Kapitel 1

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»Bist du sicher, dass das nicht illegal ist?« Mein zweifelhafter Blick wandert von meinem besten Freund zu dem großen Geschlossen-Schild neben dem Eingang zur Eisfläche. »Wenn ich verhaftet werde, bringt Lauren mich um.«

Sam, der sich noch nie um reguläre Öffnungszeiten oder Privatbesitz scherte, zuckt nur unbeteiligt mit den Schultern und hüpft über die Drehtür, die uns von der beliebtesten Eislaufbahn Manhattans trennt.

»Ich sehe hier keine Wachleute«, meint er sorglos und wartet auf der anderen Seite auf mich. »So illegal kann es also nicht sein.«

»Das hast du auch über das Ferienhaus der Michaelsons gesagt und da wurden wir vom NYPD in Badesachen abgeführt.«

Mir war noch nie im Leben etwas so peinlich, wie von meiner Pflegemutter im Bikini vom Polizeirevier abgeholt zu werden. Neben den belustigten Blicken der Officers einmal abgesehen.

»Das mit dem Haus war einfach Pech«, sagt Sam lachend. »Woher sollte ich wissen, dass wir den stillen Alarm auslösen, wenn wir den Whirlpool benutzen? Wer koppelt denn seine Alarmanlage an den Pool?«

»Reiche Leute, die ihre fünfzehntausend Dollar Einrichtung schützen wollen.«

Sam rollt nur mit den Augen und kreuzt wartend die Arme vor der Brust. »Ich bin mir jedenfalls sicher, dass es hier keinen Alarm gibt. Kommst du jetzt oder muss ich dich erst holen?«

Ich zögere noch eine Minute und denke über mögliche Konsequenzen nach. Einen weiteren Eintrag in meiner Jugendakte kann ich mir nicht leisten. Noch so ein Zwischenfall wie mit dem Ferienhaus und ich lande womöglich in einer betreuten Gemeinschaft für schwererziehbare Kinder. Andererseits ist meine Pflegemutter Lauren viel geduldiger mit mir, als es die anderen waren. Sie würde mich vermutlich nicht sofort aus dem Haus werfen. Wahrscheinlich bekomme ich lebenslang Hausarrest und Gitter vor meinem Fenster. Die Frage ist also, ob ein paar Stunden auf der geschlossenen Eisbahn dieses Risiko wert ist?

»Was ist jetzt?«, fragt Sam ungeduldig. »Hier sind keine Wachleute, kein Alarm und keine Kameras. So illegal kann es also nicht sein. Außerdem keine Touristen und niemand wird sehen, wie wir uns auf den Hintern setzen.«

Er hat recht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind miserabel. Jeder Idiot könnte durch diese Drehtür gehen. Die Eisbahn ist tagsüber total überfüllt und der Eintritt mit 12 Dollar pro Person einfach nur unverschämt. Und ich liebe den Central Park im Winter. Schon tagsüber ist es wunderschön im Park, doch erst nachts bringen die Lichter der Stadt den gesamten Park zum Glitzern. Ich liebe diese Jahreszeit und besonders die Eislaufbahn.

»Scheiß drauf ...«, beschließe ich grinsend und springe über die Drehtür, wo mich mein bester Freund mit vor Schalk blitzenden Augen erwartet. »Wenn wir wieder verhaftet werden, sage ich Lauren, dass du mich gezwungen hast«, warne ich ihn scherzend und werde dafür geschubst. Ich erwidere die Geste und wir befinden uns prompt in einem Kindergarten-Schubs-Schlag-Stoß-Kampf, der damit endet, dass Sam mich über seine Schulter wirft und sich im Kreis dreht. Kreischend flehe ich um Erbarmen, da ich kurz davor bin, mich über seine Schulter zu übergeben.

»Weichei«, sagt er schnaubend, stellt mich aber sicherheitshalber wieder auf den Boden, wo ich ein paar Sekunden um mein Gleichgewicht und die ansteigende Übelkeit kämpfe. Mein bester Freund - die Feinfühligkeit in Person.

Die Eisfläche wird kaum mehr beleuchtet als wir uns dort die geborgten Schlittschuhe aus dem aufgebrochenen Verleih anziehen. Dabei rede ich mir ein, dass es keine Straftat ist, wenn wir die Sachen wieder zurückgeben. Das Schloss ist ohnehin ein Witz und sollte ausgetauscht werden. Vielleicht macht unser kleiner Einbruch ja die Besitzer darauf aufmerksam und wir tun in Wirklichkeit etwas Gutes.

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