Kapitel 6 (Band 6)

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Luna:

"Harry, da ist Katie!!!" Hermine beugte sich weiter über den Tisch. "Katie Bell!"

Harry sprang sofort auf. Ich blieb bei den restlichen zwei Dritteln des Trios sitzen und ließ meinen Blick auf der Suche nach den Nargeln durch die Halle schweifen.

Nargel sah ich keine, aber Draco Malfoy, der weiß wie ein Lefkóalba (kleine schneeweiße Wesen, die noch von niemand Lebendigen je gesehen wurden) wurde, als er Katie erblickte. Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte geradezu aus der Halle. Harry folgte ihm, ziemlich auffällig für meinen Geschmack, doch niemand schien es zu bemerken. Schnell sprang ich, mit der Begründung: "Da ist ein Lefkóalba!!!", auf und folgte beiden, auffällig unauffällig, wie immer.

Von weitem hörte ich Schluchzer, das klang nach... Malfoy?! Dann einige Stimmen und plötzlich wurden Flüche hin und her geworfen. Ich hüpfte schneller. Sie waren bei den Toiletten und jagten sich durch den Waschraum. Harry schrie plötzlich: "Sectumsempra", den Zauberspruch für Feinde aus seinem gruseligen Buch.

"Nein!!!" Mein Schrei hallte durch den gefliesten Raum, wurde von den harten Wänden immer wieder zurückgeworfen. Der Zauber traf Draco mitten in die Brust und er wurde zurückgeschleudert.

Starr vor Entsetzen blickte ich auf den Boden, dann zu Harry. Dieser hatte seine Augen selbst auf den Boden gerichtet und war so weiß wie ein Bettlaken. Von einer schrecklichen Vorahnung erfüllt, richtete ich meinen Blick ebenfalls nach unten und sah... wie etwas rötliches unter der Kabinenwand hervorfloss. War das Blut? Mit Wasser vermischt. Und dann handelte ich instinktiv und nichts Träumerisches und Schwereloses war mehr an meiner Bewegung. Ich platschte durch das Wasser und sank neben Draco auf die Knie. Er lag inmitten der riesigen Pfütze. Auf seinem Körper waren überall blutende Schnittwunden zu sehen. So viel Blut! Nicht lange und er würde verbluten. Und sterben!!!

Ich holte mit zitternden Händen meinen Zauberstab aus meiner Tasche.

"Episkey!", krächzte ich. Eine seiner unzähligen Wunden schloss sich kurz, dann riss sie wieder auf.

"Hol Snape! Dumbledore! Irgendwen!", schrie ich den völlig bedröppelt dreinschauenden schwarzhaarigen Gryffindor an, bevor ich mich wieder Draco zuwandte. Nach kurzem Zögern drehte sich Harry um und rannte los. Gefühlte hundert Mal sprach ich den einzigen Heilspruch, den ich kannte. "Episkey, episeky, episkey..." Doch es half nicht einmal für eine Sekunde. Plötzlich hob der inzwischen leichenblasse Slytherin seine Hand. Sie war zittrig und schwach.

Sanft strich er über meine Wange und wischte die Tränen fort. Ich hatte sie nicht einmal registriert. "Nicht.... weinen... Loony", keuchte er, doch das Loony endete in einem sich nicht gesund anhörenden Gurgeln.

"Nicht sprechen, Harry holt Hilfe!", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er schien mir gar nicht richtig zuzuhören. Er fuhr nur weiter über mein Gesicht, strich durch mein Haar und wickelte sich eine Strähne um den Finger. Irgendwann jedoch fiel seine Hand mit einem Ruck Richtung Boden. Er hatte die Kraft verloren. Da mein Haar noch zwischen seinen Fingern war, ziepte es fürchterlich, aber ich zeigte keine Reaktion. Ich zauberte einfach weiter. Es half zwar nichts, doch für einen winzigen Moment blieb die Wunde zu. Leider hatte er noch ungefähr tausend weitere.

Da stürmte endlich Professor Snape herein und ich atmete erleichtert aus. Ich wollte mich erheben, doch Draco würgte hervor: "Bleib"

Also blieb ich neben ihm , während Snape auf die andere Seite ging und dann seinen Zauberstab schwang. "Vulnera sanentur!" Er wiederholte es immer wieder und mit einer übermäßigen Erleichterung sah ich, wie sich die Wunden des Malfoys schlossen und das Blut dabei wieder hineingesogen wurde. Ich lächelte sanft. Diesmal nicht mein Luna-Lächeln, sondern einfach nur ein Erleichtertes.

Danach wurde der Slytherin trotz Snape's Eingriff in den Krankenflügel gebracht. Zumindest schwebte er nicht mehr in Lebensgefahr. Und mit wütend funkelnden Augen machte ich mich auf die Suche nach dem Schuldigen.

HARRY POTTER



Luna und Draco - Zufall... oder doch eher Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt