Harte Wolken

190 7 0
                                    

Michael hatte für die Ausbildungsengel einen eigenen Gebäudekomplex errichtet. Es sah einem mittelalterlichen Schloss ähnlich, doch war viel größer und prunkvoller gebaut.

Jeder Stein blinkte strahlend weiß, jedes Fenster war aus feinstem Glas und die Umgebung aus schönsten Wolken. Micheal hatte die Akademie weit entfernt von der Erde und den Kriegerengeln gemacht. Officiell sollte dies den jungen Engeln als Konzentrationshilfe dienen, doch Ariadne wusste das Micheal nur sicher gehen wollte das die jungen und für alles offenen Engel, die am schwersten zu kontrollieren waren, sich nicht anderen Wegen zuwandten.
Denn Kontrolle war im Himmelreich alles.

Hier wurde jede Handlung, jeder Gedanke und jedes Gefühl überwacht und kontrolliert. Ariadne war seit langem schon das sorgenkind der Ausbilderinnen, doch diese Stellung brachte auch gewisse Vorteile mit sich. Ariadne wusste von jedem geheimen Eingang, von jedem Gerücht, sie war überall und nirgends.

Das wichtigste jedoch war das niemand Ariadne durchschauen konnte. Sie hatte sich bereits zu sehr von der Norm entfernt und eine Enttarung ihres abnormalen Verhaltens würde ihren Tod bedeuten. Ariadne duckte sich und schlich am Gartentor entlang. Es gab keine Wachen, denn schussendlich war das hier eine art schule und Michael musste doch den Schein waren.
Stattdessen schliefen hier die Seelen der guten Menschen die auf Wiedergeburt warteten. Als würden die Menschen noch immer in ihren Betten liegen, so lagen sie auf den Wolken die wie grass den Gebäudekomlex umwucherten. Ariadne musste ruhig und leise vorgehen um sie nicht zu stören.
Diese Seelen konnten verdammt laut werden, wenn man sie in ihrer Ruhe störte. Leider waren sie sehr leicht zu stören weshalb sie hier als Alarmanlage fungierten.
Leise breitete Ariadne die Flügel aus und sah zum Himmel. Die wolken wurden immer heller und die Sonne brach schon an einigen Stellen durch. Jetzt war die beste Gelegenheit über die schlafenden Seelen zu gleiten wie ein Lufthauch über eine Feder. Wenn sie es schaffte das die Seelen erst dann wach wurden wenn sie bereits im Gebäude war, hatte sie die perfekte Ablenkung. Ariadne nahm anlauf und glitt über die Seelen, sah ihnen ins Gesicht und dachte über deren leben nach.
Wie sehr es sich doch von ihrem eigenen verhassten unterschied. Denn immerhin hatten diese Seelen ein echtes Leben mit echen Chancen gehabt. Schnell schlüfpte sie durch den Hintereingang und verschwand im Dunkel. Die Lampen waren abgeschallten, tastend lief Ariadne die langen Wendeltreppen hinauf in den zweiten Stock. Plötzlich begannen die Seelen zu schreien. Unbeschreibliches Geheul schallte durchd die Gänge des Gebäudes.
Ariadne lächelte, nun würde niemand mehr auf sie achten.

Die Lampen auf dem Gang wurden angeschallten und von der Ferne hörte sie Ausbilder in den Garten laufen. Ariadne sah sich noch einmal um und schlich in ihr Zimmer. Das Zimmer war geräumig, die Wände wie überall weiß und nur spärlich mit Möbeln bestückt. Zwei Betten standen an verschiedenen Seiten des Zimmers, daneben jeweils ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank, alles in Weißtönen gehalten.

Ariadne hasste dieses Weiß so sehr, das sie sich heimlich Buntstiffe von der Erde mitgebracht und damit ihren kleiderschrank etwas verschönert hatte. Bunte Bilder zierten nun seine Innenwände.
Sie waren so angebracht das sie sie schnell verstecken konnte, falls wieder Zimmerkontrollen gemacht wurden. Ariadne teilte sich das Zimmer mit einem Jungen namens Akaschiel.
Da es bei Engeln so etwas wie Sex nicht gab, fanden sie diese Situation auch nicht komisch. Ariadne jedoch fand sie mehr als seltsam und vermied es so weit es ging in Akaschiels nähe zu sein wenn dieser sich umzog oder Trainierte. Es kam ihr einfach nicht richtig vor, da sie mit Thymian ja eine Beziehung hatte. Einfacher wäre es natürlich wüssten sie beide was genau eine Beziehung ausmachte.

Weder in der Welt der Engel noch der Welt der Demonen gab es Liebe oder dauerhafte Beziehungen. Sie hatten sich einen Film den sie in der Menschwelt gesehen hatten als Vorbild ihrer "Beziehung" genommen. Akaschiel schief tief und fest. Er hatte vom Alarm nichts mitbekommen und würde es auch nicht. Jungengel hatten keine Befugnis ihr Zimmer während der Speerstunden zu verlassen, auser ein Ausbilderengel holte sie. Einen vorteil hatte ihr unliebsamer Zimmergenosse schon, er brachte ihr das perfekte Alibi. Ariadne zog sich das Kleid über den Kopf und legte sich ins Bett.
Leise zog sie ihr Handy aus der Kleidtasche und schicke Thymian eine SMS.
Sie wusste das er sich wahnsinnige Sorgen um sie machte. Sein Liebesgeständnis ließ ihre Haut kriebeln und schwitzen.

Hochzeit von Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt