Zweisamkeit

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Harumi seufzte zufrieden, als sie langsam aus einem erholsamen, traumlosen Schlaf aufwachte, als würde sie aus warmem Wasser auftauchen. Als sie die Augen öffnete, gähnte sie ausgiebig und wollte sich strecken, als ihre Hände plötzlich auf Widerstand stießen. Verwundert blinzelte sie und ließ ihre Arme wieder sinken. 
Ihr gegenüber lag Yuma, den der kleine Stoß, den sie ihm aus Versehen verpasst hatte, zum Glück nicht weiter zu stören schien. Er grummelte nur kurz vor sich hin, dann drehte er sich wieder auf den Rücken und schlief einfach weiter. 
Harumi lächelte kurz, dann setzte sie sich auf und fuhr sich durch ihre zerzausten Haare. Wahnsinn, dachte sie dann kopfschüttelnd. Letztendlich haben wir es wohl doch geschafft … Sie konnte es nicht verhindern, ein beinahe grenzdebiles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. 
Das Licht der Morgensonne fiel bereits durch die große Fensterfront von Yumas Zimmer und streifte sanft den Boden und das Kopfende des Bettes, auf dem sie geschlafen hatten. 
Harumi schwang die Beine über die Bettkante und stand auf, lief zu ihrem Rucksack und holte ihr Handy hervor. Es war erst kurz nach halb sieben, und es war eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass sie schon so früh auf war, schließlich war es ja noch nicht einmal richtig dunkel gewesen, als sie sich am Vortag schlafen gelegt hatte. 
Langsam wandte Harumi sich wieder um und schlüpfte dann zurück unter die Bettdecke, legte das Handy neben sich auf den Boden. Es war wunderbar warm in Yumas Bett und sie rutschte vorsichtig ein wenig näher an ihn heran, kuschelte sich mit einem zufriedenen Lächeln an ihn. 
Richtig einschlafen konnte Harumi nicht mehr, aber sie genoss die Ruhe und natürlich diese unvergleichliche Wärme, die die Nähe zu einem geliebten Menschen mit sich brachte. 
Als Yuma sich dann schließlich regte und ebenfalls erwachte, öffnete sie die Augen nur einen Spaltbreit, und als er sich zu ihr umwandte, vergrub sie noch einmal ihr Gesicht in dem großen olivgrünen Kissen, auf das ihr Kopf gebettet war. 
„Hey, bist du wach?“, wollte Yuma da wissen, ohne die Stimme auch nur ein wenig zu senken. 
Harumi lächelte und sah ihn dann ein wenig verschlafen an. „Spätestens jetzt wäre ich es wohl“, meinte sie verschmitzt und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Guten Morgen, Yuma-kun“, fügte sie dann fröhlich hinzu. 
Ein wenig verwundert folgte ihr Blick ihm, als er sich aufrichtete, sich über sie beugte und sie mit einem schwer zu deutenden Grinsen musterte. Dann schlich sich auch auf ihr Gesicht ein Lächeln und sie hob die Hand, um mit ihren Fingerknöcheln über Yumas Gesicht zu streichen, dann ließ sie ihre Finger durch seine Haare fahren, über seinen Hals bis in seinen Nacken. Sie war vorsichtig dabei, aber nicht zu zaghaft. Ich bin nicht das Kaninchen, rief sie sich entschlossen ins Gedächtnis. 
Schließlich beugte Yuma sich zu ihr herunter und beanspruchte ihre Lippen erneut für sich, es war kein sanfter, zärtlicher Kuss, nein, Yuma begann den Kuss leidenschaftlich und gierig, hungrig verschaffte er sich Einlass in ihren Mund und Harumis ließ es bereitwillig zu, sie reckte sich ihm ein wenig entgegen, bis schließlich seine Hand in ihren Nacken wanderte und ihren Hinterkopf stützte, dann spürte sie, wie sich seine andere unter ihren Rücken schob und sie schließlich mit einem Ruck anhob, sie zu sich heranzog, ohne den Kuss zu unterbrechen. 
Es kam ihr zwar ein überraschter Laut über die Lippen, doch dann schlang sie einfach ihre Arme um seinen Hals und klammerte sich wieder an ihm fest, und wieder kam sie auf seinem Schoß zum Sitzen, und da realisierte sie erstmals, dass Yuma nun ein einfaches weißes T-Shirt und eine dunkelblaue Boxershorts trug, und sie selbst wurde größtenteils nur von seinem Pullover verhüllt. Nicht, dass das schlecht gewesen wäre, aber … 
Sie zuckte leicht zusammen, als sie plötzlich Yumas Hand an ihrer Taille spürte, unter dem Stoff des Pullovers, auf ihrer nackten Haut. Und sie seufzte leise, als seine Finger über ihr Rückgrat strichen, doch dann wanderte seine Hand schon höher. 
Harumi grinste gegen seine Lippen, als sie spürte, wie er nach ihrem Bikinioberteil tastete, das sie unter dem Pullover trug, dann löste sie sich von ihm, sah ihn lächelnd an. „Was machst du da?“, wollte sie neckisch wissen und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Als er ihr keine Antwort gab, ihr nur ernst, beinahe ein wenig verärgert, ins Gesicht sah, wurde ihr Grinsen noch breiter. „Da kannst du lange suchen“, teilte sie ihm dann belustigt mit. Einen Verschluss hatte ihr Oberteil nämlich nicht. 
„Tch“, schnaubte Yuma nur und küsste sie noch einmal, dieses Mal so stürmisch, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen, dann ließ er schon fast quälend langsam beide Hände ihre Oberschenkel hinaufgleiten, unter den Stoff des Pullovers, und Harumi erzitterte unter dieser Berührung und seufzte erneut leise in den Kuss hinein. 
Es gab nichts Berauschenderes als fremde Hände auf seinem Körper zu spüren, Hände, die aber dennoch willkommen waren und deren Besitzer man vertraute, von denen man aber trotzdem nicht wusste, was sie tun würden, was derjenige vorhatte … 
Yuma streifte ihre Badehose dort, wo sie Harumis Hüfte bedeckte, dann ertastete er ihren flachen Bauch, woraufhin sie, empfindlich, wie sie an dieser Stelle war, kaum merklich zurückzuckte, was dieses Mal ihn an ihren Lippen rau lachen ließ, dann umfasste er ihren Rippenkasten und strich mit den Daumen hinauf zu ihrem Oberteil. 
Doch ehe er den Stoff beiseite schieben konnte, brach Harumi den Kuss ab, woraufhin Yuma einen Augenblick lang innehielt, sicherlich nicht aus Rücksichtnahme, sondern wohl eher, weil ihn die Unterbrechung des Kusses und ihr Widerstand störte. 
Harumi schluckte, als sie die Gier in seinem Gesicht sah und suchte unsicher seinen Blick. „Yuma, bist du sicher, dass das der richtige Zeitpunkt-“ 
„Sei still“, knurrte Yuma gierig und im nächsten Moment zierte wieder dieses wölfische Grinsen sein Gesicht, als sich seine Finger unter den Stoff von Harumis Bikinioberteil schoben und Harumi wohlig seufzte. „Heh … Nicht der richtige Zeitpunkt, was?“, feixte Yuma sofort und verlangte nach einem kurzen, aber intensiven Kuss. 
„Das hab’ ich nicht gesagt“, erwiderte Harumi dann mit belegter Stimme und drängte sich trotz aller Zweifel etwas näher an seinen Körper, woraufhin er nach ihrem Hinterteil griff und sie noch näher an sich zog, sie keuchte nur kaum merklich, als ihr Unterleib seinen berührte, doch Yuma entging das nicht und er lachte dunkel. 
Dann zog er seine Hand wieder unter Harumis Oberteil hervor und griff stattdessen in ihr feines Haar, legte einen Arm um ihren Rücken und verwickelte sie noch einmal in einen wilden Kuss, den Harumi nun mit noch mehr Feuer erwiderte, und schließlich waren es ihre Hände, die unter sein T-Shirt wanderten, seinen kräftigen Rücken ertasteten. 
Doch da hielt Yuma sie plötzlich fest, löste den Kuss, zog ihre Hände unter seiner Kleidung hervor, grinste verschlagen und warf sie zurück auf den Rücken, hielt ihre Hände neben ihrem Körper fixiert, während er sich nun wieder über sie beugte. „Du hast Recht“, sagte er dann feixend. „Ich kann meinen Garten nicht ewig warten lassen.“ 
Ehe Harumi auf seine Worte eingehen konnte, hatte er schon den Kopf gesenkt und mit der Nasenspitze den Saum von Harumis Pullover zurückgeschoben, und kaum dass er Zugang zu ihrem Bauch hatte, legte er seine Lippen auf das weiche Fleisch rund um ihren Nabel und saugte verlangend an ihrer Haut, bis Harumi nicht mehr anders konnte, als sich unter dieser intensiven Liebkosung zu winden. Schließlich biss Yuma verhältnismäßig sanft zu und Harumi wimmerte leise. Diese eigenartige Kombination aus Schmerz und Liebkosung war zu ihrer eigenen Überraschung unbeschreiblich verlockend. 
Yuma lachte leise und hob den Kopf wieder, ein paar dunkle Blutflecken färbten seine Lippen rot. „Heute Abend kannst du den Rest haben, wenn du willst“, raunte er dann mit so tiefer Stimme, dass Harumi ein Schauer über den Rücken lief. 
Und verdammt, so wie er das sagte, schwang in diesem „Angebot“ ohne Frage ein „und du wirst es wollen“ mit, sodass es schon fast wie ein Befehl klang. Und Harumi hatte das ganz dumme Gefühl, dass er Recht haben könnte …
Als Yuma sie losließ und sich auf die Bettkante setzte, richtete sie sich langsam wieder auf, ihr war richtiggehend schwindlig von all den wilden Küssen, von seinen übrigen Berührungen ganz zu schweigen. Beinahe fühlte es sich an wie die Verwirrung nach einem Sturz in ein tiefes Wasserbecken, nach dem man einen Moment lang nicht wusste, in welcher Richtung die Oberfläche lag. Doch dieses wirre Gefühl löste sich langsam wieder auf. 
„Du willst jetzt einfach gehen?“, fragte Harumi und konnte ihre leichte Enttäuschung beim besten Willen nicht verschleiern. Gott, die letzten Minuten hatten ihr beinahe zu gut gefallen und ihre anfänglichen Zweifel waren während ihrer leidenschaftlichen Küsse – und mit wachsender Erregung – von ihr abgefallen. Und nun sollte sie sich gedulden?!
„Heh“, machte Yuma belustigt und zog sich sein Shirt über den Kopf, dann ließ er sich noch einmal nach hinten auf den Rücken fallen und legte den Kopf in den Nacken, um sie anzusehen. „Brauchst du mich etwa so dringend, Kleine?“, neckte er sie. 
Einen Moment wollte Harumi schon mit den Zähnen knirschen, doch dann musste sie gegen ihren Willen schlucken, als sie Yuma so sah, mit bloßem Oberkörper und diesem unwiderstehlichen Grinsen im Gesicht, seine Haare, von denen sich einige lange Haarsträhnen aus seiner Frisur gelöst hatten, offen auf dem Bettlaken. Gottverdammt, sieht er jetzt gerade heiß aus, dachte sie und spürte, dass ihr das Blut ins Gesicht stieg – warum passierte ihr das in letzter Zeit so oft?!
Doch natürlich würde sie das nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Grinsend ließ sie sich auf den Bauch sinken, sodass sie ihm nun direkt in die Augen sehen konnte. „Bild’ dir bloß nichts darauf ein“, ermahnte sie ihn und gab ihm dann einen kurzen Kuss auf die Stirn. 
Da griff er plötzlich nach ihrem Kopf und zog ihr Gesicht über seines, sodass sie ihn noch einmal auf den Mund küssen konnte, und sie ließ sich darauf ein, genoss noch einmal seinen Duft, das Gefühl von seinen Lippen auf ihren, es war ein sanfterer Kuss dieses Mal, es waren nur ihre Lippen, die aufeinandertrafen, doch dafür war der Kuss nachdrücklich. 
Als Yuma sie dann freigab, richtete er sich wieder auf, erhob sich, schlüpfte dabei in seine Hose und holte dann ein frisches Shirt aus seinem Schrank, zog es sich über den Kopf und ging dann zur Tür. „Wenn du dich umgezogen hast, weißt du ja, wo du mich findest.“ 
Harumi nickte nur knapp und dann fiel auch schon die Tür hinter ihm ins Schloss. Sie ließ noch einige Momente verstreichen, dann stand sie endlich auf auf, griff noch einmal nach ihrem Handy und sah, dass sie eine Nachricht von Alex erhalten hatte, in der er ihr einen guten Morgen wünschte. Sie seufzte und fuhr sich kurz mit einer Hand durch ihre Haare, dann erwiderte sie seinen Gruß wie jeden Morgen und bat ihn gleich darauf, sich am nächsten Tag mit ihr zu treffen. Sie musste unbedingt reinen Tisch machen mit ihm, jetzt wo … 
Ja, was?, fragte Harumi sich verwundert. Jetzt, wo ich mit Yuma zusammen bin? Bin ich das? Haben wir uns nicht nur geküsst, so wie ich Alex geküsst habe? Sie seufzte und ließ sich wieder auf das Bett fallen. Sie kam sich vor wie eine Schlampe, die sich alle Jungs reservierte, die irgendwie Interesse an ihr zeigten. Und allein darum muss ich es Alex sagen, dachte sie im nächsten Augenblick entschlossen. Ich stehe auf Yuma … nicht auf ihn. Das ist Fakt, egal, wie sich das mit Yuma und mir entwickelt. Ja … sie hatte es gespürt. Das, was sie in Yumas Nähe empfand, war nicht zu vergleichen mit der Zuneigung, die sie für Alex verspürte. Letzteres war rein freundschaftlich, auch wenn er nicht schlecht aussah, aber … Es hat nicht wirklich gefunkt.
Also sendete Harumi ihre Nachricht und erhob sich dann erneut, kramte aus ihrem Rucksack frische Unterwäsche, die sie eigentlich schon direkt nach dem Schwimmen hatte anziehen wollen. Dazu kamen ihre halblange Jeans und das Top, das sie am Vortag getragen hatte. 
Dann zögerte sie einen Augenblick. Yuma hat einen Bruder, oder nicht?, fragte Harumi sich. Vielleicht sollte sie es in Erwägung ziehen, sich irgendwo anders umzuziehen. Denn im Schloss der Zimmertür steckte kein Schlüssel. Also war es wohl besser, sich auf die Suche nach einem Badezimmer zu machen. 
Also trat sie in den Flur und hoffte, irgendwo eine Zimmertür zu finden, die auf ein Badezimmer schließen ließ, doch die großen, schweren Holztüren sahen dummerweise alle gleich aus. Aber gut, Harumi war ja nicht auf den Kopf gefallen und eine Sozialphobie hatte sie auch nicht. Also blieb sie schließlich vor einer der Türen stehen und klopfte einfach an. 
Als sie keine Antwort erhielt, drückte sie leise die Türklinke nach unten und schob die Tür nach innen auf. Sie warf einen Blick in ein kleines, gemütlich aussehendes Kaminzimmer, doch das war nicht, was sie gesucht hatte, und so ging sie zur nächsten Tür. 
Auf ihr nächstes Klopfen hin wurde ihr schließlich geöffnet, und sie fand sich einem dürren, bleichen Jungen gegenüber, der sie – natürlich – um mehr als einen Kopf überragte. Autsch, dachte Harumi unwillkürlich, als sie die auffällige Narbe in seinem Gesicht bemerkte, und gleich darauf fielen ihr noch weitere an seinem Kiefer ins Auge. Das ist nicht Kou, stellte sie dann nüchtern fest. Yuma hat noch einen Bruder?, fragte sie sich verwundert. Der Junge vor ihr hatte widerspenstiges, schwarzes Haar und sehr helle, eindrucksvolle und zugleich farblose Augen. Er trug einen einfachen weißen Strickpullover, der ihm, fast wie die Kleidung, die Harumi im Augenblick trug, zu groß zu sein schien, aber das lag wohl eher an seiner schlaksigen Gestalt als wirklich an der Größe des Kleidungsstücks. 
Im nächsten Moment wurde Harumi mit einem Mal klar, dass sie ja noch immer beinahe nichts als Yumas Pullover trug und barfuß herumlief, ganz zu schweigen davon, dass ihre Haare aussahen wie ein Vogelnest. Na ja, ich bin ja auch grad erst aufgestanden, sagte sie sich dann und zuckte gedanklich mit den Schultern. 
Einen kurzen Moment musterte sie den Jungen noch, doch da er nichts sagen zu wollen schien und sie einfach nur ein wenig verwundert musterte, machte sie den ersten Schritt. Es war ja immerhin auch ihr Anliegen. „Hey“, sagte sie darum einfach mit einem ungezwungenen Lächeln. „Sorry, dass ich so früh störe, aber wo finde ich hier das Badezimmer?“ 
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis der Junge ihr antwortete, und auch das tat er noch ziemlich verwirrt. „ … Gleich … nebenan“, sagte er träge.  
„Okay, danke“, meinte Harumi und lief zur nächsten Tür, klopfte auch dort, um sich irgendwelche Peinlichkeiten zu ersparen, doch das Badezimmer, das sie dann betrat, war leer. 
Also schloss sie die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss herum, dann erst bemerkte sie, wie groß das Bad war. Zwar gab es nur eine gewöhnliche Badewanne, ein Waschbecken, eine Toilette und Handtuchhalter an der Wand, aber in diesem prächtigen, mit bunten Mosaiken verkleideten Raum hätte locker auch ein Whirlpool oder dergleichen Platz gefunden. 
Nun jedenfalls zog Harumi sich Yumas Pullover über den Kopf und warf einen eher beiläufigen Blick in den Spiegel – und erschrak regelrecht. „Ach du Scheiße“, murmelte sie verblüfft. Langsam fuhr sie mit ihren Fingern über die dunklen Male, die Yuma am vergangenen Tag auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Vier dunkelblaue, große Flecken zogen sich von ihrem Hals bis zu ihrer Schulter. Diese Knutschflecken waren so dunkel, dass sie beinahe wie ernstzunehmende Blutergüsse aussahen. 
Doch dann musste Harumi irgendwie trotzdem breit grinsen. „Oh Mann, Yuma“, sagte sie leise. Was für ein besitzergreifender Spinner … Auch an ihrem Bauch hatte sich bereits ein Hämatom gebildet, jedoch war der Fleck vergleichsweise klein, er hatte nur etwa die Maße eines Daumenabdrucks. Nichtsdestotrotz sah dieser Fleck schmerzhaft aus, nicht zuletzt wegen den beiden leuchtend roten Bisslöchern, die Yuma zusätzlich dort hinterlassen hatte. „Oh je“, murmelte Harumi nun und sah an sich herab. Wenn sie sich auf eine Beziehung mit diesem Vampir einließ, konnte sie davon ausgehen, dass sie innerhalb einer Woche mit ihm aussah wie eine Pflaume. 
Harumi schüttelte noch immer grinsend den Kopf und legte dann auch ihre Badekleidung ab, schlüpfte in ihre Unterwäsche, die trotz Bügel und Spitzen deutlich bequemer war als der synthetische Stoff, dann zog sie sich noch ihre Jeans und ihr rotes Top an. 
Anschließend kehrte sie in Yumas Zimmer zurück, wo sie sich mithilfe ihres Taschenspiegels kurz schminkte und sich die Haare kämmte. Auch wenn eigentlich nicht vorgesehen gewesen war, dass sie nicht zu Hause übernachtete, hatte sie alles dabei, was sie so brauchte, wenn sie sich fertigmachen wollte. Ganz einfach aus dem Grund, dass sie sich nach dem Schwimmen nur sehr ungern ohne Makeup und vor allem mit ungekämmten Haaren wieder unter Menschen gemischt hätte, um mit dem Bus nach Hause zu fahren. 
Als sie mit dem Schminken fertig war, band Harumi sich die Haare noch zu einem Pferdeschwanz nach oben, dann schlüpfte sie in ihre Sneakers und lief anschließend wieder die Flure entlang, die Treppe hinunter. Sie musste ein wenig suchen, bis sie den Weg in den Garten fand, doch dort traf sie dann auch wieder auf Yuma, der gerade einen Blumentopf mit einem kleinen Setzling in die kräftiger werdende Frühlingssonne stellte. 
„Kann ich dir wieder helfen?“, wollte Harumi fröhlich wissen und blieb bei ihm stehen. 
Als Yuma sich zu ihr umgewandt hatte, spürte sie im nächsten Moment schon deutlich seinen Blick auf sich ruhen, vor allem auf ihrem Oberteil, das ihrer Figur in jeder Hinsicht schmeichelte, und Harumi grinste verhalten, als sie das bemerkte. 
„Na? Gibt’s was zu sehen?“, fragte sie schelmisch und beugte sich mit hinter dem Rücken gefalteten Händen ein bisschen weiter nach vorne. 
Da begann auch Yuma zu grinsen und trat vor sie, verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf sie herab. „Rot steht dir“, sagte er dann und zog sie, eine Hand auf ihre Kopf gelegt, an sich, beugte sich zu ihr herunter, um ihr einen kurzen Kuss zu geben. 
Harumis Grinsen wurde noch breiter und glücklich sah sie zu ihm auf, und einen winzigen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihn damit aufzuziehen, dass sie auch Spitzenunterwäsche in derselben Farbe trug, aber das war ihr dann doch zu riskant. Also schwieg sie und ließ ihren Blick noch einmal über den Garten schweifen. 
Da bemerkte sie, dass die Sträucher nahe der Mauer zu blühen begonnen hatten, wunderschöne Blüten in Orange und Rot. Noch waren die Knospen geschlossen, aber auch so war der Anblick bereits schön. „Im Sommer muss es hier wunderschön sein“, sprach Harumi ihre Gedanken nun laut aus und lächelte Yuma fröhlich an. 
„Das ist es“, bestätigte er und auch seine Lippen zierte nun ein Lächeln, kein breites Grinsen, ein Lächeln, das Harumi aufgrund seiner Seltenheit besonders wertvoll erschien. „Aber es ist auch eine Menge Arbeit“, setzte Yuma dann ernst hinzu. „Hilf mir beim Gießen.“ Und nun grinste er wieder. „Dann haben wir schneller wieder Zeit für uns.“ 
Harumi lachte und griff bereitwillig nach der grünen Gießkanne, die neben dem Wasserbecken stand, und füllte diese mit dem klaren kalten Nass. Dann machte sie sich fleißig daran, die Pflanzen mit Wasser zu versorgen, während Yuma die Triebe des Unkrauts aus der Erde rupfte und in einen blauen Eimer warf. 
Als er damit fertig war, griff auch er zu einer Gießkanne und half Harumi. Es gab jede Menge Pflanzen, die gegossen werden mussten, und bald taten Harumi die Arme und die Schultern weh vom Wasserschleppen, doch sie klagte nicht. 
Sie war unsagbar glücklich, und mit jeder Minute, die verging, begriff sie mehr und mehr, was innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden alles passiert war. Es war verrückt, aber nach all den Schwierigkeiten, die sie mit Yuma gehabt hatte, hatte sie es doch endlich geschafft, ihn für sich zu gewinnen … oder wie auch immer man das in diesem Fall nennen wollte. Tatsache war, letztendlich hatte sie ihr Ziel von vor mehreren Wochen erreicht – wenn auch über einige Umwege, auf die sie beim besten Willen hätte verzichten können. 
Als sie schließlich – auch mit den Pflanzen im Gewächshaus – fertig waren, setzte Harumi die noch halbvolle Gießkanne wieder neben dem Wasserbecken ab und ließ mit einem leisen Ächzen ihre Schultern kreisen, als sich plötzlich Yumas Hände auf ebendiese legten. Er saß auf dem Rand des Brunnens und zog Harumi nun zu sich auf den Schoß, und sie ließ es geschehen, erschauderte, als seine Nase ihren Hals streifte, sein Atem über ihre Haut strich, als er mit Nachdruck von hinten ihren Nacken küsste.
Harumi ließ sich gegen Yumas Oberkörper sinken und legte dann den Kopf in den Nacken, bis sie ihn auf Yumas Schulter ablegen konnte. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und es fühlte sich unglaublich gut an, wie sich Yumas Arme um ihre Taille schlossen, sie fühlte sich sicher und geborgen in seinem Griff – etwas, das sie schon fast selbst überraschte. 
Was sie weniger überraschte, war Yumas Atem, den sie kurz darauf an ihrem Hals spürte, und unwillkürlich schloss sich ihre Hand um seine, als sie spürte, wie er den Mund öffnete. Doch dann lachte sie leise, als Yumas Lippen ihre empfindliche Haut reizten, als er ihren Hals liebkoste. Schließlich versanken seine Fänge langsam in ihrer weißen Haut und sie biss tapfer die Zähne zusammen, bis der Schmerz ein wenig nachließ und Yuma ihr Blut sorgsam wieder aufleckte, jedoch ließ er noch weitere Blutstropfen aus der Wunde quellen, anstatt die Wunde wieder zu verschließen oder in größeren Mengen von ihrem Blut zu trinken. 
„Du veranstaltest schon wieder eine ganz schöne Sauerei, weißt du das?“, fragte Harumi amüsiert, als Yuma ihr Blut eine Weile einfach nur fließen ließ, und sie wischte mit ihrem Zeigefinger den Blutfaden auf, ehe er in ihre Kleidung sickern konnte. 
Da griff Yuma nach ihrem Handgelenk und leckte das Blut von ihrem Finger, was Harumi mit einem Grinsen geschehen ließ. „Wie gesagt, Rot steht dir“, feixte er und versiegelte die Wunde, nachdem er noch einmal seine Eckzähne darin versenkt und daran gesaugt hatte. 
Harumi lächelte und drehte sich dann zu Yuma um, sah ihn einfach nur an, bis er nach ihrem Kinn griff und sich erneut einen Kuss von ihr stahl, den sie beide rasch vertieften. Harumi schmeckte noch ein wenig von ihrem eigenen Blut, doch der eisenhaltige Geschmack verflüchtigte sich bald darauf und zurück blieb nur ein stürmischer, ungezügelter Kuss, während dem Harumi sich an Yumas Schulter festhielt und er ihren Körper ein wenig drehte, sodass sie ihn einfacher küssen konnte. Als sie sich voneinander lösten, ließ Yuma Harumis zusammengebundene Haare durch seine Hand gleiten, dann sah er sie wieder an. 
„Hast du Hunger oder so?“, fragte er dann knapp. 
Harumi hob nur die Schultern. „Ein bisschen schon, ja“, gab sie dann zu. 
Yuma grinste. „Gut, dann lass’ uns schauen, was wir dagegen tun können.“

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Heeey ^.^ Naa, war das genug Fluff? :D 
Boah ey, hat sich gezogen wie ein Kaugummi am Anfang, es ist wirklich schwierig, Yuma in solchen Situationen angemessene Worte in den Mund zu legen, und vielleicht hat es nicht soooo gut funktioniert, aber ... eigentlich bin ich ganz zufrieden ^.^

Fervent LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt