"Du warst mir nie egal!"

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Was machte Liam denn bitte schon um 10 Uhr Morgens hier am Stall, er war doch eigentlich ein Langschläfer, was auch der Grund für die Wahl der Uhrzeit war, weil auch ich eigentlich nicht vor 10 Uhr ansprechbar war.

Da mir nichts anderes übrig blieb, ging ich auf ihn zu um kurz hallo zu sagen, mir Joker zu schnappen und dann so schnell wie möglich wieder zu verschwinden um meine Ruhe zu haben. Doch war mir fast Augenblicklich klar, dass mein Plan nicht aufgehen würde, da er mich  erstaunlicherweise schon von weitem freundlich anlächelte.

„Guten Morgen!“ sagte er. Warum auf alles in der Welt hatte der denn schon so gute Laune?

„Mhhh. Guten Morgen.“ nuschelte ich als Begrüßung zurück. 

Ich ging an ihm vorbei zu Jokers Box um ihn rauszuholen und mir fiel irgendwie wieder das Gespräch aus der Disco ein, über welches ich mir gestern Abend als im Bett lag, zu viele Gedanken gemacht hatte und mich gefragt hatte was er mit dem was er gesagt  geau gemeint hatte.

„Oh da hat wohl wer schlechte Laune!“

„Ne bis gerade hatte ich eigentlich hervorragende Laune, aber dann hab ich dich gesehen und bemerkt, dass ich heute wohl leider nicht meine Ruhe haben werde.“ antworte ich mit zuckersüßen Stimme. 

Manchmal war ich schon ein Streitsuchender Mensch. Obwohl... Nein eigentlich nicht, diese Eigenschaft kam bei mir eigentlich nur in Gegenwart von Liam zum Vorschein. Was genau mich eigentlich an ihm störte konnte ich wenn ich ehrlich war gar nicht so genau sagen, aber vermutlich lag es daran, dass er schon immer unfreundlich zu mir gewesen war, auch wenn er zu anderen Menschen durchaus sehr nett war. 

Obwohl, nein auch das stimmt nicht so ganz. Denn wenn ich mich richtig erinnere, 

dann gab es  schon Zeiten in denen wir uns eigentlich ganz gut verstanden hatten. 

So lange war das noch gar nicht her, vielleicht so 5 oder 6 Jahre. Liam war vielleicht 15 gewesen und war ein normaler, netter, manchmal etwas schüchterner Junge gewesen, hatte dann allerdings eine 180 Grad Wendung gemacht und war zu dem Macho geworden, welches er auch heute ist.

„Hallo hörst du mir überhaupt zu?“, holte mich seine Stimmer wieder in die Realität. Anscheinend war ich ziemlich tief in meinen Gedanken versunken gewesen.

„Nö sorry meine Gedanken waren gerade einfach interessanter.“

„Ich habe gesagt, dass ich es affig finde, dass wir uns immer so an zicken. Ich meine ich bin 20 und 16 Jahre alt, eigentlich könnte es doch dann mal möglich sein, dass wir uns gegenüber wie zwei ganz normale Menschen verhalten und uns nicht bei der erst möglichen Gelegenheit an die gurgel springen. Wie wäre es wenn wir einfach alles vergessen und uns von jetzt an vertragen!“

War das jetzt sein ernst? Ich meine gut vielleicht ließ ich mich manchmal ein bisschen schnell provozieren, aber er nutze auch jede Möglichkeit um dies zu tun.

Diese Sätze hatten mich jetzt wirklich sehr vewundert, was man mir wahrscheinlich auch ansah.

„Du brauchst gar nicht so komisch zu gucken, das ist mein voller Ernst.“ meldete Liam sich auch so gleich wieder zu Wort. 

In diesem Moment wollte ich eigentlich nur noch meine Ruhe haben, deswegen antwortete ich mit: „Ja meinetwegen.“

Das ganze in der Hoffnung, dass ich anschließend meine Ruhe habe und wir uns nach diesem ´Vertragen´einfach so gut es geht aus dem Weg gehen und uns ignorieren.

Doch auch dieses Mal hatte ich die Rechnung ohne Liam gemacht, denn er lächelte mich erneut freundlich an und sagte: „Das ist doch super. Wie wäre es, wenn wir jetzt gleich zusammen ausreiten?“

Und aus einem mir unauffindbarem Grund sagte ich auch noch ja.

Deswegen saßen wir kurze Zeit später nebeneinander auf den Pferden und ritten aus. Wir schwiegen uns die ganze Zeit an, allerdings spürte ich das ein oder andere mal seinen Blick auf mir, was mich komischer Weise ziemlich Nervös machte.

Als wir eine Pause machten, legte ich mich ins Gras und schloss kurz meine Augen und spürte schon wieder seinen Blick. Ich weiß das das ein wenig kindisch war, aber es nervte mich und reicht mir.

„Was guckst du mich ständig an?“

Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber er sah aus, als würde er sich ertappt fühlen.

„Ich gucke dich doch gar nicht ständig an und selbst wenn was zur Hölle wäre daran so schlimm?“

„Es ist ätzend angestarrt zu werden, als hätte man irgendetwas getan oder als hätte man irgendwas im Gesicht!“

„Du hast weder etwas getan noch etwas im Gesicht.“

„Aha also hast du mich doch die ganze Zeit angeguckt!“ 

Jetzt sah Liam mich irgendwie verlegen und genervt an (geht das überhaupt?)

„Meine Güte dann hab ich dich hat das ein oder andere mal angesehen. Aber was

genau stört dich jetzt so extrem daran?“  sagte er.

Ja das war eigentlich eine gute Frage, denn was genau mich daran so störte konnte ich auch nicht wirklich sagen.

´Es stört dich nicht wirklich, sondern macht dich nur unglaublich Nervös und das gefällt dir nicht!´ sagte diese kleine von mir sehr gehasste Stimme in meinem Kopf.

„Ach keine Ahnung du guckst halt so komisch nicht so wie immer!“

antworte ich deshalb. Aber es stimmte er sah mich wirklich anders an. Irgendwie nicht mehr so gleichgültig oder abwertend sondern... anders halt. 

Meine Aussage schien ihn zu verwirren, denn er fragte, was genau ich damit meinte.

„Ja anders halt! Sonst wirktest du immer gleichgültig, fast als ob ich nicht richtig existiere oder aber du hast mich total abwertend angesehen.“

Jetzt schien er endgültig nicht mehr zu wissen was ich da rede und da ich keine Lust hatte noch sonderlich lange mit ihm zu diskutieren drehe ich mich einfach um, um zurück zu reiten.

„Gleichgültig? Du warst mir nie egal.“ 

Ich drehte mich ruckartig wieder zu ihm und sah ihn mehr als nur fragend an. Ich hatte den Satz nicht deutlich verstanden, da er ihn nur sehr leise gesagt hatte, aber wenn ich seine Worte richtig verstanden hatte, dann war ich jetzt mehr als nur sehr verwirrt.

„Was hast du gerade gesagt?“

Liam sah mich geschockt an, wahrscheinlich hatte ich das nicht hören sollen. Oder aber ich hatte mir das einfach nur eingebildet und sein Blick war nicht geschockt, sondern verwirrt. Aber war das so leicht zu verwechseln?

„Nichts. Ich habe nichts wichtiges gesagt.“ antwortet Liam mir auf meine Frage, doch war ich mir nicht sicher, ob das ernst war. Bevor ich noch etwas sagen konnte redete er auch schon weiter „Komm lass uns wieder zurück.“.

Schon war er bei Nelly und schwing sich auf sie drauf. Noch etwas verwirrt folgte ich ihm.

Während des gesamten Rückweges war ich es nun die die ihn ansah. 

„Du warst mir nie egal.“

Dieser Satz kreiste immer und immer wieder durch meinen Kopf und deswegen passte ich auch nicht so wirklich auf, was Joker machte. 

Auf einmal schoss dieser nach vorne und da ich nicht aufgepasst hatte, konnte ich mich nicht mehr halten und sauste dem Boden entgegen. Dann war es Schwarz und ich fühlte Schmerzen an meinem Kopf.

Liebe auf den tausendsten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt