Zwölf

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Frustriert kicke ich immer wieder einen Kieselstein vor mir her, während ich am Straßenrand nach Hause gehe. Vorbei an den großen Hotels, wovon eines das ist, in dem ich bis vor kurzem noch gearbeitet habe.

Ich hasse es, dass man mir so leicht ansieht, dass Viktoria mich verletzte hat. Ich hasse es, dass ich sie nicht vergessen kann und ich hasse es mich überhaupt auf diese Frau eingelassen zu haben.

Ein immer größer werdender Lichtkegel erhellt den Weg. Automatisch gehe ich noch weiter zur Seite, um nicht überfahren zu werden. Das Auto, ein Taxi, überholt mich und kommt nur wenige Meter vor mir, vor einem Hoteleingang zum Stehen.

Ich setze meinen Weg fort und kann aus der Ferne erkennen, dass zwei junge Mädels aus dem Taxi steigen. Sie scheinen nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Laut kichernd und ein wenig schwankend bezahlen sie den Fahrer durch das Beifahrerfenster. Sobald der Fahrer das Geld hat, gibt er auch schon wieder Gas. Ich sehe mich gezwungen, stehen zu bleiben, da ich sonst Gefahr laufe, vom Fahrer unfreiwillig auf seiner Motorhaube mitgenommen zu werden.

Das Motorengeräusch wird in der Ferne immer leiser und als ich mich wieder in Bewegung setzten will, höre ich es hinter mir pfeifen. Verwirrt drehe ich mich nach der Geräuschquelle um, kann allerdings nur die beiden angetrunken Mädels erkennen, welche mich direkt anstarren.

Fragend hebe ich die Schultern, woraufhin mir eine der beiden begeistert zuwinkt und die Andere ruft, dass ich doch mal rüberkommen solle.

Da ich neugierig bin, was die beiden wollen, komme ich ohne lange zu überlegen der Aufforderung nach.

Die Frauen kichern wieder albern, als ich auf sie zugehe und irgendwie geht mir diese Art gerade mächtig auf den Geist.

„Was gibt es?", frage ich wenig charmant und sehe von einer großen schlanken mit Sonnenbrille im Haar zu ihrer etwas kleineren Freundin, die ihre Vorzüge in einem kurzen Sommerkleid präsentiert.

Das kurze Sommerkleidchen antwortete als erstes: „Nicht so mürrisch, Süßer. Hast du nicht Lust mit uns zwei Hübschen noch einen Drink an der Hotelbar zu nehmen?"

Aufreizend zwinkert sie mir zu, während ihre Freundin erneut albern kichert.

„Habt ihr nicht schon genug für heute?"

„Oh komm schon. Nur ein Drink", bettelt das Sommerkleid.

Ich mustere die beiden nochmal und sage schließlich zu. Was schadet schon ein Drink. Schlimmer als der Abend bisher gelaufen ist, kann es ohnehin nicht mehr werden. Gelangweilt zucke ich also mit den Achseln, um meine Zustimmung zu signalisieren.

Mit der Hand vollführe ich eine Geste, die klarmachen soll, dass ich den beiden folgen werde. Die Große scheint zu verstehen und geht vor, während ihre Freundin sich augenblicklich bei mir unterhakt und sich an mich lehnt.

Ich lasse es geschehen und wir machen uns gemeinsam auf den Weg an die Hotelbar. Noch bevor wir diese erreichen, ergreift die Frau an meinem Arm das Wort. Ich sehe auf sie hinab und überlege, wie alt sie sein könnte. Ich schätze sie auf Mitte zwanzig, während ihre Freundin, obgleich sie ein dümmliches Kichern hat, etwas reifer wirkt und somit vielleicht auch schon etwas älter ist.

„Ella", sie deutet mit einem Kopfnicken auf ihre Freundin vor uns, „wird bald heiraten und wir beide verbringen hier eine letzte Woche gemeinsam, bevor für sie der Ernst des Lebens startet."

„Aha", murre ich und mustere Ellas Erscheinung, während wir gemeinsam an der Bar Platz nehmen.

Augenblicklich muss ich an Viktoria denken und bevor ich mich zurückhalten kann, spreche ich meine Gedanken laut aus.

Opposing Lives || Band II   *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt