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Naja. Ich habe schonmal besser geschlafen. Aber was soll's...

Ich übernehme heute die Leitung eines sehr wichtigen Seminars.

Also wie immer:
Anziehen.
Frühstücken.
Zähne putzen.
Schminken.

Und Maya muss auch fertig gemacht werden.

Ab ins Auto und losfahren.

Dann lade ich sie beim Kindergarten aus und ich fahre weiter zur Universität.

Vielleicht ist Luca heute krank oder hat kein Bock, denn mir ist das gestrige Geschehen immer noch peinlich.

Ich bin heute extra früh da.

Ich will einige Zettel kopieren. Außerdem muss ich für die Erarbeitung unseres momentanen Themas einige Vorbereitungen treffen.

Und deshalb erwarte ich in dieser Frühe noch keine Studenten.

Aber warum sollten meine Erwartungen auch zutreffen? Vor dem Raum steht schon Luca.

„Hey!"

Er lächelt.

„Sie wissen schon, dass das Seminar in der erst in 3 Stunden beginnt, oder?", lache ich.

„Ja!", sagt er ganz trocken.

„Und was machen Sie dann hier? Ich meine, Sie könnten ausschlafen, lernen, den Morgen mit ihrer Freundin verbringen, aber doch nicht in der Uni warten."

Ich schüttel den Kopf und schließe ohne ihm einen Blick zu würdigen die Tür auf.

„Ich habe aber keine Freundin.", platzt es aus ihm heraus.

Ich drehe mich nochmal um und ziehe beide Augenbrauen hoch.

„Ahh!"

Danke für die Info!

Er beißt sich verlegen auf die Lippe. Ihm ist es peinlich.

Normalerweise sehen Männer, wenn sie dies tuen, ziemlich heiß aus.

Luca aber nicht. Es zieht ziemlich seltsam aus.

„Kann ich Ihnen vielleicht helfen?"

„Öh, ja. Warum nicht?"

Ich bin etwas verwirrt, aber Hilfe ist immer gut.

Er nickt erfreut.

„Ich muss nochmal zu meinem Auto um einige Kisten mit Material zu holen. Können Sie mir tragen helfen?"

„Natürlich."

Ich stolziere durch die fast leere Universität mit meinem Student im Schlepptau. Ein paar weitere Dozenten und Professoren sind auch schon da.

Klick macht es plötzlich bei mir.

Ich stoppe abrupt. Der Dude hinter mir läuft gegen mich. Zwar nur ganz leicht. Aber er hat mich angerempelt.

„Ouh! Sorry. Ich habe geträumt.", entschuldigt er sich.

Ich drehe mich um.

„Das hab ich gemerkt."

„Warum haben Sie angehalten?", fragt er.

„Weil ich mir kein Honig ums Maul schmieren!"

Meine Augen verkleinern sich. Mein Blick ist starr auf seine Augen gerichtet.

„Wie?"

Ich weiß nicht, ob er nur einen auf nichts wissend macht oder wirklich dumm ist.

„Nur, weil Sie mir jetzt tragen helfen, benote ich ihre Klausur oder Bachelorarbeit nicht anders. Damit Ihnen das klar ist."

„Ich... Äh... Nein! Das ist doch nicht meine Absicht!"

„Und was ist dann ihre Absicht?", hake ich nach.

„Also... Ich, Ähm... Sie... Ach egal!", stottert er.

Ich zucke mit den Schultern.

Er schaut auf sein Handy.

„Oh! Ich muss nochmal nach Hause! Ich habe noch was wichtiges zu erledigen!", lügt er.

Also Schauspieler wird er schonmal nicht.

Komischer Kerl. Aber was will man machen?

Also schleppe ich die schweren Kisten alleine in den Hörsaal.

Ich atme schwer als ich auch die letzte Kiste neben den anderen abgestellt habe.

Ich gehe in meiner Büro und plane schonmal voraus. Außerdem kopiere ich die Arbeitshinweise und Weiteres.

Und dann mache ich mir einen Kaffee. Ich bekomme direkt gute Laune.

Langsam fühlt sich das Gebäude. Überall verschlafene Studenten.
Sie haben alle keine Lust auf deren Vorlesungen, Seminare und so.

Ich öffne meinen Kalender und möchte mir eine Notiz machen damit ich später meine Mutter anrufe um zu klären, wann ich Maya Sonntag bringe.

Und schon ist meine gute Laune, wie weggeblasen. Morgen muss ich mich ja mit Luca und Sara treffen.

Vielleicht sage ich einfach, dass ich noch was anderes vorhabe und Maya und ich dann 'leider' gehen müssen. Oder ich frage eine Freundin, dass sie mich um eine bestimmte Uhrzeit anruft und wir irgendein Problem vortäuschen. Oder ich bekomme plötzlich ganz starke Kopfschmerzen.

Oder ich gehe einfach nicht hin und habe es 'vergessen'.

Aber das kann ich Maya nicht antuen. Sie hat es niemals vergessen und sie anzulügen, dass Luca und Sara nicht können wäre richtig asozial von mir.
Die Beiden sind für sie sowas wie Helden.

Oder ich stehe den Nachmittag einfach durch. Das ist wohl die Beste Lösung.

Hauptsache niemand sieht mich mit ihm, meinem Studenten.

Ich stehe auf und gehe zu dem Vorlesungsraum. Heute sind besonders Viele gekommen. Kein Wunder. Wir experimentieren ja auch heute.

Nur Luca ist nicht da. Ich habe extra drauf geachtet. Warum? Ich weiß es nicht.

Der Professor ist schon da. Wir besprechen uns und dann fängt er an von irgendwelchen spezifischen und komplizierten Formeln zu reden.

Die habe ich damals auch nicht verstanden. Aber das kann mir ja jetzt egal sein.

Ich muss nur daneben stehen, freundlich lächeln und bei Bedarf helfen.

Ich lasse meine Blick schweifen. Überall sind verwirrte, hilflose, verzweifelte, konzentrierte und müde Gesichter.

Während die anderen so arbeiten, bemerken sie gar nicht, wie die Tür leise aufgemacht wird und Luca reinhuscht.

Er sieht, dass ich ihn beobachte. Er zwinkert mir zu.

Ich lächel.

Dann geht er in die letzte Reihe zu seinen Freunden, die ihn mit einem Handschlag begrüßen.

Und dann gehört auch er zu den verwirrte, hilflose, verzweifelte, konzentrierte und müde Gesichtern.

Und auch dieser Tag nahm irgendwann ein Ende.

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Ich weiß echt nicht, warum ich es nicht geschafft habe zu schreiben. Ich entschuldige mich vielmals, dass ich dieses Kapitel nicht innerhalb der letzten Woche hochgeladen habe.
Leider ist dieses etwas kürzer. :)
<3
Ist es jetzt nicht irgendwie 'awkward' diese Geschichte weiter zu schreiben, da Luca nun eine Freundin hat?

Just another love story {Concrafter FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt