Senna Quince | Kapitel 11

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Den Nachmittag verbrachten wir jeder einzeln, um auch die anderen Tribute kennen zu lernen. Während die Anderen sich aber jedoch eher weiter bei den Waffen herum trieben, zog es mich zu den Überlebensstationen und Maze zu den Hindernisparcours.

Eine Weile behielt ich ihm im Auge, doch er schien selber äußerst gut klar zu kommen, wodurch ich mich auf den Trainer konzentrierte. 

Fallen stellen war jedoch eindeutig nicht meine Stärke. Immerhin bekam ich ein Feuer hin und Jagen tat ich nun ein mal mit Pfeil und Bogen. Ob Tiere oder andere Tribute, war mir dabei egal. 

Deswegen gesellte ich mich lieber wieder zu den anderen Karrieros und übte weiter mit ihnen. Auch Yarrow blieb nun bei uns. Die meiste Zeit schien er mit Lentil unterwegs zu sein. So sehr der Junge aus Distrikt Eins, den anderen am Anfang nicht zu mögen schien, schien er jetzt mit ihm klar zu kommen. Der Junge aus Distrikt Elf lernte schnell und er war ein guter Beobachter. Trotzdem würde er nicht überleben, da war ich mir sicher. Er konnte hoffen so viel er wollte. Seine Chancen standen jetzt zwar besser und heute Abend würde sein Betreuer sicherlich fast einen Herzinfarkt vor Freude bekommen, weil er jetzt einer von uns war, aber er würde nicht Siegen.

Das Training mit den Anderen zog mehr in den Knochen, als ich gedacht hätte. Jeder von uns versuchte es mit Späßen zu überdecken aber nicht nur die anderen Tribute schlürften am Abend mehr oder minder zu den Aufzügen. 

Maze und ich versuchten uns beide aufrecht zu halten, aber waren froh, als wir endlich alleine im Aufzug waren und fast gleichzeitig seufzend einknickten.

„Die sind anstrengend.“, beschwerte sich mein Mittribut und ich grinste ihn an. 

„Sie sind gut.“, korrigierte ich ihn. „Wir müssen aufpassen in der Arena.“

Maze nickte und schien kurz zu überlegen, ehe er mich wieder ansah. 

„Wir sollten den Jungen aus Distrikt Drei noch ins Boot holen.“, platze es aus ihm heraus. 

Verwirrt starrte ich ihn an. 

Ich hatte Maze den ganzen Nachmittag mit dem Jungen gesehen. Er war nicht besonders groß und eher schlaksig. Kein Kämpfer. Aber er schien auf einer Wellenlänge mit Maze zu liegen. 

„Er ist kein Kämpfer.“, erinnerte ich Maze leise, „Freunde dich lieber nicht zu sehr mit ihm an. Wahrscheinlich überlebt er nicht einmal das Blutbad.“

„Nicht wenn wir ihn aufnehmen!“, behaarte er gerade als die Türen aufgingen und Filius vor uns stand. 

„Da seit ihr ja!“, schimpfte er, „Und wenn aufnehmen?“

„Niemanden.“, gab ich zurück und drückte mich an der Bohnenstange vorbei. 

Mags sahs im Wohnzimmer und auch Finnick war bereits da, auch wenn er äußerst müde wirkte. 

„Wie war das Training?“, fragte unsere Mentorin sofort nach und auch Finnick öffnete interessiert ein Auge. 

„Gut. Die Anderen Tribute aus Distrikt eins und Zwei sind nicht schlecht, der Rest ist leicht. Wir haben den Jungen aus Distrikt Elf noch dazugewonnen.“

„Gute Wahl.“, lobte Mags.

„Und was ist mit dir Sportsfreund. Du schmollst wie ne überreife Tomate.“, zog Finnick meine Aufmerksamkeit auf sich.

Er meinte jedoch nicht mich sondern Maze.

Wieder schaute ich zu meinem Mittribut und sah, dass die Beschreibung äußerst passend war. 

Genervt verdrehte ich die Augen. 

„Er will den Jungen aus Distrikt Drei im Team haben, weil er ihn mag.“, petzte ich und bekam einen wütenden Blick von Maze. 

Mags und Finnick schauten jedoch mitfühlend drein. Kurz wechselten sie einen Blick, ehe Mags wieder übernahm. 

„Kann er denn etwas, was du den anderen anbieten könntest?“

Maze und ich schauten gleichermaßen erstaunt. 

Sie unterstützen ihn in seinen Wahnsinn auch noch? 

„Wahrscheinlich kann er gut sterben?“, erklärte ich verwirrt und schaute Finnick hilfesuchend an, doch er ignorierte mich. 

Waren jetzt alle Wahnsinnig geworden?

Als nächstes wollte Maze noch das Mädchen aus Acht mit ins Team nehmen, einfach weil sie die Jüngste und unschuldigste war! Warum nicht gleich alle Tribute aufnehmen. Zumindest würden die Spielmacher dann dumm drein schauen.

„Er kann sehr gut Fallen bauen.“, meinte Maze nach einer weile der Überlegung. 

Mags nickte. 

„Das ist doch was.“

„Das ist doch was?“, wiederholte ich piepsend, woraufhin die alte Frau zu mir sah. 

„Kannst du es?“, meinte sie mit hochgezogener Augenbraue und ich lief rot an. 

Ertappt. 

Wer brauchte auch schon Fallen? Wir waren Jäger! Wir versteckten uns nicht hinter einer dummen Falle und warteten darauf, dass jemand hinein trat. 

„Schlag es den anderen einfach vor Maze. Aber etwas Selbstbewusster als bei uns. Überzeug sie, dass ihr ihn braucht.“, ignorierte mich Mags erneut und munterte den Jungen auf. 

Sein Gesicht hellte sich wirklich auf und er nickte übereifrig, ehe er in sein Zimmer lief. 

Als die Tür zufiel funkelte ich meine Mentoren an. 

„Wollt ihr ihm das Leben schwer machen? Wahrscheinlich wäre es für den Jungen und für Maze besser, wenn er einfach im Blutbad starb und fertig. Schnell und schmerzfrei.“

„Sterben ist nie schmerzfrei.“, war Finnick ein, wodurch ich ihn an funkelte. Natürlich ignorierte er es. 

„Hoffnung ist auch für euch wichtig Kind.“, zog Mags mich wieder zu ihr. Fast schon mütterlich schaute sie mich an. „Vergiss nicht wer du bist Senna. Du bist dort, um zu gewinnen und gewinnen kannst du nur, wenn alle anderen sterben. Das ist richtig. Aber vergiss nicht, dass ihr Menschen seit, sonst bist du nicht besser, als die Mutationen, die in der Arena auf euch warten können.“

Autsch. 

Das hatte gesessen. 

Und der Schlag fühlte sich nicht gut an. 

„Ich bin müde und habe keinen Hunger. Ich geh gleich schlafen.“, murmelte ich mit gesenkten Kopf und drehte mich ab. 

Ich sah wie Mags noch etwas sagen wollte, aber Finnick den Kopf schüttelte. 

Dankbar verschwand ich in meinen Zimmer und unter der Dusche, wo ich mich auf den Boden kauerte. 

Aber vergiss nicht, dass ihr Menschen seit, sonst bist du nicht besser, als die Mutationen, die in der Arena auf euch warten können.

Mein ganzes Leben hatte ich so verbissen auf diesen Moment in die Arena zu kommen, hingearbeitet, dass alles nebensächlich war. 

So sehr mich der Tod meiner Mutter mitgenommen hatte, selbst ihn hatte ich zur Seite geschoben, um mich auf das Kämpfen zu konzentrieren. 

Es ging immer nur darum, die Beste zu sein, die nächste Technik zu meistern oder den eigenen Rekord zu brechen. Beim Kämpfen hatte ich mich schon immer Lebendig gefühlt. Das wissen, über ein anderes Leben zu bestimmen, war berauschend.

Wann aber hatte ich dabei aufgehört zu Leben?

Senna Quince | Geboren um zu töten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt