Kapitel 5

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Ihre weit aufgerissenen Augen starrten für einen kurzen Augenblick an die Decke, doch was sie sah, war die Pistole, die auf sie zielte. Und im nächsten Moment hörte sie auch schon den Schuss. Ariana durchlebte die schrecklichen Ereignisse der verhängnisvollen Nacht noch einmal, doch kamen sie ihr viel intensiver vor - der Schock hatte sie damals alles um sie herum ignorieren lassen; nun fühlte sie zum ersten Mal, dass es real war. Die Schreie der Polizisten um sie herum, die Schüsse, die gefallen waren, J; sie konnte förmlich ihre Tränen auf den Wangen spüren, die Hitze, die sich in ihrem gesamten Körper ausgebreitet hatte, der Schmerz, der sie zusammensacken ließ; sie konnte fühlen, wie die Kugel ihr Brustbein durchdrang, konnte fühlen, wie der Knochen barst und der Druck beinahe ihre Lunge sprengte. Sie spürte, wie die Panik in ihr aufkeimte, wie sich ihre Muskeln verkrampften und ihre Atemwege enger schnürten - im nächsten Augenblick kamen die Ärzte hereingestürmt. Einer versuchte angestrengt, sie festzuhalten, während ein anderer ihr ein Sedativum verabreichte. Daraufhin schien sie in eine Art Trance zu fallen. Alles um sie herum verschwamm, ihre verkrampften Muskeln lösten sich aus ihrer starren Haltung und ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder. Ein weiterer Arzt entfernte ihr sogleich den Beatmungsschlauch. Das Einatmen fiel ihr schwer, da ihre Luftröhre völlig ausgetrocknet zu sein schien, jedoch drohte sie nicht mehr zu ersticken. Dumpf hörte sie, wie die Ärzte im Zimmer zu diskutieren begannen, wie die Schwestern herein kamen, und dann vernahm sie den Namen "Joker".

J... Was ist mit J? Sie wollte die Ärzte fragen, doch mehr als ein Röcheln verließ ihren Mund nicht. Sofort schossen ihr hunderte von Fragen durch den Kopf: War er etwa hier? Wurde er verhaftet? Lebte er überhaupt noch? Erneut sah sie sein angsterfülltes Gesicht vor ihrem geistigen Auge, sie hörte ihn wie zuvor immer und immer wieder ihren Namen rufen. Ariana machte Anstalten, einen Laut von sich zu geben, doch ihr tranceartiger Zustand verstärkte sich immer mehr. Das Sedativum begann seine Wirkung vollständig zu entfalten. Alles begann sich zu drehen, ihr wurde schwarz vor Augen und ehe sie sich versah, fiel sie in einen tiefen Schlaf. Um sie herum wuselten die Ärzte und Schwestern, erledigten die restlichen Aufgaben, um ihr das nächste Aufwachen zu erleichtern. Es würde sehr lange dauern, bis sie den Schock überwunden hatte. Und es würde ihr auch einiges an Kraft kosten. Der Chefarzt beäugte Ariana ein letztes Mal, bevor er mit den anderen das Zimmer verließ.

GCPD

"Hören Sie, Alvarez, Sie müssen lernen, Ihren Job richtig zu erledigen. Wenn es heißt, Sie sollen in die Fünfundzwanzigste, dann ist es unklug, in die Zweiundfünfzigste zu fahren"

"Ja, Commissioner Gordon, aber das war ein Versehen. Ich verspreche, es kommt nicht mehr vor. Bitte schmeißen Sie mich nicht raus"

"Das tue ich nicht. Wir brauchen jeden Mann im GCPD. Ich weiß, dass Sie das können, Alvarez. Also bitte, reißen Sie sich zusammen. Machen Sie Ihren Vater stolz"

"Danke, Sir"

Jim Gordon hatte alle Hände voll zu tun. Das GCPD war überfüllt von Menschen, Chaos herrschte an den Schreibtischen und in den Archiven und niemand schien dafür zuständig zu sein. Als Commissioner musste er sich um scheinbar alles kümmern. Lobe hatte das früher einfach an sich vorbeiziehen lassen. Doch diese Zeiten waren vorbei. Gordon versuchte, bei der Polizei aufzuräumen. Korruption sollte ihm unter diesem Dach nicht mehr unterkommen. Und schlampige Arbeit eigentlich auch nicht. Und dennoch - Alvarez' Sohn wollte unbedingt in die Fußstapfen seines Vaters treten. Derzeit allerdings hatte es den Anschein, als ob er für diesen Job nicht wirklich geschaffen war. Ständig verwechselte er irgendetwas, vergaß auf Termine oder Durchsuchungen, oder er verschlief seine Schicht. Gordon mochte den Jungen, und er wollte ihm wirklich diese Chance geben, aber ... wenn es so weiterging, würde er ihn entlassen müssen. Völlig gestresst saß Gordon nun hinter seinem Schreibtisch. Die Akten stapelten sich darauf und führten ihm vor Augen, wie sehr er seine Arbeit bei dem Chaos vernachlässigt hatte. Gerade als er sich die erste Akte schnappte und sie sich ansehen wollte, klingelte das Telefon. Genervt seufzte er. "Ich hoffe für dich, das ist wichtig"
Seinen Stress unterdrückend hob er ab.
"... Gordon"

Unexpected - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt