Kapitel 11: Love.Hope.Future

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"Jetzt mach doch nicht so empört! Ich kam eben noch nicht dazu, auszuziehen und bis vor kurzem war ich auch noch kein berühmter Tennisspieler. Wozu ausziehen, wenn man es daheim gut hat?" Er kommt sich total blöd vor und ich muss schmunzeln. "Na dann wird es ja Zeit, dass du ausziehst. Mit mir." Er gibt mir einen leichten Kuss auf die Stirn und schaut gedankenverloren an die Wand. "Ja." 

Wir verbringen noch den Rest des Tages gemeinsam in meinem Bett und träumen von einer gemeinsamen Wohnung. Auch wenn es noch sehr früh ist, fühlt sich das alles richtig schön an. Wir denken an ein kleines Haus abseits der Stadt mit vielen großen Fenstern, einem blauen Badezimmer mit bequemer Badewanne, eine Küche, in der wir jeden Tag zusammen kochen werden. Ein kleiner Garten soll hinter dem Gebäude sein, einer, in dem wir rote Rosen pflanzen und zwei Kirschbäume, damit wir die Kirschblüten fallen sehen können im Frühjahr. Es wäre alles wunderschön eingerichtet und wir hätten ein Bett so weich wie Wolken, davon schwärmten wir an diesem Abend.

Am nächsten Tag schon machten wir uns im Internet auf die Suche und konnten nichts Passendes finden, weshalb wir bei einem Immobilienmarkler anrufen und einen Termin bekommen für den nächsten Mittwoch. Ich freue mich schon so auf diesen Tag! Mein zukünftiger Ehemann hat sich auch schon erkundigt, ob wir denn auch zusammenziehen dürften. Mit Genehmigungen hier und da wäre es scheinbar kein Problem, doch auch mein Vater muss seine Erlaubnis geben. Das ist das größte Problem, denn ich kann es nicht einschätzen, wie er reagieren wird. Als er mich besucht hat, wollte ich es ihm ja eigentlich erzählen, aber dann kam er mit seiner Neuigkeit. Ich bin verunsichert. Mr.Tennisstar sitzt neben mir, wir sind in der Lobby. "Was meinst du, wird dein Vater wohl zu mir sagen?"

"Keine Ahnung, begeistert ist er bestimmt nicht gerade. Immerhin bist du alt." Neckisch kneift er mich in die Seite. "Alt?" Wir lachen beide los und ziehen unnötig Aufmerksamkeit auf uns. Auch Ally entdeckt mich jetzt uns kommt strahlend auf uns beide zu. Nein, nein, nein! Verschwinde wieder! Natürlich. Sie setzt sich zu uns. "Hi! Ich bin Ally, wie gehts denn so?" Mit genervten Seitenblick zu mir gibt mir mein Partner zu verstehen, dass sie ihm nicht gefällt und er verschwinden will. Trotzdem antwortet er ihr. Ich mische mich schnell ein. "Tja Ally. Wir wollten aber gerade gehen. Zu meinem Dad. Bis dann." Sie sieht etwas niedergeschlagen aus, als wir sie links stehen lassen und das Heim verlassen. An der frischen Luft angekommen laufen wir zur Bushaltestelle. "Wir fahren also wirklich zu deinem Vater? Kommt das nicht etwas plötzlich?"

"Ach was. Für ihn war es doch auch nicht plötzlich, als er mir sagte, er ziehe nach Kalifornien, oder?" Damit wäre die Sache ja geklärt. Nach wenigen Minuten Fahrt kommen wir an bei dem Haus, in dem ich einst gelebt habe. Jetzt kommt es mir vor, wie eine dunkle und leere Höhle. Es ist fremd geworden und mine Beine zittern, als wir an der Tür klingeln. Früher hätte ich einfach meinen Schlüssel genommen, ich musste nie klingeln. Mein Dad öffnet die Haustür und schaut uns beiden verwundert entgegen, dann erst bittet er uns herein. "Was machst du hier? Und wer sind Sie?"

"Er ist mein Freund, Dad. Und wir sind hier, weil wir deine Erlaubnis brauchen, dass wir zusammenziehen können." In einem Atemzug sind die Worte aus mir herausgesprudelt. Ich bin ganz überrascht von mir selbst und auch die beiden Männer um mich herum schauen mich mit Verwunderung an. Vor allem mein Vater. "Wie bitte? Maddie, was ... was soll das denn jetzt?" Ist das etwa Enttäuschung in seiner Stimme?

"Wenn du nach Kalifornien ziehst, dann kann ich doch wohl mit ihm zusammenziehen, oder?" Mit festem, entschlossenen Blick und verschränkten Armen stehe ich vor ihm. Er wird bestimmt nicht ja sagen. "Aha. Wenn das so ist. Und was sagen Sie dazu? Immerhin sind Sind sie ja wohl etwas zu alt für meine Tochter! Sie meinen es doch eh nicht ernst und wagen Sie es nicht, ihr etwas anzutun oder sie zu etwas zu zwingen, was sie nicht will!!" Beinahe bin ich gerührt, dass mein Dad sich solche Sorgen um mich macht. Beinahe.

"Hören Sie. Ich liebe Ihre Tochter, da spielt doch das Alter keine Rolle. Und ich würde ihr nie etwas antun oder sie zu etwas zwingen, glauben Sie mir." Bei dem Wort "lieben" rutscht mir das Herz in die Hose. Er sagte, er liebt mich! Er liebt mich!! Ich kann meine Aufregung nicht verbergen und muss einfach seine Hand nehmen, um mich zu beruhigen. Dabei schaue ich ihn nicht an, sonden lasse schweigend meine Finger zwischen seine gleiten. Er hat schwitzige Hände, woraus ich schließe, dass er sehr nervös ist. Er liebt mich, verdammt! Was soll ich denn jetzt tun oder sagen? Mein Herz hämmert mir gegen die Brust, so sehr, dass es fast schon wehtut und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Zum Glück sagt mein Dad etwas, damit keine Stille aufkommt.

"Okay."

"Okay?"

"Ja, okay! Ich erlaube es euch. Aber ich will immer wissen, wie es meinem Engel geht und wehe dir, du machst sie nicht glücklich! Und für Sex ist sie auch noch zu jung, nur damit das klar ist!" Diesen letzten peinlichen Satz überspiele ich, indem ich ihm um den Hals falle und mich ausgiebig bei ihm bedanke. Mein Geliebter steht neben uns mit bleichem Gesicht, man sieht förmlcih die Last von ihm abfallen. Wir lachen alle zusammen und beschließen, das alles zu feiern. Die Versöhnung. Die Einigung? Egal, hauptsache, wir sind glücklich und gehen Kuchen essen. In einem Cafe bestelle ich mir einen Erdbeerkuchen, mein Vater nur einen Kaffee und mein Partner einen Schokokuchen. Was könnte heute noch schief gehen? So glücklich und unbeschwert wie wir hier sitzen und mit Dad darüber reden, wie wir uns kennengelernt haben. Doch ich irre mich - es kann immer etwas schief gehen und mir den Tag vermiesen. Spätestens, nachdem ich allein im Heim ankomme und mich in mein Zimmer schleichen will. Da kommt die böse Nachricht zu mir. In Form eines Mannes mit strengem Gesicht und Uniform.

Mr. TennisstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt