Die jagt war jedoch nicht so einfach, wie wir erhofften.
Zwar fanden wir die Feuerstelle, die Maze in der Nacht ausgemacht hatte, doch der Tribut, der sie gemacht hatte, war nicht mehr zu finden.
So dumm es von ihm gewesen war ein Feuer zu machen, so schlau war er doch gewesen, seine Spuren von hier zu verwischen.
Wir streiften mehrere Stunden planlos umher, fanden jedoch nichts.
„Es bringt nichts. In diesen Nebel finden wir niemanden.“, beschwerte sich Lentil, aber er hatte Recht.
„Bleibt uns wohl nichts anderes übrig als sie nachts zu jagen.“, stimmte Velvet zu.
Auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel, hatten sie beide Recht.
Alle mussten gefroren und gleichzeitig das Feuer gesehen haben. Da niemand aber gestorben war, würden sie sich die Nacht vielleicht in Sicherheit wiegen und wir konnten zumindest einen oder zwei von ihnen ausschalten.
Nicht wirklich gut gelaunt gingen wir deswegen zurück zu unserem Unterschlupf. Wir mussten fit sein, wenn wir die Nacht durch jagen wollten, weswegen sich zumindest Maze und auch Vine hinlegten, um schlaf nach zu holen.
Wir anderen hingen jeder unseren eigenen Gedanken nach und genau wollte ich gar nicht wissen, was dies bei den anderen war.
Lentil und Velvet waren sowieso mit sich beschäftigt, während Ivy nur an die Wand vor sich starrte.
Tway rührte keinen Muskel. Er schien nicht einmal zu zwinkern. Wären seine Augen nicht offen gewesen, wäre ich sicher gewesen, dass er schlafen würde.
Ich selber ließ zu, dass ich etwas melancholisch wurde, als ich ans Meer, den Strand und die Wärme dachte, die dort fast immer herrschte. Der Tag vor der Ernte, an dem ich mit Finnick und Maze noch einmal dort gewesen war, kam mir wieder lebhaft in Erinnerung. Es schienen Jahre seit dem vergangen zu sein und doch waren es nur ein paar Tage. Ich vermisste die Zeit und der Gedanke, dies nie wieder zu haben, schmerzte, weswegen ich mich selber daraus hervor riss.
Die Sonne war gerade am unter gehen. Bald würde die Hymne von Panem erklingen, jedoch keine Toten anzeigen.
Noch nicht.
Wir würden in dieser Nacht dafür sorgen, das morgen zumindest ein Bild erschien. Wir mussten.
Schließlich durfte es nicht langweilig werden. Niemand im Kapitol wollte uns dabei zu sehen, wie wir die Wand anstarrten, also mussten wir für etwas sorgen oder die Spielmacher würden es tun.
Meistens ging davon die größte Gefahr für uns aus. Wenn immer ein anderer Distrikt gewann, außer Eins, Zwei oder Vier, war zum Großteil eine Gemeinheit des Kapitols der Grund dafür. Einmal nicht genug angestrengt und die Karrieros hatten es auf einmal mit Mutationen oder einen Giftnebel als Gegner zu tun.
Nichts was ich unbedingt brauchte.
Gerade als wir etwas tiefer im Wald waren, ertönte auch schon die Hymne. Keiner von uns schaute nach oben. Warum auch?
Es gab nichts zu sehen.
Dummerweise schien aber in dieser Nacht auch keiner auf die Idee zu kommen ein Feuer zu machen.
Frustration war noch das schönste Gefühl was ich fühlte. Ein anderer Teil in mir, wollte einfach nur noch töten.
Konzentriert gingen wir nebeneinander her, verteilten uns aber langsam, damit wir kein all zu leichtes Ziel abgaben.
Während Lentil und Velvet, genau wie Maze und ich zusammen blieben, teilten sich die beiden Tribute aus Distrikt Zwei unsere anderen beiden Schützlinge. Es schien immer noch eine extra Spannung zwischen den beiden zu liegen, die ich fast schon als eine Hassliebe bezeichnen würde, weswegen ich darüber erleichtert war, auch wenn Tway und Vine ein lustiges Pärchen abgaben, während Yarrow und Ivy gut zu einander passten.
Die Dunkelheit erlaubte es uns nicht, das wir uns wirklich weit von einander entfernten, aber es reichte aus.
Konzentriert gingen wir weiter. Wir wussten, dass unsere Gegner hier waren und einer von ihnen würde einen Fehler machen.
Ein knacken der Ast, war alle Vorwarnung die wir bekamen.
Ich wirbelte in die Richtung und sah, wie der Junge, der neben mir auf den Plattformen gestanden ist, aus dem Gebüsch auf Ivy zugesprungen kam. Die Verzweiflung, war in seine Augen gebrannt.
So schlau wie er am ersten Tag reagiert hatte, so dumm war seine Reaktion nun gewesen.
Yarrow schlug Ivy geistesgegenwärtig zur Seite, wodurch der Junge mit ihm kollidierte und sie durch den Schwung beide umgerissen wurde.
Fluchend senkte ich den Bogen, da ich somit kein freies Schussfeld mehr hatte. Jedoch waren Maze und ich zu weit weg von den Beiden um überhaupt in einen Nahkampf eingreifen zu kennen.
Sie hatten es jedoch auch gar nicht nötig.
Ivy erholte sich äußerst schnell von den Schreck und sprang knurrend auf, um den Jungen von Yarrow herunter zu ziehen. Mit Schwung riss sie ihn herunter und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum, wo er mit einen unangenehmen knirschen dagegen schlug. Sein Körper sackte am Boden zusammen, doch sein schmerzhaftes Wimmern zeigte mir, dass er immer noch lebte.
Meine Gedanken schwirrten jedoch eher darum, mir zu merken, wie unglaublich stark das blonde Mädchen war. Der Junge war mindestens genau so groß wie sie und sicher etwas schwerer!
Ich hatte sie nie mit den Gewichten trainieren sehen und mir wurde klar, dass dies ihre geheime Stärke war, die sie keinen von uns bis zu diesen Moment gezeigt hatte.
Wenn ich gegen sie kämpfen musste, dürfte ich sie niemals an mich heran kommen lassen.
Während es in meinem Gehirn raste und versucht wurde, die neuen Informationen zu verarbeiten, schlenderte Ivy fast gelangweilt auf ihren Gegner zu.
Immer noch wütend, riss sie den Kopf des Jungen nach oben, was ihn erneut aufstöhnen ließ. Dieses mal war jedoch eindeutig Angst in den Schmerz gemischt.
Ihm war wohl genau so klar, wie mir, dass sein Tod kein einfacher werden würde.
„Das war unhöflich du kleine Ratte.“, beschwerte sich Ivy bösartig lächelnd, als sie auch schon mit einer schnellen Bewegung die Klinge über die Kehle des Jungen ziehen ließ.
Ich konnte ein leichtes erschaudern nicht unterdrücken, als sie seinen Kopf einfach wieder sinken ließ.
Er lag einfach da, ein gluckerndes Geräusch war alles, was zeigte, dass er gerade an seinem eigenen Blut erstickte. Da er nicht einmal die Hände reflexartig an die Wunde hob, wurde mir bewusst, dass der aufprall am Baum wohl seine Wirbelsäule gebrochen hatte.
Nein sein Tod war kein einfacher.
Dummer Junge.
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Senna Quince | Geboren um zu töten
FanficMein Name ist Senna Quince. Seit 17 Jahren lebe ich in Distrikt Vier und wurde zum töten ausgebildet. Dies ist meine Geschichte... | Teil 2: http://www.wattpad.com/myworks/28941623-senna-quince-2-leben-danach Teil 3: http://www.wattpad.com/myworks/3...