In meinen Inneren hatte ich vielleicht wirklich immer gehofft, es würde so etwas wie ein Leben danach geben oder eben einfaches vergessen. Niemand hatte aber je gesagt, dass der Schmerz bleiben würde. Der Schmerz über den Verlust; über das was man getan hatte und auch der physische des Körpers. Nie hatte jemand behauptet, dass es der Person, die gestorben war, nicht nach ihrem Tod besser ging.
Aber es ging mir nicht besser. Im Gegenteil.
In der Dunkelheit gefangen, war ich mir meines nun nutzlosen Körpers sehr wohl bewusst, auch wenn ich nichts hören oder riechen konnte. Da waren keine Berührungen und nichts, weswegen ich mich fragte, wie viel Zeit verging. War ich noch nicht Tot? Waren erst Sekunden vergangen?
Verwirrt war ich also gefangen. Immer noch anwesend, aber nicht möglich mich zu bewegen; irgendwie zu zeigen, dass ich noch da war.
Angst packte mich. Würde es so für immer sein? War das der Tod?
Was, wenn man nie wirklich ging? Wenn nur der Körper aufgab, aber man selbst für immer feststeckte.
Ich spürte die Panik, konnte jedoch nichts dagegen tun. Ich wollte schreien; meine Lippen bewegten sich jedoch nicht. Ich wollte weinen; keine einzige Träne kam jedoch aus meinen Augen.
Warum fühlte ich immer noch?
Ich wusste nicht ob Zeit verging und wenn, wie viel, doch irgendwann wurde das Gewicht auf meinen Augen weniger. Die Last auf meinen Körper war nicht mehr so erdrücken und ich konnte tatsächlich die Lieder öffnen.
Grelles Licht blendete mich, weswegen ich schnell die Hand nach oben riss, um meine Augen zu bedecken.
Verwirrung war alles was ich fühlte, als ich sie langsam wieder weg nahm.
Was war passiert? Wo war ich? War das endlich das Ende?
Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, doch so wie es soweit war, öffnete ich sie wieder.
Weiß.
Um mich herum war alles weiß. Steril.
Gekachelte Wände, der Boden und auch die Decke. In meinen Arm eine Nadel die mit Geräten neben mir verbunden waren. Eine Maschine die regelmäßig piepte und zeigte, dass die Person, die daran angeschlossen war lebte. Ich.
Ich konnte nicht leben. Das konnte nicht wahr sein.
Maze hatte überlebt. Ihm ging es besser als mir. Er hätte überleben müssen.
Nicht ich.
Das Gerät neben mir begann immer lauter und schneller zu piepsen, doch ich beachtete es nicht. Auch nicht als Menschen in den Raum gerannt kamen und irgendetwas sagten. Ich durfte nicht leben. Wenn ich lebte, hieß es Maze war tot.
Ein Schrei, der alles ausdrückte, was ich fühlte, kam aus meiner Lunge und ließ die Menschen kurz zurück schrecken.
Ich wollte nicht leben.
Als ich das nächste mal erwachte, war es nicht mehr weiß um mich herum, sondern die mir leicht bekannten Wände meines Zimmers im Trainingscenters.
Es war also wirklich wahr.
Aus irgendeinem Grund hatte ich überlebt und nicht Maze.
Ohne mich zu bewegen oder auch nur irgendetwas zu sagen, liefen Tränen über meine Wangen. Ich ließ es zu.
Ich wollte nichts anderes tun, als zu hoffen, endlich doch noch zu sterben.
Doch das einzige was ich spürte, war ein Schmerz in meiner Kehle und in meinen Knie, was mich verwirrt die Decke zur Seite werfen lief.
Auf was ich starrte, war nicht wirklich ein Knie. Zumindest kein gesundes. Ein einziges Narbengebilde und eine Form die schon beim anschauen, weh tat. Gleichzeitig merkte ich, dass ich es nicht wirklich bewegen konnte. Nicht anwinkeln oder auch drehen. Es war steif.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür und ich schaute auf.
Ich rechnete mit Finnick oder Mags; mit jedem anderen Kapitolmenschen. Jedoch war es Snow persönlich, der durch meine Tür trat, wodurch ich erschrocken, die Decke wieder über mein Bein warf.
Trotzdem hatte er es gesehen und lächelte kühl.
„Sind sie endlich wieder wach, Senna?", fragte er nicht wirklich mitfühlend, weswegen ich einfach nur auf meine verkrampften Finger starrte.
„Sicher haben sie viele Fragen.", redete er einfach weiter und schien keine Antwort von mir zu wollen, weswegen er sich auch einfach auf meine Bettkante setzte. „Warum ihr Bein nicht geheilt ist? Warum sie zum Beispiel noch leben und nicht Maze?"
Bei seinen Namen schaute ich geschockt auf, was den Präsidenten ein weiteres Lächeln entlockte, welches nicht bis zu seinen Augen reichte.
„Es ist alleine ihre Schuld Senna. Ihre Wort mit den Jungen aus Distrikt Zwei; ihr Plan. So etwas kann ich nicht zu lassen. Eigentlich war der Plan gewesen, dass der Junge aus Distrikt Drei gewinnt. Etwas Hoffnung für die kleineren Distrikte und ein Zeichen an euch größeren, dass auch ihr keine Macht in diesen Spielen habt. Du musstest aber deinen Kämpferwillen entdecken und den Jungen töten. Also blieb mir keine Wahl. Wir täuschten die Kanone von deinen Distriktpartner vor und retteten dich."
Während Maze verblutete...
Der Gedanke war so präsent in meinem Kopf, dass es schmerzte. Ich sah ihn regelrecht vor mir sterben. Wie sie ihn zwar in einen Hovercroft aufnahmen, aber dort einfach sterben ließen. Allein. Verraten.
„Ich musste sichergehen, dass sie verstehen würden. Niemand legt sich mit dem Kapitol an. Niemand.", hörte ich wieder Snows Stimme, „Deswegen wurde ihr Bein nur soweit repariert, damit es nicht amputiert werden muss; genau wie ihre Kehle. Sie sollen sie daran erinnern, warum ihr Freund gestorben ist. Warum sie daran Schuld sind. Jeden Tag. Der Schmerz wird sie erinnern."
Damit stand er einfach auf, ohne mich auch nur noch einmal anzusehen.
Er richtete seine Kleidung, während ich versuchte Luft zu bekommen und das gerade gehörte zu verarbeiten.
Aber ich konnte nicht.
Ich war nicht Tod, aber auch nicht wirklich am Leben.
Maze war Tod. Tway war Tod. Finnick war nicht dumm.
Er würde genau so wie ich wissen, dass eigentlich Maze hätte überleben müssen.
Ich schaute erst wieder auf, als die Tür hinter Snow ins Schloss fiel. Starrte einfach nur darauf; nicht möglich irgendetwas wahr zu nehmen. Da war nur Schmerz. Körperlich wie seelisch.
Da saß ich und starrte nur vor mich hin; musterte die Tür ohne sie wirklich zu sehen, bis sie erneut aufging und Finnick in meinen Blickfeld erschien.
So wie unsere Blicke einander trafen, spürte ich die Tränen in meinen Augen brennen, auch wenn ich am Anfang noch versuchte gegen sie zu kämpfen.
Doch ich konnte es nicht wirklich. Ich sah in seinen Augen, dass er es wusste; genau wie ich. Ob er es alleine heraus gefunden hatte oder Snow es ihm ebenfalls gesagt hatte konnte ich nicht sagen, aber er kannte den Grund, warum ich lebte.
Ein Schluchzen, welches in meinen Hals unerträglich schmerzte kam über meine Lippen, während die Tränen übertraten.
In der nächsten Sekunde lag ich in Finnicks Armen. Er drückte mich an sich; hielt mich zusammen, während ich brach. Immer wieder murmelte er beruhigende Worte und das es nicht meine Schuld wäre aber wir wussten es beide.
Wegen mir war Maze tot und nicht der Gewinner. Nur wegen mir, war er qualvoll auf irgendeinem Hovercraftboden gestorben.
Während ich in seinen Armen weinte, starb auch der letzte Rest von mir, der noch irgendwo am Leben war. Am Ende war nicht mehr als eine Hülle übrig, die von meinem Vorbereitungsteam eingekleidet wurde.
Das stehen tat weh, aber das laufen war um so vieles schlimmer. Es fühlte sich nicht wirklich besser an, als in der Arena, auch wenn ich es ein wenig belasten konnte. Stark humpelnd folgte ich den Anderen und mir wurde klar was ich war. Einfach ein Krüppel. Da war nichts mehr von der schnellen und starken jungen Frau, die ich war, als ich hier her kam.
Auf der Bühne schaffte ich es nicht ein Wort heraus zu bekommen. Zu groß war der Schmerz. Ich wollte nicht reden; wollte nicht denken.
Nur halb bekam ich mit wie Finnick das Interview übernahm und das Kapitol Mitleid mit der diesjährigen Gewinnerin hatte, die doch so eine schwere Last nach solchen Verletzungen zu tragen hatte. Niemand fragte einmal nach, warum ich nicht vollkommen genesen war. Warum alle Narben und das verkrüppelte Bein da waren. Warum ich nicht sprach. Sie nahmen es einfach hin.
Finnick trug mich mehr von der Bühne, als das ich ging. Er brachte mich wieder in das Bett, in dem ich liegen blieb; bis wir nach Distrikt Vier aufbrachen.
Ich freute mich nicht. Ich wollte nicht heim. Ich wollte tot sein; so wie es sein sollte. Ich wollte Tways Arme um mich; wollte Mazes Lachen wieder haben. Der Gedanke, dass er lebte, hatte mir Frieden gegeben und der war mir auf grausamste Weise entrissen wurden.
Snow hatte ganze Arbeit geleistet. Ich war nicht mehr ich.
Senna war Tod.
Ich war nur ein Geist.
Ende Teil 1Teil 2 - Senna Quince 2 | Das Leben danach...: http://www.wattpad.com/myworks/28941623-senna-quince-2-leben-danach
DU LIEST GERADE
Senna Quince | Geboren um zu töten
FanfictionMein Name ist Senna Quince. Seit 17 Jahren lebe ich in Distrikt Vier und wurde zum töten ausgebildet. Dies ist meine Geschichte... | Teil 2: http://www.wattpad.com/myworks/28941623-senna-quince-2-leben-danach Teil 3: http://www.wattpad.com/myworks/3...