Die Entschuldigung

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Liam war irgendwann am Sonntag Nachmittag gegangen und nachdem er weg war, hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich meine Fehler bei Lexi wieder gut machen konnte. Ich war zu keinem wirklichen Entschluss gekommen, aber ich wollte einfach mal versuchen mit ihr zu reden.
So stand ich am Montagmorgen zwar mit schlechter Laune, aber wenigstens etwas motiviert auf.
Wie immer musste ich mich beeilen um meinen Bus noch zu bekommen und so kam ich, mal wieder, mit dem Lehrer im Klassenraum an. Ich setzte mich auf meinen Platz ganz hinten und versuchte die Stunde ohne einzuschlafen zu überleben. Dies gelang mir sogar, aber trotzdem war ich glücklich, als es zur ersten Pause klingelte und so machte ich mich auf die Suche nach Lexi.
Auch das war nicht sonderlich schwer, wie immer stand sie mit ihren Freunden auf dem Schulhof, dort wo sie immer standen. Allerdings fiel es mit ziemlich schwer auf sie zu zu gehen und sie zu bitten nochmal mit mir zu sprechen.
Gerade als ich einen Rückzieher machen wollte meldete sich diese unbeliebte Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass ich selber schuld war und wenn ich es so wollte,. das selber wieder grade biegen musste. Außerdem war sie meine beste Freundin gewesen ,da musste ich nun wirklich keine Angst haben sie anzusprechen.
Also ging ich mehr oder weniger zielstrebig auf die Gruppe zu und tippte Lexi an. Sie drehte sich um und sah mich verwirrt an.
„Ähm... Hi. Können wir bitte reden?" fragte ich vorsichtig.
„Auf die Idee kommst du ja früh." sagte ein Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte. Sie schaute mich sauer an.
„Ist gut Mel." antwortete Lexi an das Mädchen gewandt.
Dann sah sie mich kurz erwartungsvoll an und wir entfernten uns einige Schritte von der Gruppe.

„Ok was möchtest du mir denn sagen?" fragte Lexi mich. Sie klang wütend, aber auch enttäuscht.
„Es tut mir Leid. Mir tut alles einfach unfassbar Leid. Ich hab gar nicht so richtig gemerkt, dass wir uns nicht mehr wirklich gesehen haben und wenn nicht viel miteinander geredet haben. Ich weiß auch gar nicht warum das so war. Vielleicht lag es daran, dass ich viel für die Schule zu tun hatte, vermutlich lag es auch daran, dass ich viel Zeit mit Liam verbringen wollte. Und das tut mir auch unfassbar Leid. Ich habe dir versprochen, dass unsere Freundschaft nicht darunter Leiden wird und das Gegenteil ist eingetroffen. Das wollte ich nicht, wirklich nicht. Als du mir all diese Sachen an den Kopf geworfen hast, ist mir erst aufgefallen wie blöd ich eigentlich drauf war. Die letzten paar Wochen, waren so langweilig ohne dich. Keine Ahnung was ich jetzt noch sagen soll, ich hoffe, dass wir das alles klären können. Ich vermisse dich."
Während ich diese kleine Ansprache hielt, sammelten sich Tränen in meinen Augen und ich konnte sie gerade eben zurück halten. Auch Lexi sah nicht viel besser aus, doch sie sagte nichts.
Als sie was sagen wollte, klingelte es und die Pause war vorbei.
Lexi drehte sich einfach um und ging.
Das war es dann wohl, dachte ich mir und ging auch wieder zum Gebäude.

Der Rest des Schultages, verging ohne, dass ich noch großartig etwas vom Unterricht mitbekommen hatte.
Zu Hause legte ich mich auf meine Bett und wollte auch nicht mehr aufstehen. Ich nahm meine Kopfhörer, machte Musik an und dachte nach.
Ich wusste nicht genau, wie ich Lexi's Reaktion deuten sollte, doch ging ich davon aus, dass sie unserer Freundschaft keine Chance mehr gab. Vielleicht hätte man damit rechnen können, doch ich hatte gehofft, dass es anders wäre. Warum war ich auch so dumm gewesen nicht zu merken, wie schlecht es ihr gegangen war. Wenigstens schien sie in 'Mel' schon einen guten Ersatz gefunden zu haben. Es war fast ein bisschen deprimierend, wie schnell ich ersetzt worden war.

Ich hörte nicht, dass es an meiner Tür geklopft hatte, doch auf einmal stand meine Mom vor mir.
„Was ist denn los mit dir?" fragte sie, nachdem ich meine Kopfhörer aus den Ohren genommen hatte.
„Ach, ein bisschen Stress in der Schule. Nicht mehr." wich ich der Frage aus.
„Ich bitte dich. So sehr stresst dich Schule nicht. Was ist passiert?"
Sie kannte mich einfach zu gut.
„Ich möchte jetzt nicht drüber reden."
„So wie die ganzen letzten Wochen auch? Ich mache mir Sorgen um dich Mira. Du sitzt die ganze Zeit nur in deinem Zimmer und verlässt das Haus nur äußerst selten. Hast du Streit mit Liam oder was ist los?"
„Nein mit Liam könnte es nicht besser laufen." ich lief leicht rot an, als ich an Samstagabend dachte.
„Was ist dann los?" meine Mom ließ einfach nicht locker.
Ich seufzte.
„Lexi und ich haben total Stress. Ich war in den letzten Wochen voll scheiße zu ihr."
„Und was genau hast du gemacht?"
„Ich hab einfach nicht auf sie geachtet. Wir sehen uns nur noch wenig in der Schule, haben dann wenig miteinander geredet und sonst habe ich mich nur mit Liam getroffen. Als sie sich dann von ihrem Freund getrennt hat und es ihr richtig scheiße ging, ist mir das nicht aufgefallen. Irgendwann hat sie mir das dann alles mal gesagt und seit dem haben wir nicht mehr wirklich miteinander geredet. Heute habe ich mich dann bei ihr entschuldigt und sie hat nichts darauf geantwortet. Ich hab angst, dass es das wirklich war mit unserer Freundschaft."

Und dann weinte ich zum ersten mal wirklich, wegen diesem Streit. Meine Mutter nahm mich in den Arm uns sagte erst mal nichts. Als ich mich beruhigt hatte sagte ich: „Ich weiß, ich übertreibe das alles ein bisschen, aber Lexi ist mir einfach wichtig."
„Ach quatsch du übertreibst nicht Mira. Es ist normal, dass es mal so einen Streit gibt zwischen Freunden. Gerade wenn man schon so lange und eng miteinander befreundet ist.Ich glaube nicht, dass eurer Freundschaft damit beendet ist. Gib ihr Zeit ich bin mir sicher, dass sich das wieder klärt und ich glaube auch nicht, dass du alleine daran schuld bist, dass es überhaupt so weit gekommen ist."
„Bist du dir sicher?"
„Ja ziemlich sicher."
„Danke Mom."
„Kein Problem mein Schatz."
Sie nahm mich noch einmal kurz in den Arm und dann ließ sie mich wieder in Ruhe.

Am Abend rief Liam mich dann noch an und sagte mir, dass er in dieser Woche in die neue Wohnung ziehen würde. Das hieß also, dass wir uns vor dem Wochenende nicht mehr sehen würden. Doch Samstagabend würde er eine kleine Einweihungsparty geben.
Wir redeten nur noch kurz und nachdem wir aufgelegt hatten ging ich schlafen.

Liebe auf den tausendsten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt