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"Daher kommt also dein Name Stegi... es hat dich geprägt..."

Der erste Satz nach einer Stunde zusammenhocken und weinen. Ich kann immer noch keine klaren Worte finden, weswegen ich immer nur still nicke, wenn kein Schluchzen den Raum erfüllt.

Mich wundert es das noch kein Betreuer uns gehört hat. Ich muss zugeben, dass ich nie leise geheult habe. In der Schule war es immer sehr schlimm, weil alle dachten ich suche Aufmerksamkeit. Eigentlich war es immer das Gegenteil.

Ich hasse es im Rampenlicht zu stehen und mich alle angucken. Ihre gierigen Augen mustern dann einen und dann denken Sie, sie kennen dich. Ihre ekelhaften Sprüche und dann die Heuchlereien. Genau das sind Menschen und genau deswegen hasse ich sie so sehr.

Wie oft hatte ich 'Freunde' nur weil sie merkten, dass ich nichts esse. Zu oft und zu oft bin ich Ihnen in die Falle getappt. Nur wegen dem Wunsch keine Einsamkeit zu verspüren. Nur deswegen habe ich mich an Menschen geklammert die mich nur benutzt haben. Deswegen habe ich auch kaum vertrauen in Menschen mehr. Einzelnen Personen schon, aber die bestehen im Moment aus Freddie und Tim. Und meiner Oma, wenn sie noch leben würde. Sie würde mir im Moment am meisten helfen. Sie würde mich schützen und aufbauen und mir sanft durch die Haare streichen. Anschließend würde sie mir einen Tee machen und so viel Zucker reinschütten bis selbst ich den trinken würde. So hatte sie es immer gemacht und dadurch ging es mir immer besser.

"Tim... Streich mir durch die Haare... bitte..."

Seinen entgeisterten Blick will ich erst gar nicht sehen. Aber tatsächlich spüre ich im nächsten Moment eine Hand in meinen Haaren und ein leises Summen. Die Melodie kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht identifizieren.

Es tut so gut und ich kuschele mich an ihn ran, sodass ich seinen Herzschlag hören kann. Er ist ein bisschen beschleunigt, aber das dürfte nicht weiter stören.

"Erkennst du das Lied?"

Fast unbemerkt schüttle ich den Kopf und Tim zieht mich noch näher an sich und so, wird sein Summen lauter.

"Leider weiß ich die Melodie von 'ein Land vor unserer Zeit' nicht, aber die von Jurassic Park. Da sind auch Dinosaurier..."

Allein von der Vorstellung muss ich lächeln. Er singt nicht irgendwas, sondern etwas, was mit mir zutun hat.

"Danke."

"Wofür?"

"Einfach das du da bist... außerdem machst du dir Gedanken um mich."

"Das klingt kitschig."

Das sagt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Dies kann man hören von seiner Art. Ich muss dabei selbst anfangen zu Lachen. Es klingt wirklich kitschig, fast so, wie in einem billigen Liebesroman.

"Du musst dich nicht in meiner Brust verstecken um zulachen. Du lachst sowieso zu wenig."

Dabei zieht er mich vor sich und man kann ein kleines Funkeln in seinen Augen erkennen. In seinem Chaos und seiner Dunkelheit funkelt ein kleines Licht. Kleiner als die Flamme eines Feuerzeugs und kleiner als eine fast ausgebrannte Kerze. So groß, wie ein Funken der schnell wieder erlischt. Aber er war da und das ist mehr wert als alles andere.

"Spürst du das? Das war gerade Glück. Nur ein kleines bisschen, aber es war da."

Sein sanftes Lächeln zieht mich in seinen Bann und er vertieft sich in meines. Erst jetzt fällt mir auf wie zerstört seine Lippen aussehen. Anscheinend kaut er öfter auf ihnen rum und an manchen Stellen sind sie offen. Auch er bemerkt wie ich darüber nachdenke und automatisch versucht er diese zu verstecken und wendet seinen Blick wieder auf den Boden. Anstatt wieder gequält zureden, ziehe ich ihn in eine Umarmung, auch wenn das mit Garantie ziemlich lächerlich aussieht. Ich mit meinem schwachen Körper umarme einen starken Körper der so gesund aussieht, wären dort nicht die Narben...

Good boys don't eat {Stexpert}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt