Kapitel 7.2 (Band 6)

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Luna:

Der größte Zauberer, den es je gegeben hatte, fiel.

Und ich schrie. Kurz, leise, aber dennoch deutlich zu hören. Ich wandte meinen Blick ab, zu Boden und entdeckte das verstörte Gesicht von Harry. Er blickte nur auf die Stelle, wo Dumbledore gefallen war. Und er tat mir so leid. Harry stand dem Professor schließlich so nahe. Da fiel mir auf, dass ich mich mit meinem Schrei vielleicht zu erkennen gegeben hatte und sah erschrocken zu den Mördern.

Während sich die Todesser teils verwundert, teils wütend umblickten, wurde Draco kreidebleich. Seine weitaufgerissenen grauen Augen waren blutunterlaufen und wanderten hektisch hin und her. Er ließ seinen Blick durch den ganzen Raum sausen, doch niemand konnte mich sehen. Schließlich war ich unsichtbar. Dann richteten sich diese silbrigen Seelenspiegel wieder auf die Stelle, wo einst unser größter Schulleiter Albus Dumbledore gestanden hatte. Draco's Blick war nicht anders als mit dem Wort schockiert zu beschreiben. Dann schloss er gequält seine Augen. Bellatrix Lestrange schaute sich um, heftete dann den Blick aus diesen schwarzen Tunneln auf Draco. "Hast du das auch gehört?" Er schluckte heftig. Dann schüttelte er den Kopf. "Ne...Nein...", krächzte er mit belegter Stimme. "Ist ja auch egal. Lasst uns abhauen. Wir haben, was wir wollten!", höhnte einer der Todesser, derselbe, der vorher schon sagte, ER wolle Dumbledore töten.

Bellatrix stürzte zum Rand des Turm, schaute hinunter, wo Dumbledore wohl lag und schrie dann voller Freude: "Jahaaaaa!!!" Und lachte. Und ich zuckte zusammen. Das war das hohe, schrille Lachen, das ich den ganzen Tag schon im Ohr hatte. Was mich heute immer verfolgt hatte.

Die Todesser liefen die Treppe hinunter, Draco wurde von Lestrange am Arm hinterher gezerrt.

Und schließlich waren sie verschwunden.

Schnell lief ich hinterher. Ich wollte unbedingt nochmal mit Draco reden. Unten stieß ich beinahe mit Harry zusammen. Auch er folgte den Todessern, allerdings in blindem Zorn. Sie durchquerten die große Halle und Lestrange zerstörte alles! Die Lampen, die Decke, das Geschirr. ALLES! Und Draco wandte sich nur mit Tränen in den Augen ab.

Ich folgte ihnen über das Gelände, wie auch Harry. Er schrie Snape an. Er warf einen Zauber nach dem anderen auf ihn.

Doch ich bekam das alles gar nicht mit. Ich sah nur Draco. Sein Entsetzen, als Hagrid's Hütte in Flammen aufging. Sein blasses Gesicht. Und ich hätte ihn am liebsten umarmt.

Denn nun war ich mir sicher. Ich könnte ihm alles verzeihen. Denn...

Ich liebte diesen Slytherin.....

Doch schließlich waren sie weg.

Draco war weg... Und ich konnte es ihm nicht sagen.

Harry sackte zu Boden, erschöpft vom Kampf mit Snape. Ich löste meinen Tarnzauber auf und ließ mich neben ihm nieder.

"Harry", flüsterte ich sanft. Der Auserwählte hob den Kopf. Tränen glitzerten in seinen grünen Augen, deren Blick so verzweifelt war. "Luna... Er hat ihn umgebracht. Er hat ihn einfach umgebracht... Er hat...", schluchzte er. Ich nickte. "Ich weiß." Sanft strich ich ihm mit meinen Fingern durchs Haar. In diesem Moment sah er nicht aus wie der Auserwählte, der Held, der uns alle retten sollte.

In diesem Moment war er einfach ein Junge. Ein Junge, der so etwas wie einen Vater verloren hatte. Er sah gebrochen aus. Ohne zu zögern umarmte ich ihn, zeigte ihm, dass er nicht allein war. Und er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.

Einige Zeit verharrten wir so, ehe ich ihn langsam mit hoch zog. "Komm. Wir müssen zu den anderen." Harry folgte mir, während er meine Hand fest umklammert hielt. Er brauchte jetzt jemanden.

Und ich auch....

Wir standen an Dumbledore's Leichnam. Tot wirkte er auf einmal ganz anders. Nicht mehr so groß, mächtig und stark.

Sondern klein... und alt. Harry trat an ihn heran, während wir anderen einen Kreis bildeten. Alle, wirklich alle, schwiegen und trauerten stumm um den größten Schulleiter und Zauberer aller Zeiten.

Der Auserwählte sank neben ihm auf die Knie und weinte leise. Ich strich ihm beruhigend über den Rücken. Dann schritt ich zurück und hob meinen Zauberstab und dessen leuchtende Spitze gen Himmel. Und nach und nach taten wir es alle. Unser Licht brannte ein Loch in den schwarzen, mit einem dunklen Mal versehenen Himmel.

Ein Funken Hoffnung, der durch uns erhalten blieb. Wir, die auch nach seinem Tod, noch geschlossen zu ihm hielten.

Denn nur dann hatten wir für diese dunklen Zeiten die nötige Kraft. Das, was nötig war, um es zu überstehen.

Wir mussten zusammenhalten.

Und wenn der Augenblick da war, mussten wir kämpfen. Gemeinsam.









Luna und Draco - Zufall... oder doch eher Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt