Weiche Kohle

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"Hallo?" Ariadne lächelte und ging auf den Balkon. Er war nicht besonders groß aber in einer Nische des Gebäudes versteckt weshalb sie vollkommen vor neugierigen Blicken geschützt war.

"Hi, sorry hab ich dich geweckt?"

"Aria, nein gar nicht. Wie gehts dir?"

Sie lachte, natürlich hatte sie ihn geweckt. Die Hölle arbeitete anders als der Himmel. Thymian schlief noch da war Ariadne längst auf den Beinen und hatte unterricht. Aber es freute sie das er dennoch mit ihr reden wollte.

"Ich möchte dich heute wieder sehen. Denkst du das klappt bei dir?" Sie hörte rauschen, während Thymian sich aufsetzte und nachdachte.

"Ja, ich denke das ich das hinbekomme. Aber ist das nicht ein wenig riskant? Wir haben uns gestern schon gesehen. Vielleicht fällt dein Fehlen irgendwen auf. Ich kann auch bis übermorgen warten."

"Ich aber nicht. Ich werde hier noch wahnsinnig. Ich muss dich sehen, bitte Thy lass mich nicht hängen. Du bist das einzige das mich dazu bringt ruhig zu bleiben."

"Aria, du weißt ich bin immer für dich da und ich würde dich jederzeit gerne sehen. Ich hab nur angst das wir auffliegen und sie dir wehtun."

"Sie tun mir doch schon weh. Jeden Tag tun sie mir mehr weh, nehmen mir mehr von mir selbst weg." Ein poltern war am anderen Ende der leitung zu hören und Thymian fluchte.

" Verdammt, mein Vater kommt. Aria, bleib ruhig und tu nichts dummes bis wir uns sehen. Ich liebe dich." Die Leitung brach ab und Aria blieb mit ihren Ängsten und Tränen alleine.
Schluchzend sah sie in die Sonne und hoffte nur Thymian würde nichts passieren.

Die restliche Zeit der Meditation erlaubte sich Ariadne zu weinen. Nicht viel, denn man durfte keinerlei Spuren sehen. Diese Tatsache alleine lies sie nur noch mehr weinen. Mit zitternden Fingern schrieb sie Thymian eine sms >Ich hoffe es geht dir gut. Ich liebe dich<.
Danach stand sie auf und beschloss sich umzuziehen. Das Abendessen fing in einer Stunde an und davor musste sie sich noch einen weg aus dem Gebäude suchen, damit sich sich der Nacht rausschleichen konnte. Ariadne ging zu ihrem Kleiderschrank und durchsuchte ihn. Jedes Kleid sah ungefähr gleich aus, lang und sackartig hingen sie an ihr herunter. Zum Kämpfen völlig ungeeignet. Nur ein einziges, das sie sich selbst genäht hatte, war perfekt für den heutigen Tag.
Sie zog das wesentlich enganliegendere weiße Kleid an und sah in den Spiegel.

Das Kleid ging ihr nur bis zur Mitte ihres Oberschenkels und saß Hauteng. Es hatte einen Bootauschnitt und war am Rücken offen für die Flügel. Ariadne fuhr sich mit den Händen durch die Haare und drappierte sie um ihr Gesicht. Sie fand sich schön und stark. Traurig sah sie sich im Zimmer um und entdeckte doch nichts das sie auch nur eine weitere Nacht hierbehalten konnte.

"Heute," sagte sie sich,"Heute ist der Tag an dem ich von hier verschwinde."
Plötzlich fühlte sie sich viel stärker und freier. Sie holte ihren kleinen weißen Rucksack unter ihrem Bett hervor und packte alles was sie brachte ein. Auser Kleidern fand sie kaum etwas das es wert war mitgenommen zu werden. Thymian hatte ihr einmal eine Kette geschenkt, billig und einfach mit einem goldenen Herzen, perfekt für sie. Sie nahm sie und legte sie an.
Schnell schlüpfte sie in eines der weiteren Kleider und schulterte ihren Rucksack. Wenn alle beim Abendessen waren, würde keiner bemerken das sie weglief. Zur Sicherheit wollte sie Akaschiel sagen das sie im Garten weiterhin meditierte. Die Ausbilder würden zuerst ihn nach ihrem Verbleib fragen. Sie huschte an den Klassenräumen vorbei und fand Akaschiel auf einer Bank lesend.
Sie atmete tief durch und ließ sich wie selbstverständlich neben ihn sinken.

Hochzeit von Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt