Senna Quince | Kapitel 13

2.5K 167 9
                                    

Die Trainingszeit verging schneller als ich gedacht hätte. Jeden Tag waren wir damit beschäftigt, uns gegenseitig zu übertrumpfen und auch wenn ich keinen von ihnen, außer Maze, in meinen Rücken haben wollte, so mochte ich sie doch. Besonders Tway und ich waren auf einer Wellenlänge. Wir glaubten an die gleichen Ziele und hatten wohl gleich viel dafür aufgegeben. Während wir immer wieder alle herum blödelten wurde es jedoch um so schwerer sich vorzustellen, sie alle töten zu müssen. Aber so waren die Spiele. Nur einer von uns konnte da heraus kommen. Ich fragte mich, ob es eine andere kleine Gemeinheit der Spielmacher war uns gemeinsam trainieren zu lassen. Schließlich konnten sie uns auch einfach in die Arena werfen und darauf warten, wer von uns gewinnt. Aber sie ließen uns auf engen Raum mit einander Leben. Nicht nur bei uns sah ich dadurch die ein oder andere Freundschaft entstehen. 

Vor dem Einzeltraining posaunten Ivy und Lentil um die Wetter, wer wohl mehr in seiner Zeit zeigen konnte und jeder begann Wetten darauf abzuschließen, wer von uns die höchste Punktzahl bekam. Wir wollten alle mindestens eine Neun, am besten sogar noch eine zehn oder elf. Zwölf Punkte, die Höchstzahl, waren noch nie vergeben wurden, jedoch auch noch nie Null. Es wäre peinlich, da der erste zu sein und zwar für jeden Distrikt; trainiert oder nicht. 

Dem entsprechend war die Anspannung unter allen Tributen als es losging. Lentil und Velvet waren komplett in einander vertieft, während Ivy mit Yarrow spaßte, um ihre Nervosität zu überspielen. Maze redete mit Vine und der Junge hörte gespannt zu. Ich vermutete das mein Distrikt Partner ihm Tipps gab und konnte darüber nur den Kopf schütteln. 

„Ich glaub dein Distriktpartner, hat sich einen neuen Mittribut gesucht.“, murmelte Tway neben mir und grinste. 

Ich schlug ihn mit dem Ellbogen in die Rippen, doch er zuckte nicht einmal. Wenn schmerzte mein Knochen sogar mehr, als seiner. 

Mit reiner Muskelkraft kam man gegen Tway nicht an. 

„Deine aber auch.“, konterte ich und nickte in Ivys Richtung, die Yarrow gerade in den Schwitzkasten genommen hatte, was mehr als ulkig aussah, da sie gut einen Kopf kleiner war, als der Junge aus Distrikt Elf. 

„Tja, nicht einmal mehr auf seine Distrikte kann man sich heute mehr verlassen.“, seufzte er gespielt theatralisch, als Lentil aufgerufen wurde. 

Er stieß einen Jubelschrei aus, und war dann auch schon verschwunden. Die anderen Tribut schauten in einer Mischung aus Angst und Erstaunen ihm hinter her, was Tway und mich wieder nur zum Kopfschütteln verleitete. 

„Wir scheinen die Einzelgänger in unserem Team zu sein.“, meinte der Junge aus Distrikt Zwei auf einmal. 

„Oder die mit Hirn.“, rutschte es mir heraus. 

Kurz schaute er mich an, lachte dann aber los, wodurch wir nun angestarrt wurden. 

Nach und nach verschwanden meine Teamkameraden in der Halle der Spielmacher und ich wurde hibbelig. Nicht weil ich nervös war, sondern weil ich es hasste, warten zu müssen. Als ich endlich dran war, fragte ich mich, wie es sich für die letzten Distrikte anfühlen musste, hier stundenlang zu sitzen. Sie hatten eindeutig das schlechtere los gezogen. 

Unbeeindruckt ging ich in die Halle und zeigte mein Repertoire. Rennen, springen, Bogen schieß und Messerkampf. 

Am ende verbeugte ich mich gelassen und ging wieder. Ich versuchte nicht in den Gesichtern der Spielmacher zu lesen, da es mich nur verrückt machen würde. Meine Vorführung war sehr gut gewesen. Jetzt hieß es abwarten, was die anderen alles während des Trainings eventuell verheimlicht hatten, wodurch sie besser sein konnten, als ich.

Ich nutze die wenige freie Zeit, die ich nun hatte, um unter die Dusche zu springen und mich einfach ein wenig zu erholen, ehe ich mir bequeme Sachen anzog. Vielleicht hatten die Menschen im Kapitol einen grausamen Geschmack aber ihre Stoffe waren atemberaubend weich und kuschelig. 

Wir aßen schweigend zum Abendbrot. Niemand hatte wirklich was zu sagen, aber immerhin war Finnick einmal schon da, auch wenn er mehr als müde wirkte. 

Als wir uns alle zum Fernseher begaben und hinsetzten, zog er mich an sich und legte seinen Kopf auf meinen. Ich sagte nichts; sondern kuschelte mich einfach an ihn aber ich nahm mir vorher später wieder in sein Zimmer zu gehen, damit er jemanden zum reden hatte. In den letzten Tagen, hatte ich mich zu sehr auf mein Training und meine neuen Verbündeten konzentriert und meinen besten Freund vernachlässigt. Nicht das Finnick mir dies jemals übel nehmen würde, aber ich konnte schließlich nicht sagen, ob ich wieder kommen würde. Wenn nicht, hatten wir nur noch zwei Tage gemeinsam. Dann würde es vorbei sein. 

Caesar hielt einen unglaublich langen Monolog, der wahrscheinlich ziemlich witzig war, wenn man nicht, wie wir, angespannt auf die Punktevergabe wartete. 

Als er endlich dazu kam, spürte ich, wie sich jeder im Raum anspannte. 

Lentil begann gleich stark mit einer Zehn und auch Velvet hatte eine Neun, was mir nur wieder zeigte, dass ich sie nicht unterschätzen durfte. Tway brachte es sogar auf eine Elf, wodurch klar war, dass er der Favorit war. Ivy folgte ihn mit Neun Punkten. Selbst unser unschuldiger Vine hatte eine Sieben, wodurch Maze stolz grinste. Mein Mittribut hatte eine Neun, was mit johlen und Freude von unseren Team aufgenommen wurde, als Caesar auch schon zu mir kam. Automatisch spannte ich mich an, wodurch sich Finnicks Arm stärker um mich legte. Auch wenn ich wusste, dass ich gut war, fraß sich die Unsicherheit in meine Eingeweide und wurde mit jeder Sekunde schlimmer. 

„Senna Quince, eine Punktzahl von Zehn.“

Ein grinsen breitete sich auf meinen Gesicht aus, welches ich nicht kontrollieren konnte. Ich schaute zu Finnick, dessen Gesicht meinen ähnelte, während die anderen sich wieder freuten. 

„Wussten wir doch sowieso.“, spaßte Finnick und drückte mich an sich. 

„Sehr gut ihr beiden.“, lobte uns nun auch Mags. 

Wir verfolgten noch die anderen Tribute, doch keiner fiel wirklich auf. Nur Yarrow stach noch einmal mit einer Neun heraus, die er wahrscheinlich allein für seine Größe und Stärke schon bekam. 

Als die Show zu Ende war, bestand Filius darauf, dass wir auf unsere sehr guten Punkte anstießen. Keiner hatte etwas dagegen, wodurch es am Ende, doch später wurde, als wir alle dachten. 

Müde trottete jeder in sein Zimmer, nur ich folgte Finnick. 

Im ersten Moment schaute er mich nur verwirrt an, ehe er mich auch schon in seine Arme zog und begann zu erzählen. Sein großer Körper bebte und all das Glück über die Punkte war vergessen. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und ließ ihn seinen Schmerz abladen. Immer mehr wurde mir klar, wie sehr Finnick mich brauchte und ich ihn. Er war mein Fels in der Brandung und ich sein Rettungsanker, an dem er sich festklammern konnte. Koste es was es wolle, ich musste diese Spiele gewinnen. 

Für ihn.

Senna Quince | Geboren um zu töten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt