Dreizehn

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Ertappt drehe ich mich um und blicke direkt in das amüsierte Gesicht von Louis. In einem verzweifelten Versuch, mich aus dieser peinlichen Lage irgendwie unbeschadet und mit so wenig Imageschaden wie möglich zu befreien, frage ich herausfordernd, wie er denn auf diesen Quatsch kommen würde.

Doch Louis lässt sich nicht von meinem billigen Versuch beeindrucken. Stattdessen wird sein Grinsen nur noch siegessicherer, als er mit langsamen Schritten auf mich zukommt.

Neckend tippt er mit seinem Finger auf meine Brust und erklärt mir, dass ich gar nicht erst versuchen müsste ihm zu erzählen, dass dem nicht so wäre.

Mit einer raschen Geste wische ich seine Hand weg und frage ihn, warum er sich dessen so sicher sei?

Louis legt zwei Finger an sein Kinn und streicht über seinen nicht vorhanden Bart. Seine Stimme hat einen arroganten Tonfall angenommen, der an alte Kriminalfilme erinnert, in denen der Kommissar die offensichtlichen Beweise zur Lösung des Falles aufführt.

„Zum ersten, deine Schuhe sind offen."

Prüfend sieht er mich an, als würde er eine Rechtfertigung von mir erwarten, welche ich ihm auch direkt liefere.

„Die Schleifen haben sich beim Laufen gelöst."

Wenige beeindruckt nickt Louis nur einmal, um direkt den nächsten Beweis aufzuzählen und mich auf mein Oberteil anzusprechen, welches ich bei meiner Flucht in der Eile auf links angezogen haben muss. Trotzdem gebe ich nicht auf und halte an meinem Plan fest, ihm nicht auf die Nase zu binden, dass er mit seiner Vermutung Recht hat und erkläre, dass das ein neuer Trend wird. Doch Louis ist keiner, der sich so schnell abwimmelt lässt und daher verwundert es mich auch nicht, dass mein bester Freund noch immer nicht aufgibt. Nein, ganz im Gegenteil er baut sich vor mir auf und an dem triumphierenden Grinsen, das sein ganzes Gesicht einnimmt, ahne ich bereits, dass er zum ultimativen Schlag ausholt.

„Und der verschmierte Lippenstift rund um deinen Mund, ist dein Versuch ein Make-Up-Tutorial auf YouTube nachzumachen", lacht er und ich gebe gefrustet auf.

„Lass mich einfach in Ruhe Louis", schimpfe ich und will an ihm vorbeigehen und meinen Weg nach Hause fortsetzen.

Das ist der Moment, in dem mein Freund sofort kapiert, dass ich zu weiteren Scherzen nicht aufgelegt bin. An der Schulter hält er mich zurück und sieht mich nun vollkommen ernst an. Verschwunden ist der Schalk, welcher zuvor noch in seinen Augen zu sehen war.

„Komm mit, wir trinken erstmal einen Kaffee zusammen."

Unentschloßen sehe ich auf meine offenen Schuhe. Louis fackelt allerdings nicht lange und packt mich bestimmt aber sanft an meiner Schulter, um mich in Richtung meines ehemaligen Arbeitsplatzes zu bugsieren.

„Ich darf hier eigentlich gar nicht mehr sein", erinnere ich meinen Freund, als er mich bereits durch den Seiteneingang, welcher direkt in den Keller führt, wo sich der Pausenraum und die Umkleideräume der Mitarbeiten befinden, führt.

Louis winkt unbeeindruckt von meinem Einwand ab, während wird den schummrigen Gang entlanggehen, an dessen Decke Leitungsrohre aller Art verlaufen.

„Es wird dich niemand verpfeifen und der Chef ist in Berlin, wie du weißt."

Louis Worte wecken in mir die Überlegung, ob Vicky wohl auch in Berlin leben könnte. Bevor ich mir jedoch weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, verbanne ich den Gedanken bereits wieder. Es hat ohnehin alles keinen Zweck und das Beste ist und bleibt, dass ich die Rothaarige vergesse. Allerdings muss ich mir nach der letzten Nacht selbst eingestehen, dass mir das reichlich schwerfällt.

Opposing Lives || Band II   *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt