in sich hineingestopft. Er baggerte seinen Plastiklöffel mit einem großen Haufen von diesem seltsamen Brei voll, der nach Erbsen schmeckte, aber nicht grün war, und schmatze weiter: "Ich werd' aber eine dritte Person brauchen, ansonsten können wir den A - U - S - B - R - U - C - H vergessen"

"Ich kann dir gern jemanden von meinen Leuten zur Verfügung stellen"

"Oooooh nein, nein, nein. Ich nehm' einen von meinen" Mit einem leichten Kopfnicken deutete er in Richtung des Tisches hinter ihnen. Da saß Nathan, betrübt sein Essen kauend.

"Das ist nicht dein Ernst!" Voller Entsetzen spuckte Arkham ihm sein Essen entgegen. "Diesen Bengel willst du mitnehmen!?" Sein Gesicht war puterrot geworden, und insgeheim hoffte J, Arkham würde einen Herzanfall bekommen. Nur, um diesen Tag noch interessanter zu machen.

"Sei still, du Null, oder willst du, dass jemand mitkriegt, was wir hier planen?" J schnippte ihm ein Maiskorn gegen die Stirn. "Der Schlumpf dient nur als Ablenkung, keine Panik. Danach brauchen wir ihn nicht mehr"

GCPD

Angewidert blickte Gordon an die Hauswand des Reviers. Eine Sauerei war das ... "Wie kann es sein, dass niemand bemerkt hat, wie diese Leiche hier abgelegt wurde?" Gordons Gesichtszüge verhärteten sich immer mehr. Keine Zeugen ... das war beinahe unmöglich, wo sich doch die halbe Stadt vor diesem Gebäude tummelte. Andererseits, dachte Gordon, waren vermutlich alle nur mit sich selbst beschäftigt. Aber das eigentlich spannende war, dass dieser Mann genauso platziert wurde, wie der erste. Nackt, abgetrennter Kopf, ein 'JG' in die Brust gebrannt. Und die Tatsache, dass dieser Kerl wenigstens eine Stunde tot war, zeigte Gordon, dass sich der Täter in Sicherheit wiegte. "Alvarez, sind Sie sicher, dass niemand etwas gesehen hat? Die kleinste Kleinigkeit könnte uns weiterhelfen"

Doch Alvarez schüttelte nur verzweifelt den Kopf. "Nein, Sir. Niemand hat irgendetwas gesehen"

"Na schön", seufzte der Detective. "Langley und Greene sollen ihn hinunterbringen in die Autopsie" Ohne das zustimmende Nicken von Alvarez abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zu seinem Büro. Der Rest der Einheit starrte ihm völlig perplex entgegen. Es war absolut niemandem entgangen, dass es bei diesem Fall um Gordon ging. Und als ermittelnder Detective war es eigentlich seine Aufgabe, diese Morde aufzuklären. Als polizeilicher Commissioner allerdings war es seine Pflicht, sich aus den laufenden Ermittlungen auszustreichen. Für Gordon eine schier unmögliche Aufgabe, doch er war einfach zu nahe dran an dem Ganzen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und verfasste einen Bericht über das bisher Geschehene. Dann unterschrieb er, den Fall an den nächstranghöheren Detective abzugeben. Er hoffte bloß inständig, dass der Täter bald geschnappt werden würde. Und natürlich auch, dass dieser seine Drohung nicht so schnell wahr machte. Es wurmte ihn, diesen Schweinehund nicht selbst hinter Gitter bringen zu können, doch andererseits könnte er sich nun etwas Zeit für Barbara nehmen. Nachdem er den fertigen Bericht unterschrieben und in ein Kuvert gepackt hatte, langte er sofort zum Telefon. Barbara sollte von ihm erfahren, was im Moment im Gange war, und nicht von der Presse. Ansonsten wäre der nächste Ärger gewiss schon vorprogrammiert. Schnell tippte er die Nummer ihrer Mutter ein.

"Kean?"

"Ich bin's, Jim" Eine unangenehme Stille verriet ihm, dass seine Schwiegermutter alles andere als erfreut über seinen Anruf war. "Ist Babs vielleicht in der Nähe?"

"Nein. Was willst du, James?" Ihr Ton war so eisig, dass Jim am anderen Ende des Hörers eine Gänsehaut bekam. Barbaras Mutter hatte ihn noch nie gemocht, doch wer wusste, was seine Frau ihr in letzter Zeit alles erzählt hatte.

"Glaub' mir, ich würde dich nicht anrufen, wenn's nicht wichtig wäre. Sagst du ihr wenigstens, dass ich angerufen habe? Und ... dass sie mich zurückrufen soll?"

Erneut schwieg sie. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass Barbara neben ihr stand und mithörte, und dass ihre Mutter ein Zeichen der Einverständnis ihrerseits abwartete. Wenn dem so war, dann hoffte er nur, dass Babs jetzt nickte. Plötzlich vernahm er ein Räuspern. "Meine Tochter hat jemand besseres verdient als dich. Aber ich werde es ihr ausrichten" Mit diesen Worten legte seine Schwiegermutter auf. Immerhin, dachte er. Ich hoffe, du rufst mich an.

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Hallo, liebe Leute!

Ich hoffe, euch allen geht's gut? :) Es würde mich freuen, von der/dem einen oder anderen mal wieder zu hören. In letzter Zeit fehlen mir irgendwie echt die Kommunikationspartner :D meine beste Freundin ist gerade dabei, ihre Bachelorarbeit zu schreiben, und mein bester Freund ist im Bundesheer. Also falls mich jemand von meinem Leiden erlösen und mit mir schreiben möchte, kann das gerne tun. :D Wie gesagt, ich freue mich über jede Nachricht und über jeden Kommentar.

Also ganz nach Jims momentärer Lage: Bitte meldet euch :o ... :D

alles Liebe :*


Unexpected - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt