Die Party

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Die Luft war stickig und angereichert mit dem Geruch von Alkohol, Zigaretten-und Zigarrenqualm sowie mit Gelächter, Geplauder und dröhnend lauter Musik. Es war bereits Mitternacht und die Hausparty von Harumis Klassenkamerad war noch in vollem Gange. 
Harumi kam gerade von der Toilette zurück und gesellte sich gleich wieder zu ihren Freundinnen, nahm von Asuka ein neues Cocktailglas entgegen und nippte an dem Getränk. Die Feier tat ihr gut, einfache Unterhaltungen und viel Gelächter standen im Mittelpunkt, bis vor zwanzig Minuten hatte sie noch zusammen mit ihren Freundinnen ausgelassen getanzt, und bis jetzt machte sich auch der Alkohol noch nicht negativ bemerkbar. Das erleichterte Harumi doch ziemlich, immerhin schien das ein Indiz dafür zu sein, dass sie über ihre Probleme mit ihrem Exfreund endlich hinweg war. 
„Hey, Süße“, sprach da Mayumi, die gerade wie aus dem Nichts aufgetaucht war, ihre Freundin an und tippte Harumi von hinten auf die Schulter. 
„Hey, wo warst du denn abgeblieben?“, fragte Harumi belustigt und drehte sich um. 
„Bei Kin und seinen Kumpels, da drüben.“ Mayumi nickte in die besagte Richtung. „Ich hätte da einen interessanten Kerl für dich“, fügte sie dann hinzu und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Sie hatte eindeutig schon ein Glas zu viel gehabt. 
„Nein, Mayu“, seufzte Harumi gedehnt und machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich reiß’ jetzt ganz sicher keinen Kerl auf. Ich hab’ vorerst die Schnauze voll davon.“ 
„Und außerdem ist das Kerl-Aussuchen mein Job“, fügte Asuka von der Seite her lallend hinzu und leerte ihre Gott-weiß-wievielte Bierflasche. 
„Jetzt bin ich mal dran“, erklärte Mayumi und sie sagte es in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. „Du hast das letzte Mal immerhin vollkommen versagt.“
„Hey!“, beschwerte Asuka sich lautstark und stand auf, doch im nächsten Moment knickten ihr plötzlich die Beine unter ihrem Körper ein und sie ging mit einem vernehmlichen Poltern zu Boden, was jedoch kaum auffiel, so laut wie es um sie herum war. 
„Oh Gott“, seufzte Chiyo da gequält und zog Asuka am Arm wieder zu sich nach oben. „Okay, für dich war’s das heute“, verkündete das Mädchen dann auf ihre kindlich-liebenswerte Art, und das, obwohl auch ihre Stimme nicht mehr besonders sicher wirkte. 
„Und vor allem – streitet euch nicht“, fügte Harumi als die Stimme der Vernunft hinzu, aber dennoch kam ihr ein albernes Kichern über die Lippen. 
„Hey, Haru-chan“, sagte Mayumi nun wieder und griff nach den Schultern ihrer Freundin. „Dreh’ dich um und schau dir den Kerl an, der da am Fenster steht.“ 
„Mayumi, ich will nichts Neues mit ’nem Kerl anfangen“, versuchte Harumi es noch einmal, befolgte aber dennoch die Anweisung ihrer Freundin. 
„Genau, sie hat doch Yuma Mukami“, feixte Asuka, die mittlerweile von Chiyo wieder auf den Barhocker bugsiert worden war, in einem unmissverständlich schelmischen Tonfall. „Hm, wo hast du denn deinen Schatz gelassen, Haru-chan?“
Harumi seufzte schwer. 
Betrunken war Asuka in Sachen Jungs sogar noch schwieriger als im nüchternen Zustand, denn nun vergaß sie offenbar alle naselang, dass sie zuvor noch hoch und heilig versprochen hatte, die Klappe zu halten, wann immer Harumi sie eindringlich darum gebeten hatte. Sie fing immer wieder von vorne an und vor allem das Thema Yuma ließ sie nicht mehr los. 
Seitdem Kazuya ihren Freundinnen gegenüber geäußert hatte, dass sie sich auf dem Schulhof mit ihm unterhalten hatte, zog Asuka sie bei jeder Gelegenheit damit auf. 
Nicht, dass Harumi sich im Bezug darauf irgendwie kindisch verhalten hätte, rot geworden wäre oder gestottert hätte, nein, aber es nervte einfach ungemein, sich alle zwanzig Minuten dieselbe Leier anhören zu müssen. Außerdem war der Gedanke, dass irgendwann zu Yuma selbst durchsickern könnte, dass sie von Teilen ihrer Klasse für ein Paar gehalten wurden, auch nicht eben erfreulich. 
„Asuka, halt’ die Klappe“, kam ihr da plötzlich Mayumi zur Hilfe und deutete nun wieder auf die Gruppe Jungen. „Der am Fenster. Siehst du ihn?“, fragte Harumis Freundin lächelnd. 
Knapp nickte Harumi. Besagter Junge hatte kurzes, schwarzes Haar und ein recht reifes, männliches Gesicht mit klar definierten Konturen, vermutlich mit dunklen Augen. 
„Der hat mich gerade gefragt, ob ich dich kenne und ob du im Augenblick Single bist“, fuhr Mayumi fort, sie grinste dabei von einem Ohr zum anderen.  
Harumi hob jedoch nur fragend eine Augenbraue. Ein Junge, der Interesse an ihr zeigte? Himmel, es war lange her, dass ihr das passiert war. Die letzten elf Monate war sie schließlich vergeben gewesen und somit hatte niemand mehr mit ihr geflirtet – Kamui war immer bei ihr gewesen, oder besser gesagt, sie war bei ihm gewesen. Sie wusste doch überhaupt nicht mehr, wie man sich in so einer Situation verhielt! Aber sie wollte ja eh nicht …
„Und? Was hast du ihm gesagt?“, wollte Harumi dem zum Trotz nun müde wissen und trank ihren Cocktail aus, stellte das Glas weg. Hoffentlich verwandelte Mayumi sich jetzt nicht in eine zweite Asuka … Das wäre eine Katastrophe sondergleichen. 
Mayumi lächelte hintergründig. „Ich hab’ ihm gesagt, dass du meine Freundin und gerade erst frisch getrennt bist, einem neuen Kerl aber nicht abgeneigt wärst“, erklärte sie.
„Ach echt?“, nuschelte Harumi wenig begeistert. „Wusste ich noch gar nicht.“ 
„Geh’ doch einfach mal hin“, meinte Chiyo da gutmütig. „Vielleicht funkt’s ja tatsächlich. Und wenn nicht, na dann eben nicht.“ Sie hob unschuldig die Schultern. 
„Nein“, sagte Harumi gedehnt und schüttelte den Kopf. „Ich will keine Beziehung.“ 
„Dann gehst du zu ihm hin und sagst, was du wirklich willst“, meinte Asuka und beugte sich zu Harumi. „Und wenn’s nur für heute Abend ist, na und?“
Harumi griff nach Asukas Schultern und schob ihre Freundin wieder in die Senkrechte, weil sie das Gefühl hatte, dass die Blonde gleich nach vorne kippen würde. Dann seufzte sie und sah noch einmal zu dem Jungen, den Mayumi ihr gezeigt hatte. Als er ihren Blick auffing, lächelte er und stand auf, woraufhin auch Harumi sich kurzerhand erhob. 
Na gut, sagte sie sich entschlossen. Und wenn wir uns einfach nur nett unterhalten. Schauen wir mal.
Als sie schließlich voreinander standen lächelte Harumi den fremden Jungen offen an. „Hey“, sagte sie einfach. „Mayumi hat mir erzählt, du hast nach mir gefragt?“ 
Der Junge nickte. Er war ein ganzes Stückchen größer als Harumi – an sich selbstverständlich kein Kunststück – und sie bemerkte, dass ihr sein Lachen gefiel, es wirkte ehrlich und seine Augen strahlten dabei. Und vor allem wirkte er … selbstbewusst. Auch wenn er nur mit einem Nicken antwortete, wirkte er kein bisschen schüchtern. 
„Deinen Namen hat sie mir allerdings nicht gesagt“, meinte der Junge nun. 
„So ein Zufall, sie mir deinen auch nicht“, erwiderte Harumi grinsend. 
Er deutete mit dem Daumen hinter sich. „Willst du lieber tanzen oder reden? Wir könnten nach draußen gehen, dort verstehen wir uns besser.“ 
„Gut, gehen wir nach draußen“, antwortete Harumi mit einem Nicken und gemeinsam gingen sie nach draußen auf die Veranda, wo sie kalte Nachtluft begrüßte. 
„Also, wie heißt du?“, fragte der Junge nun und lehnte sich mit dem Rücken an das Geländer. In seiner Hand hielt er eine Flasche Bier, die er dann Harumi anbot. 
Mit einem Lächeln nahm sie einen Schluck von dem herben Getränk. „Harumi“, antwortete sie ihm dann. „Aber du kannst mich auch Haru nennen, wenn du willst.“ Sie stellte sich neben ihn, stützte sich mit den Unterarmen auf dem Holz auf. „Und du?“
„Alex“, antwortete er ihr. 
„Alex?“, wiederholte Harumi verwundert. „Ein exotischer Name.“ 
„Meine Mutter kommt aus England“, erklärte er ihr lachend. 
„Dann sprichst du gut Englisch?“, wollte Harumi neugierig wissen. 
„Ich bin zweisprachig aufgewachsen, also ja“, antwortete er ihr. Er schien kurz zu überlegen, dann drehte er sich um und beugte sich neben ihr über das Geländer, sah sie freundlich von der Seite an. „Du gehst in Kin-kuns Klasse, nicht wahr?“, fragte er. 
„Es ist naheliegend, oder?“, meinte Harumi grinsend. „Und du bist in seinem Karateclub“, kombinierte sie. „Dann bist du also sportlich?“, hakte sie nach. 
„Ich denke schon“, erwiderte er leichthin. „Und ich mag sportliche Mädchen“, fügte er dann mit einem spitzbübischen Grinsen hinzu und neigte sich etwas weiter zu Harumi.  
„Denkst du, ich bin sportlich?“, neckte Harumi ihn. 
„Das sehe ich“, meinte Alex lächelnd. 
„Oh, gut.“ Harumi lächelte und sah nach draußen in die tiefschwarze Dunkelheit. „Wie alt bist du eigentlich?“, wollte sie dann neugierig wissen. 
„Neunzehn. Und du wirst sicherlich demnächst achtzehn.“ 
Harumi lächelte. „Im August erst, aber ja.“ Sie klopfte ein wenig gedankenverloren auf das Holz unter ihren Händen. „Wann hast du Geburtstag?“, fragte sie dann. 
„Im November“, antwortete er. Er musterte sie eingehend von der Seite, bis Harumi ihn abwartend ansah. Dann öffnete er den Mund, als wollte er etwas sagen, schloss ihn jedoch gleich darauf wieder und blickte wieder nach vorne. 
Harumi lachte leise. „Was denn?“, wollte sie freundlich wissen. 
„Ach … deine Freundin hat gesagt, dass du gerade erst getrennt bist und … da wäre es wohl nicht angebracht, dich zu fragen, ob du mal mit mir ausgehen willst.“ Er lachte kurz. „Aber ich wollte dir auf jeden Fall sagen, dass du sehr, sehr hübsch bist.“ 
Einen Moment lang war Harumi wirklich perplex. Auch das hatte sie schon lange nicht mehr zu hören bekommen, zumindest nicht von männlichen Vertretern ihrer Art, nur von ihren Freundinnen, aber das war ja etwas ganz anderes. „Hm … danke“, meinte sie verlegen und strich sich in einer fast kindischen Geste eine ihrer rotbraunen Haarsträhnen zurück. Sie zögerte einen Augenblick. „Ich … hatte ein Jahr lang einen sehr besitzergreifenden, aber lieblosen Freund“, versuchte sie dann, ihre Misere kurz zusammenzufassen. „Ich würde in Zukunft gerne unabhängig bleiben, aber ich habe deswegen nichts dagegen, mit dir auszugehen. Im Gegenteil, du bist echt sympathisch.“ Sie lächelte ihn weiterhin an. 
„Dann … bist du eher für so eine Art offene Beziehung?“, wollte Alex wissen. 
Nach kurzem Zögern nickte Harumi. „So etwas in der Art“, bestätigte sie. 
„Gut, ich habe damit kein Problem“, meinte er und lächelte. „Meine letzte Freundin war auch ziemlich eifersüchtig, ich weiß, wie du dich fühlst.“
„Gut … danke“, meinte Harumi leise. 
„Das ist nichts, wofür du dich bedanken müsstest“, erwiderte Alex freundlich. 
„Für Verständnis? Doch … das ist nicht selbstverständlich“, meinte Harumi und seufzte. Nein, Yuma, raus aus meinem Kopf, dachte sie dann ein wenig verärgert und schloss die Augen, versuchte ihre Gedanken zu verbannen. 
Warum nur nahm es sie so schrecklich mit, dass sie die Bekanntschaft, vielleicht auch die Beziehung mit Yuma – wie auch immer die genaue Definition letztendlich lauten mochte – beendet hatte? Es war noch gar nicht so lange her … es war noch an diesem Morgen gewesen, als sie vor ihm gestanden und ihm gesagt hatte, dass sie ihm kein Vertrauen entgegenbringen konnte. Als sie entschieden hatte, dass sie mit ihm abschließen sollte. Und es war die einzig richtige Entscheidung gewesen. Er war gefährlich. Also warum tat es so weh?
Weil ich diese andere Seite von ihm echt gerne hatte , dachte sie unglücklich. Er ist laut und grob und nicht besonders rücksichtsvoll … aber er ist auch aufgeweckt und für Späße zu haben. An den feurigen Kuss, den er ihr geschenkt hatte, wollte sie gar nicht erst denken, sie hätte es nicht ertragen. 
Seit wann ist eigentlich Yuma der Kerl, der mich runterzieht?, fragte sie sich verzweifelt. Erst Kamui, jetzt er … Das kann doch nicht wahr sein. Ich hab’ echt kein Glück mit Jungs … 
„Hey, Haru“, sagte Alex da und berührte mit einer Hand ihren Arm. „Ist alles gut mit dir?“
Harumi sah ihn an und seufzte noch einmal. „Ja … es geht schon.“ Sie bemerkte, wie nahe sie sich waren, und sie lächelte, als er nach einer ihrer rötlichen Haarsträhnen griff, sie durch seine Finger gleiten ließ. Als er dann aufsah, bemerkte sie, wie sein Blick zu ihren Lippen wanderte und ihren vorigen Gedankengängen zum Trotz wich sie nicht zurück. 
„Darf ich … dich küssen?“, fragte er mit gedämpfter Stimme. 
Harumi lachte leise. Sie mochte Alex’ höfliche, aber nicht zu steife Art zu reden, seine Offenheit, beides machte ihn tatsächlich sehr anziehend. Dennoch zögerte sie. 
Ich sollte vielleicht endlich mal dazulernen … Ich sollte ihn erst besser kennenlernen und herausfinden, ob er wirklich zu mir passt, dachte sie. Ich sollte mich nicht immer Hals über Kopf in irgendwelche Abenteuer stürzen … Aber auf der anderen Seite ist das Warten nutzlos, wenn ich meine Chance verstreichen lasse. Was ist, wenn er wirklich zu mir passt? Und … es ist nur ein Kuss … und der Moment ist perfekt, und er ist doch eigentlich absolut mein Typ. 
Schließlich stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Ach, was soll’s, dachte sie schließlich und nickte leicht. „Gerne“, wisperte sie. 
Er erwiderte ihr Lächeln, dann hob er die Hand und Harumi erschauderte, als er ihr Ohr streifte, dann lehnte er sich zu ihr und berührte ihre Lippen hauchzart mit seinen, und sie seufzte wohlig, als seine Hand in ihren Nacken wanderte, dann ließ sie das Geländer hinter sich los und schlang stattdessen ihre Arme um seinen Hals. 
Der Kuss war weniger intensiv als der, den Harumi mit Yuma geteilt hatte, jedoch konnte sie nicht sagen, dass ihr das hier nicht mindestens genauso gut gefiel. Alex war lediglich eine ganze Ecke sanfter und vorsichtiger als der Vampir, und er ließ sich Zeit. 
Harumi hatte keine Ahnung, wie viel Zeit tatsächlich verging, bis Alex sich schließlich vorsichtig etwas weiter wagte, mit der Zunge ihre Lippen streifte und dann zu einem langsamen Zungenkuss überging, der Harumi glücklich seufzen ließ. 
Als sie sich voneinander lösten, lächelten sie beide. 
„Wow“, meinte Alex und strich ihr mit der Hand über die Wange. 
„Ja, wow“, bestätigte Harumi glücklich und atmete tief durch. 
„Also … würdest du mich auch nach dieser Party wiedersehen wollen?“, fragte Alex. 
„Und ob“, erwiderte Harumi und lehnte sich gegen ihn, dann sah sie zu ihm auf und sie lächelte zufrieden, als er ihr noch einmal einen kurzen Kuss auf den Mund gab. 
„Wie kommst du heute nach Hause?“, fragte er dann leise. 
„Ich wohne hier gleich um die Ecke“, erwiderte Harumi lächelnd. Dann richtete sie sich wieder auf, und ehe sie richtig darüber nachgedacht hatte, waren ihr schon die nächsten Worte über die Lippen gekommen. „Wer weiß, vielleicht nehm’ ich dich ja mit.“ Sie kicherte. Verdammter Alkohol, dachte sie gleich darauf genervt, aber zugleich war da auch eine Stimme, die erneut „ach, egal“ sagte und ihre Bedanken einfach beiseite wischte. 
„Du bist echt ungeduldig, was?“, feixte Alex amüsiert, dann legte er seine Hände um Harumis Hüften und er drehte sich mit ihr ein wenig, dann drängte er sie mit einem sanften Kuss gegen die Wand hinter sich, vertiefte die Liebkosung erneut langsam und vorsichtig. 
Harumi musste schlucken, als sie die Wand in ihrem Rücken spürte, nicht lange darauf folgte der sanfte Druck seines Körpers, als er sich an sie schmiegte, dann zuckte sie zusammen, als seine Hand unter ihr Top fuhr. Ich will das nicht, dachte sie plötzlich und wollte den Kopf zurückziehen, um den Kuss auf diese Weise unterbrechen, aber es war bereits kein Platz mehr zwischen ihr und der Wand, sodass Alex ihr plötzliches Unwohlsein gar nicht zur Kenntnis nahm. Als sie seine Hand nahe ihrer Brust spürte, zuckte mit einem Mal blanke Panik durch ihren Körper und sie wusste nicht mehr, was sie tat, als sie ihr Knie nach oben riss und es Alex zwischen die Beine rammte. 
Augenblicklich ließ er von ihr ab, sie hatte unerwartet viel Kraft eingesetzt, genug, damit er keuchend zu Boden ging und dort knien blieb. 
Für Harumi war es, als sei sie eben aus einem Fiebertraum erwacht. Entsetzt schnappte sie nach Luft, als ihr klarwurde, was sie eben getan hatte. „Oh Gott“, wisperte sie erschrocken. „Oh Gott … es tut mir leid!“ Sie schluckte, dann wandte sie sich ab und lief eilig, so schnell es ihr in ihren hohen Schuhen möglich war, die Verandatreppe hinunter und bis zur Straße. 
Es war egal, dass es ziemlich kalt war, es war egal, dass sie ihre Jacke bei ihren Freundinnen vergessen hatte, es war auch egal, dass sie sich einfach so aus dem Staub machte, sie wollte einfach nur noch weg. Ihr Gesicht glühte vor Scham und sie kam sich unheimlich feige vor, aber sie wusste nicht, wie sie ihren aufgewühlten Gefühlen noch begegnen sollte. 
Sie beeilte sich, schnell nach Hause zu kommen, sie wollte sich am liebsten in ihrem Zimmer einschließen und nie wieder rauskommen. Ihr war das alles so schrecklich peinlich …
Als sie schließlich in ihrem Zimmer angekommen war, ging ihr Atem heftig und in ihrem Kopf herrschte nichts als Chaos. Kopfschüttelnd ließ sie sich mit dem Rücken gegen ihre Zimmertür sinken und schaltete dann das Licht an. 
Nacheinander landeten ihre Klamotten am Boden, dann warf sie einen kurzen Blick in ihren Spiegel. Kurz wanderte ihre Hand zu den Bisswunden an ihrem Hals und den mittlerweile gelb verfärbten Malen, die ebenfalls ihren Hals und ihre Brust zierten, dann atmete sie tief durch. Schließlich entschied sie, dass sie auf das Abschminken pfeifen konnte und verkroch sich einfach in ihr Bett, versuchte, über nichts mehr, was an diesem Abend passiert war, nachzudenken. Doch natürlich funktionierte das nicht. 
Allein der Gedanke, wie instinktiv – oder besser primitiv – sie gehandelt hatte, wie wenig sie noch die Kontrolle über ihre Gefühle hatte … und das alles nur wegen dieser einen Nacht vor zwei Wochen …
„Fuck!“, fluchte sie irgendwann leise in ihr Kissen hinein und verspürte wieder das Bedürfnis, irgendetwas zu zerreißen. „Das kann doch alles nicht wahr sein …“ 

* ~ * ~ * ~ *


Okay, jetzt mal serious. Ich entschuldige mich für das absolut OC-lastige Kapitel, aber ich konnte Yuma nicht auch noch in das Geschehen einbringen. Ursprünglich hatte ich den Gedanken, dass er, wenn sie nach Hause kommt, da auf sie wartet, aber ... das wäre nicht gutgegangen. Sie hätte ihm höchstens Vorwürfe gemacht und das hätte nicht eben zur Verbesserung ihrer Beziehung beigetragen. Darum quasi ein Füllkapitel ^.^ Sorry Leute. 

Fervent LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt