Kapitel 16: "Nein. Nein, nicht sie auch noch..."

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Kapitel 16: "Nein. Nein, nicht sie auch noch..."

Isabel

Es lenkte mich zwar besser ab als ich gedacht hätte, die Leute zu bedienen und Cocktails zu mixen, aber trotzdem spukte es mir immer wieder im Kopf herum. Wieso war David so? Ich konnte es mir beim besten Willen einfach nicht erklären. Hatte er Stress beim Football oder mit einem der Jungs? Oder mit mir?! Vielleicht hatte er ja keinen Bock mehr auf mich, aber wenn dem so wäre, dann wäre er doch nicht noch eine viertel Stunde vorher so süß wie immer zu mir gewesen, oder? Was hatte ihn verdammt nochmal in so kurzer Zeit so kalt werden lassen?

Ich machte gerade einen ‚Sex on the beach‘ -manche Mädchen waren einfach so klischeehaft- als David mit Lee und Jay rein kam. Mein Blick verfolgte jeden seiner Schritte, aber er schien mich nicht einmal im Entferntesten zu beachten. Jay und Lee wollten ihren Stammplatz ansteuern, als sie merkten, dass David eine andere Richtung als sie einschlug. Er ging auf den Tisch der Cheerleader zu und man brauchte wohl nicht erwähnen, dass es mir einen weiteren Stich in meinem Herzen an diesem Tag einbrachte. Madison schien sich von allen am meisten zu freuen, als die drei ihnen Gesellschaft leisteten, weil sie sich wie damals auf Davids Schoß setzte und grinsend ihre Arme um seinen Nacken wickelte. Okay, langsam reichte es. Ich pfefferte das Geschirrtuch auf den Tresen und beobachtete ganz genau das Szenario, das sich vor mir abspielte. In Jay und Lees Gesichtern zeichnete sich Verwirrung ab und sie tauschten einen unsicheren Blick. Also kam ihnen Davids Verhalten auch so komisch vor, wie mir es tat.
Ich erstarrte komplett, als Madisons und Davids Lippen sich trafen. Die Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich sah als letztes die weit aufgerissenen Augen von Jay und Lee. Es war eine Sache, wenn man erfährt, dass der eigene Freund mit einer anderen rumknutscht, aber es ist die doppelte Hölle, wenn man es mit ansehen musste. Aus welchem Grund hatte ich ihn so schnell verloren? Was hatte ich getan, dass er mir das an tat? Ich rannte blindlings zum Personalraum direkt in eine Person hinein. Connor sah mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an, aber bevor er etwas erwidern konnte, rannte ich weiter den Flur entlang, zog mir meine normalen Sachen an und stolperte durch den Hintereingang in den Schnee, der vom Himmel rieselte. Draußen war es stockdunkel und nur eine Laterne beleuchtete diese Gasse spärlich, aber durch den Schleier vor meinen Augen wurde es noch schlimmer. Ich atmete tief durch und irgendwie wollte es nicht so ganz zu mir durchdringen was meine Augen gerade gesehen hatten. In mir fühlte es sich wie leer an.

Ich schob meine Hände in den Mantel, weil es Arschkalt war, als ich mich noch unbehaglicher fühlte. Mein Herz machte einen kleinen Satz vor Schreck, als die Kirchenuhr zur Mitternacht schlug. Ich drehte mich in alle Richtungen, aber ich sah nichts. Neben mir erstreckte sich der Park, der im Dunkeln ziemlich gruselig aussah und die Laternen warfen nur einen leichten gelben Schimmer auf den Asphalt. Etwas zügiger ging ich wieder weiter, als ich eine Hand an meiner Schulter spürte. Ich zuckte vor Schrecken zusammen und wollte los rennen, aber diese Finger, die sich hinein bohrten ließen das nicht zu. „Ich will doch nur ein bisschen spielen.“, lallte ein Mann, der wie Ende 20, Anfang 30 aussah. Seine schwarzen Haare hingen ihm strähnig in die Stirn, die Augenfarbe konnte ich nicht erkennen. Von der Angst gepackt versuchte ich ein weiteres Mal mich los zu reißen, aber sein Griff war bombenfest.
„Lass mich los!“, brüllte ich unter Tränen. Der Mann grinste wie der Teufel höchst persönlich und ich spürte, wie der erste Tropfen meine Wange hinunter rollte. Einen kurzen Moment ließ seine Hand ein wenig lockerer, aber es genügte um mich aus dem Staub zu machen.
Ich rannte über die Straße, wo die Häuser über mir hinaufragten. Schwere Schritte hallten durch die Gassen und ich konnte einfach nur hoffen, dass er mich in dem Gewirr aus den Augen verlieren würde. „Bleib gefälligst stehen!“, schrie er mit tiefer Stimme, die mir eine Gänsehaut bereitete - im negativen Sinne. Es bezweckte nur, dass ich noch schneller rannte, aber ganz ehrlich, für das, das dieser Typ betrunken war, war seine Kondition ziemlich gut. Meine Lungen begannen zu brennen und mein Hals wurde trocken, aber ich durfte nicht stehen bleiben. Die Schritte kamen immer näher und ich schluchzte auf. Bitte nicht. Bitte nicht wieder.
Eine Hand wirbelte mich herum und durch den Tränenschleier sah ich ihn wieder so grinsen. Ich schlug wie wild um mich, aber er verpasste mir eine Ohrfeige, die durch die Gasse schallte. Mit dem Rücken flog ich auf das harte Kopfsteinpflaster. Ich hielt mir meinen Kopf und spürte eine warme Flüssigkeit an meinen Fingern, die in dem fahlen Licht wie schwarz aussah. „Wer nicht hören will, muss fühlen.“, zischte er und trat mir mit seinen schweren Stiefeln in den Bauch. Ich spürte, wie meine Stimmbänder vibrierten, als ich einen spitzen Schrei ausstieß. Ich wollte mich wegrollen, aber das bewirkte nur, dass er diese Stelle noch besser traf als vorher. „Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß, weißt du?“, flüsterte er wie ein kleines Kind neben meinem Ohr, als er sich neben mich kniete. Er setzte sich auf meine schmerzende Hüfte, aber ich brachte nichts mehr heraus als ein Brummen. Mir wurde immer schwindliger und spürte, wie mein Kopf schwerer wurde.
Dieser Widerling drückte seine Lippen auf meine und ich konnte den Alkohol schmecken. Ich presste meinen Mund so gut es ging zusammen und kniff meine Augen zu. Der Typ setzte sich wieder auf, aber die Erleichterung blieb aus, denn er pfefferte mir eine Faust ins Gesicht und ich spürte erneut warme Flüssigkeit an meiner Unterlippe. Sie pochte wie die Hölle, aber die Schmerzen in meinem Bauch waren dreifach so schlimm, denn er zog sich mit jedem Atemzug krampfhaft zusammen. Wieder presste er seinen Mund auf meinen, aber er biss absichtlich auf die schmerzende Lippe, was mich wieder auf keuchen ließ. Er riss mir den Mantel vom Leib und weitere Tränen rannen meine pochende Wange hinunter. Wieso hatte ich so etwas nur verdient?
Er grapschte an meinen Brüsten herum, aber als ich ihn mit aller Kraft von mir stieß, funkelte er mich wütend an. Der Mann stand auf und ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Wieder spürte ich den zerreisende Schmerz in meinem Bauch und diesmal auch meinen Rippen.
Eins
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte nicht zu schreien.
Zwei
Was waren das bloß für Schuhe? Welche für Holzfäller?
Drei
Ich zog meine Beine ein wenig an und versuchte meinen Körper so gut wie möglich zu beschützen, aber es war nicht genug.
Vier
Er hatte noch fester ausgeholt, als die Male zuvor. Mir entfuhr ein Tränenerstickter Schrei.
Fünf
Ich presste meine Hände noch fester auf meinen Bauch, aber er kannte keine Gnade mit mir.
Sechs
Er wechselte den Fuß, sodass er neue Kraft hatte und mich noch fester treten konnte.
Sieben
Als ich mich für eine weniger schmerzvolle Position drehen wollte, stampfte er von oben auf meinen Magen und ich musste mich zusammen reißen um nicht zu kotzen.
Acht
Er holte erneut aus und traf mich wie die letzten Male in die Seite, sodass mir der Atem aus den Lungen wich.

Ass meets another Girl  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt