Ein Wunsch

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„Was sollte das denn?“ fragte ich Liam mit lauter und aufgebrachte Stimme.

„Der wollte dich doch eh nur abschleppen!“ antwortete er mir genauso laut.

„Und was ist wenn ich das auch wollte? Außerdem das geht dich nun wirklich nichts an, also warum mischt du dich da ein? Ich kann sehr wohl auf mich aufpassen!“ jetzt schrie ich ihn an. Das war ja wohl wirklich die Höhe, was mischte der sich denn ständig ein, bis jetzt hatte es ihn doch auch nicht interessiert.

Zunächst sah Liam mich nur an. Ziemlich lange sah er mich an und ich musterte ihn genau. Was ging nur in seinem nur Kopf vor sich? Es war wirklich schwer für mich ihn zu durchschauen.

Bisher hatte Liam mich noch immer am Handgelenk festgehalten, doch jetzt nahm er meine Hände in seine. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag etwas. Langsam fing er an zu reden und das ziemlich leise, so dass ich mich Mühe hatte ihn zu verstehen.

„Du hast Recht, vermutlich geht mich das nichts an... Nein es geht mich nichts an. Aber ich ertrage es einfach nicht dich so mit jemand anderen zu sehen, dann geht es einfach mit mir durch. Wenn ich das sehe und genau weiß wie sich das anfühlt. Deine Lippen, deine Berührungen, das halte ich nicht aus. Alles was ich gesagt habe ist die Wahrheit. Ich wollte es mir sehr lange nicht eingestehen, aber ich kann es einfach nicht mehr leugnen und vor allem nicht ignorieren. Auch wenn du das Gefühl hattest, dass du mir egal warst oder bist, warst du mir nie egal. Nein ganz im Gegenteil, du bist so ziemlich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Mira, ich liebe dich!“ während er geredet hatte, hatte er seine Stirn an meine gelehnt.

In diesem Moment war ich überwältigt von seinen Worten und meinen eigenen Gefühlen. Am ganzen Körper hatte ich eine Gänsehaut und es hatten sich Tränen in meinen Augen gebildet, die über meine Wangen zu rollen zu drohten.

Ich sah im nur in die Augen und wusste nicht so recht was ich erwidern sollte. Egal was ich jetzt machen würde, es wäre falsch. Aber auch der Ort und mein zustand waren nicht die besten Umstände um jetzt darüber mit Liam zu reden. Außerdem war ich trotz der Deutlichkeit seiner Worte mit diesen überfordert.

Genau war mir in diesem Moment nicht klar was ich tat, aber ich löste meine Hände aus seinen, legte sie in seinen Nacken und zog ihn für einen kleinen und vorsichtigen Kuss zu mir.

Obwohl dieser Kuss vielleicht 3 Sekunden gedauert hatte, fing mein Körper sofort an zu kribbeln und mir wurde ganz warm. Als ich mich ganz von ihm löste, sah Liam mich mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck an.

„Ich gehe mal nach den anderen gucken, wir sollten so langsam mal gehen.“

Ich drehte mich um und ging in die Disco um die anderen zu holen. Nach kurzer suche hatte ich Chris und Lexi dann tatsächlich gefunden und wir machten uns auf den Heimweg.

Am Ferienhaus gingen wir alle gleich schlafen, doch trotz meiner enormen Müdigkeit konnte ich einfach nicht einschlafen. Also ging ich nach draußen auf die Terrasse, setzte mich in eine Decke gekuschelt auf einen Stuhl und sah in den Himmel. Es war eine klare Nacht und man sah die Sterne nur so um die Wette funkeln. 

Es war unglaublich schön und ich kam langsam zur Ruhe. Leider beinhaltete das auch, dass meine Gedanken immer mehr und mehr wurden.

War ich echt so blöd gewesen? Hatte ich auf die Worte von Liam wirklich so reagiert? Noch nie hatte jemand so etwas zu mir gesagt und noch nie hatten Worte solche Gefühle in mir ausgelöst. Warum konnte ich nicht wie jedes andere normale Mädchen auf so was reagieren? Warum war ich Liam nicht einfach um den Hals gefallen und hatte ihm ebenfalls gesagt was ich wirklich für ihn fühlte? Warum war ich schon wieder weg gerannt? 

Warum? Warum? Warum?

Lauter dieser Fragen schwirrten in meinem Kopf rum und ich hätte mich für mein Verhalten echt am liebsten selber umgebracht.

Mein Gott war ich blöd!

Dieser Junge, naja eigentlich schon Mann, legte mir seine kompletten Gefühle vor die Füße und ich hatte nichts besseres zu tun als sie zu treten. Konnte mich bitte jemand für meine Blödheit umbringen?

„Kannst du auch nicht schlafen?“ 

Ich zuckte kurz zusammen und drehte mich um. In der Tür stand Liam. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und richtete meinen Blick wieder in den Himmel.

Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Ich spürte seinen Blick, der auf mir lag, störte mich jedoch nicht daran.

Lange Zeit sagten wir beide nichts, doch es war eine angenehme Stille.

„Es tut mir Leid, wenn...“ begann Liam irgendwann zu reden, doch ich unterbrach ihn direkt. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an.

„Dir brauch nichts Leid tun! Du warst ehrlich und das war das einzig richtige.“ ich machte eine Pause, da ich nicht so recht wusste wie ich weiter reden sollte. 

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht so wirklich was ich sagen soll.“ erneut legte ich eine Pause ein. „Ich muss mich entschuldigen. Ich habe wirklich scheiße regiert und bin schon wieder weg gerannt, dafür würde ich mich gerne selber erschießen.“

Jetzt unterbrach Liam mich.

„Das solltest du auf jeden Fall bleiben lassen.“ grinste er mich an.

Ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln.

„Dürfte sich einrichten lassen. Aber nein im Ernst, ich hätte vielleicht überlegter reagieren können. Was genau ich für dich empfinde kann ich dir jetzt noch nicht sagen, aber ich mag dich. Ich möchte mich jetzt auch für nichts entscheiden, aber ich möchte auf jeden Fall gucken, was aus uns werden kann. Auch habe ich verstanden, dass du es ernst meinst. Aber ich brauche Zeit, weil wenn soll es was ernstes mit uns sein. Und sorry das sich das alles so scheiße anhört, aber ich bin nicht so gut darin die passenden Worte in einer solchen Situation zu finden.“

Ok, ich war echt verdammt schlecht darin die passenden Worte zu finden. Das hatte nun deutlich vermasselt.

Peinlich berührt drehte ich mein Gesicht weg, in der Hoffnung, dass Liam meine roten Wangen nicht sehen würde.

Ich hörte ein leises Lachen neben mir. 

Das war doch unglaublich, jetzt lachte mich dieser Kerl auch noch aus.

„Du bist echt süß.“ Ich hörte praktisch sein grinsen.

Augen rollend sah ich ihn an. „Du muss mich nicht gleich auslachen!“

„Ich lache dich nicht aus!“ rechtfertigte es sich auch so gleich.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an.

„Wirklich nicht! Du hättest deine Worte für mich nicht besser wählen können. Ich gebe dir alle Zeit die du brauchst und ja ich meine es Ernst. Verdammt ernst.“

Darauf sagte ich nichts und wieder herrschte eine angenehme Stille zwischen uns.

Seit wann war Liam so nett und süß zu mir? 

Ich sah ihn von der Seite an und in meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Auch er  lächelte mich an und das lies mein Herz höher Schlagen.

„Wie wäre es, wenn wir zurück in Deutschland gemeinsam ausgehen?“ fragte Liam mich und wirkte schon fast ein wenig schüchtern.

„Das hört sich sehr gut an.“ antwortete ich ihm. Noch immer hatte ich ein Lächeln im Gesicht.

Wir saßen noch ein wenig draußen und als ich aufstand um rein zu gehen, sah ich am Himmel eine Sternschnuppe. Ich musste grinsen und wünschte mir, dass das mit mir und Liam vielleicht wirklich was ernstes wurde. 

Wer weiß, vielleicht kannte ich meinen Traummann schon mein gesamtes Leben, nur war er mir so noch nie aufgefallen.

Liebe auf den tausendsten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt