Kapitel 15

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Ich bin total nervös. Während der fünfzehnminütigen Fahrt kann ich keine Sekunde stillsitzen und überprüfe mehrfach meinen Sicherheitsgurt, weil ich meine Hände irgendwie beschäftigen muss. Musikalisch jammert eine krächzende Taylor Swift von ihren Männerproblemen, die bestimmt nicht so schrecklich klängen, wenn Kale sich ein neues Autoradio besorgen würde. Das uralte Teil kann nur Kassetten abspielen, die ihre besten Tage bereits hinter sich haben.

Ich wage es jedoch nicht, das Gerät anzufassen. Als ich das vor zehn Minuten versucht habe, war Kale kurz davor, mich aus dem Wagen zu werfen. Mit den Worten 'Nur ich fasse Morty da an' klopfte er mir unsanft auf die Finger und tadelte mich wie eine Zweijährige. Ich bekam die erste Verwarnung. Bei der dritten fliege ich aus dem Auto.

Da ich nicht sicher bin ob er Witze macht, lasse ich die Finger von Mortys sensiblen Stellen und versuche das Radiorauschen auszublenden. Was nicht besonders schwer ist, da meine Gedanken sich lautstark überschlagen.

Heute ist mein erster Tag beim Training mit den anderen Nachfahren. Ich bin so nervös, weil ich keine Ahnung habe, was mich erwartet. Werden sie mich kämpfen lassen? Meine Kräfte testen? Mich, wie Aiden es tat, einem Hollow vor die Füße werfen? Was passiert, wenn sich herausstellt, dass ich total unfähig bin? Oder schlimmer: Was passiert, wenn ich es nicht bin? Muss ich dann in den Krieg ziehen? Mein Leben lang Monster bekämpfen und eine Schlacht führen, die seit über tausend Jahren ausgefochten wird?

Allein der Gedanke an solch ein Leben bringt meine Hände zum Zittern.

»Ich weiß ja, dass dein Gesichtsausdruck nichts mit meinen Fähigkeiten als Fahrer zu tun hat, aber könntest du vielleicht in Mortys Gegenwart nicht so panisch aussehen?« Kale wirft mir einen kurzen Blick zu und streicht zärtlich über das Lenkrad. »Sie ist schnell beleidigt und reagiert dann trotzig. Einen weiteren Besuch in der Werkstatt kann ich mir nicht leisten.«

Wie als Antwort darauf, ertönt ein klopfendes Geräusch aus der nicht funktionierenden Klimaanlage. Kale zuckt zusammen und wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. »Siehst du? Das ist deine Schuld.«

Ich verdrehe die Augen. »Deine Beziehung zu diesem Auto ist beängstigend intensiv.«

»Morty ist nicht nur ein Auto«, wehrt er sofort ab.

»Wenn du mir jetzt sagst, dass sie die Liebe deines Lebens ist, muss ich dir die Nummer meiner Therapeutin geben.«

Kale lacht. »Keine Sorge, diese Position ist noch zu vergeben, falls du dich bewerben möchtest.« Er zwinkert schelmisch.

»Tut mir leid, aber du bist nicht mein Typ.«

Er muss ja nicht wissen, dass ich wegen meiner mangelnden Erfahrung mit Jungs keinen Typ habe.

»Du stehst nicht auf wahnsinnig charmante und umwerfend gutaussende Kerle?« Er zuckt mit den Schultern. »Das kommt noch. Warte nur, bis du meinem Charme verfällst.«

»Dein Charme zieht bei mir nicht, schon vergessen? Deine Unfähigkeit einen Football zu fangen hat dafür gesorgt.«

Kale schnaubt und sieht fassungslos zu mir, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. »Diesen Pass hätte niemand gefangen!«

Schon möglich, trotzdem macht es Spaß, ihn damit aufzuziehen. »Ich habe ihn gefangen.«

Er schnaubt wieder. »Ja, mit deinem Gesicht.«

»Wäre nicht nötig gewesen, hättest du ihn gefangen«, schieße ich zurück.

»Grayson kann einfach nicht ... Vergiss es. Mein Ego verkraftet keine Diskussion mit dir.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2019 ⏰

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