Tway und ich gingen zurück in den Raum in dem wir schliefen, in dem Velvet immer noch wartete. Kurz tauschten wir einen Blick mit ihr, ehe der Junge aus Zwei auch ihr die Anweisung gab sich fertig zu machen. Es dauerte nicht lange, als auch Lentil, Maze und Vine herein kamen. Immer noch mit angespannten Mienen, jedoch nicht mehr so feindselig zu einander. Ich konnte nicht leugnen, dass Tway wirklich unser Anführer war. Wahrscheinlich hätten wir uns ohne ihn schon alle gegenseitig umgebracht. Zumindest wäre es für die Distrikte lustig anzusehen, wenn die Karrieros sich schon am Anfang gegenseitig abschlachteten.
„Meinst du nicht auch Senna, dass ich mit so was umgehen könnte?“, hörte ich auf einmal Vines Stimme hinter mir, weswegen ich aufschaute.
Er hatte meine kleine Armbrust in der Hand, weswegen ich nicht versuchte ihn gleich mit Blicken zu ermorden.
„Leg es wieder hin ehe du jemanden weh tust.“, brummte ich genervt, doch er grinste nur, während er Zielen übte.
„Komm so schwer ist das doch nicht.“, behauptete weswegen ich wieder kopfschüttelnd in die Knie ging und weiter meine Sachen zusammen suchte.
„Ich mein,“, redete er weiter, „Man muss doch nur zielen, ruhig halten...“
Er verstummte, als sich der eingespannte Pfeil löste und genau neben Tways Ohr in der Wand stecken blieb.
Ich musste mich nicht einmal umdrehen, um Vines geschockten oder panischen Gesichtsausdruck zu deuten. Als Tway sich auch noch wütend blickend zu ihm umdrehte, kamen nur noch japsende Geräusche aus ihm heraus.
Erneut schüttelte ich den Kopf, während ich hörte, wie Velvet sich versuchte, ein Lachen zu verkneifen.
Ich hingegen streckte nur meine Hand nach hinten aus und das bekannte Gewicht der kleinen Armbrust landete so schnell darin, dass Vine sie fast hatte rein werfen müssen.
Die Hymne rettete Vine wohl seinen Kopf, da wir zum ersten mal gespannt an den Himmel schauten. Zumindest wollten wir wissen, welche unserer Gegner tot waren.
Als erstes wurde das Mädchen aus Distrikt Drei gezeigt, doch nicht einmal Vine zeigte daraufhin viel Regung. Dann das Mädchen aus Distrikt Fünf. Yarrows Abbild war das nächste am Himmel und ich verspürte wieder den bekannten Klos der letzten Nacht in meiner Kehle.
Denk nicht drüber nach, mahnte ich mich selber, als auch noch das Bild des Jungen aus Distrikt Zwölf auftauchte.
Damit hatten wir nur noch vier Gegner. Die Jungen aus Distrikt Fünf und Sieben und beide Tribute aus Distrikt Acht. Ein Zeichen das zumindest die letzten Beiden Verbündete waren. Es würde ihnen jedoch nicht das Leben retten. Unser eigenes Problem waren ehe die eventuellen Mutationen die da draußen immer noch herum schlichen.
„Wo ist Ivy?“, holte mich Tway auf einmal aus meinen Gedanken.
Ich zuckte, wie alle Anderen mit den Schultern, woraufhin der Junge aus Distrikt Zwei genervt aufseufzte.
Wir hatten keinen Kanonenschuss gehört, also lebte sie noch.
„Senna, Velvet und Maze, ihr geht sie suchen. Vine, Lentil und ich machen derweil hier alles für den Aufbruch bereit.“, befahl er deswegen.
Keiner hatte etwas darüber einzuwenden, weswegen wir drei losmarschierten.
Nach kurzer Absprache beschlossen wir uns aufzuteilen. So weit wir wussten, war das Gebäude sicher, also sollte jeder von uns alleine klar kommen. Außerdem konnten wir so einen größeren Bereich abdecken.
Es dauerte auch nicht lange, bis ausgerechnet ich das blonde Mädchen fand.
Mit hängenden Kopf saß sie auf einer wohl ehemaligen Schulbank und summte vor sich hin.
„Ivy? Alles okay?“, brachte ich hervor und schulterte meine Armbrust.
„Sicher. Alles bestens.“, gab sie zurück und grinste mich an, „Alles ist sogar perfekt.“
Verwirrt schaute ich sie an, ehe ich mich umsah. Das Mädchen schien schon immer etwas komisch aber das war sogar neu für sie.
„Warum?“, fragte ich nervös.
„Weil ich wusste das Tway jemanden los schicken würde. Er zieht vielleicht nicht so aus, aber er ist ein Teamplayer. Und er hält viel auf dich, warum auch immer. Mir war klar, dass du im Suchteam warst. Noch ein wenig Glück dazu und hier bist du.“
„Worauf willst du hinaus Ivy.“
Mit langsamen Bewegungen, versuchte ich mein Messer zu erreichen, ohne dass das Mädchen es sah und verfluchte im gleichen Moment, dass ich die Armbrust geschultert hatte. Schließlich wusste ich mittlerweile nur zu gut, wie stark sie war.
„Ich will darauf hinaus, dass ich dir nicht traue.“, endlich verschwand das aufgesetzte Lächeln und ihre Augen funkelten bösartig, „Ich hab euch und euren Mentor gesehen. Ihr seit Freunde. Freunde, die durch irgendetwas verbunden sind. Ihr seit wie er oder? Nur das ihr nicht von Anfang an alleine spielt, sondern uns austricksen wollt, richtig?“
„Was redest du da Ivy?“, versuchte ich es noch einmal, doch ich sah bereits an ihrem Blick und ihrer Haltung, das es sowieso egal war, was ich sagen würde.
Sie hatte sich ihr Bild von mir gemacht und wollte mich töten.
Immer noch kalt lächelnd kam sie näher.
„Also brichst du jetzt selber die Regeln?“, zumindest konnte ich ein wenig Zeit schinden, auch wenn mich das Mädchen aus Distrikt Zwei mit ihren Worten überraschte.
„Ich will hier lebend raus, also scheiß auf die Regeln.“, knurrte sie mir entgegen, als sie auch schon los stürmte.
Gerade so konnte ich ihren greifenden Händen ausweichen, wurde jedoch von ihrem Fuß, den sie nach oben zog, im Magen getroffen, was mich aus dem Gleichgewicht brachte.
Irgendwie schaffte ich es trotzdem mein Messer bei mir zu behalten und es endlich richtig in die Hand zu bekommen, als sie auch schon auf mich springen wollte.
Wieder war ich schneller und rollte zur Seite, verpasste ihr dieses mal aber mit dem Ellbogen einen Schlag in den Rücken.
Es gab mir die wichtige Sekunde, um vor ihr wieder auf den Beinen zu sein.
Dummerweise hatte auch sie mittlerweile ihr Messer in der Hand, wodurch ein tödlicher Kampf zwischen uns beiden begann, bei dem jeder ein paar Schnittwunden kassierte.
Als sie mich packen konnte und zu Boden war, hatte ich das Gefühl, dass mir dabei sämtliche Rippen brachen. Jedoch versuchte ich den Schmerz zu ignorieren. Ich musste es, sonst war ich Tod.
Auch wenn mein Sichtfeld verschwamm trat ich mehr auf gut Glück zu und traf ihr Knie. Ich hatte meine ganze Kraft in den Tritt gelegt und das knackende Geräusch und Ivys Schmerzensschrei waren wie Musik in meinen Ohren. Seitlich brach sie weg und ich nutze es aus, um sie auf den Bauch liegend, an den Boden zu Pinnen. Dabei nutze ich mein ganzes Gewicht auf ihren Oberkörper, drückte jedoch mit meinen Fuß ihr zertrümmertes Knie auf den Boden, was ihr ein schmerzhaftes Wimmern entlockte.
Wut und Hass lief durch meinen Körper, weswegen ich mich zu ihrem Ohr vorbeugte um ihr letzte Worte mit auf dem Weg zu geben.
„Du hast dich mit der Falschen angelegt.“
Ich bemerkte ihren ängstlichen Blick als ich mein Messer auch schon gekonnt in ihren Rücken rammte. Wie bei meinem ersten Mord in der Arena fühlte es sich gut an. Sogar fast noch besser, da dieser Sieg erkämpft war. Ivy war eine meiner größeren Sorgen gewesen und ich hatte sie besiegt. Ich konnte gewinnen.
Schwer atmend rollte ich mich von ihr und blieb neben der Leiche liegen, als auch schon ihr Kanonenschuss ertönte.
Zwölf Tribute waren tot. Noch Neun zwischen mir und dem Sieg.
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Senna Quince | Geboren um zu töten
FanfictionMein Name ist Senna Quince. Seit 17 Jahren lebe ich in Distrikt Vier und wurde zum töten ausgebildet. Dies ist meine Geschichte... | Teil 2: http://www.wattpad.com/myworks/28941623-senna-quince-2-leben-danach Teil 3: http://www.wattpad.com/myworks/3...