Kapitel 9 Wie Geschwister

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Erstellt am: 02.07.2018

„Also wirklich Namine, so geht das nicht weiter!" Verwirrt blickte ich in Hiyoris Gesicht. Sie sah mich streng an.
„Ähm ... was denn?" Ich war verwirrt, was wollte sie von mir?
„Du kannst doch nicht ewig einfach meine alte Kleidung tragen, du brauchst eigene!" Ich blickte an mir herab. Gut möglich, dass mir Hiyoris Größe nicht gerade passte ... Die Ärmel ihres Pullis waren zu lang (von der fehlenden Oberweite ganz zu schweigen ...) und auch die Hose hielt ohne Gürtel nicht. Außerdem wurde es Winter, Zeit für eine ordentliche Jacke.
„Wir gehen einkaufen!", beschloss sie, „Gleich Morgen!"
Ich erinnerte mich zurück. Ich hatte keine große Erfahrung mit Einkaufen. Eigentlich musste ich mir noch nie Kleidung kaufen. Insgeheim freute ich mich sogar darauf, Mädchen fanden Kleidung kaufen doch toll?
„Morgen um drei bin ich hier und dann gehen wir dir neue Kleidung besorgen, keine Sorge." Hiyori sah mich warm an. Ich schluckte, manchmal bemutterte sie mich doch ein wenig zu sehr. Auch wenn ich klein war und vermutlich so aussah, wollte ich nicht bemuttert werden, ich konnte gut auf mich alleine aufpassen! „Danke Hiyori", sagte ich herzlich.
In Gedanken zählte ich das Geld durch, welches ich von Daikoku bekommen habe, weil ich mich um den Laden gekümmert hatte. Würde das reichen?
Hiyori lächelte mich freudig an. Sie war das erste Mädchen, dass ich kannte (Kofuku-sama ausgeschlossen) ich fragte mich, ob wir gute Freundinnen werden konnten? Yukine trat in die Küche von Kofuku, wo Hiyori und ich uns gerade unterhalten hatten und die Atmosphäre änderte sich blitzartig in eine unangenehme Richtung. Ich senkte den Kopf. Eine Woche war es her und noch immer konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen ohne den Schmerz des Schuldbewusstseins zu verspüren. Jedes mal von neuen stach er mich, wie tausend Nadeln. Dieses Gefühl fraß mich von innen auf. Immer wieder erinnerte ich mich an sein von tränenüberströmtes Gesicht. Musste ich denn jeden den ich kannte, leid zu fügen?
„Oh Hallo Yukine-kun!", begrüßte Hiyori ihn freundlich.
Nachdem das Reinigungsritual vollzogen war, bin ich eingeschlafen. Ich hatte wirre Träume gehabt und dass erste, dass ich danach wieder wahrgenommen hatte, war der Geruch von Yukine. Ich hatte in seinem Bett geschlafen! Meine Wangen wurden noch immer puterrot, wenn ich daran zurückdachte. Das zweite was ich wahrgenommen hatte, war das glühen auf meinem rechten Schulterblatt. Ein neuer Name. Namine.
Von nun an war ich Yatos Shinki. Jeder andere würde vermutlich protestieren, kündigen oder ausrasten, aber ich war glücklich damit, denn ich wusste wie schlimm andere Götter sein konnten. Trotz dass ich meine Erinnerung an damals zurück hatte, schien es dennoch so, als hätte ich damals nie wirklich gelebt. Klar tat ich das jetzt auch nicht, ich war schließlich tot, dennoch war es damals irgendwie anders gewesen. Ich schauderte bei dem Gedanken an die Zeit. Jetzt war alles besser. Auch ich fand Zuflucht bei Daikoku und Kofuku-sama. Sie nahmen mich einfach so auf und behandelten mich fast wie ein Familienmitglied. Mich, die in so kurzer Zeit, so viel leid über alle hier gebracht hatte, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hatte. So gut es ging, versuchte ich mich bei Daikoku und Kofuku für ihre Freundlichkeit erkenntlich zu zeigen, dass tat ich meist darin, in dem ich ihnen beim putzen oder im Laden half, dass war das mindeste, was ich tun konnte. Yato jedoch, lag nur Faul auf seiner Haut herum. Doch auch ihm war ich etwas schuldig, sehr viel sogar. Von vor sieben Tagen bis jetzt, hatte Yato noch keinmal meinen Werkzeugnamen gerufen, also wusste ich auch nicht welche Waffe ich nun war. Welche Waffe ein Shinki war änderte sich von Besitzer zu Besitzer. Egal was ich war, ich hoffte nur inständig, dass man mich nicht fürs töten einsetzen konnte.
Yato und Yukine jagten weiter Ayakashis, ich war laut ihnen noch nicht bereit dafür, irgendwie musste ich ihnen da recht geben, der letzte Kampf den ich gegen einen Ayakashi bestritten hatte war ja nicht gerade erfolgreich verlaufen. Dennoch wollte ich ihnen helfen und nicht nur zur Last fallen.
Ich hatte noch viele Fragen in meinem Kopf und zu meinem bedauern, gingen die meisten an Katana. Wie konntest du solange meinen Stichen standhalten? Wieso bist du nicht gleich zusammengebrochen, wie Yato? Warum wolltest du wissen, ob man die Bindung zwischen Gott und Shinki kappen kann?
Würde ich ihr jemals diese Fragen stellen können? Wollte ich ihr diese Fragen überhaupt stellen? Ich wusste es selber nicht. Mein Kopf fühlte sich schwer an. Ich hatte manchmal noch leichte Schwindelanfälle, denn noch immer fühlte ich wie einige Erinnerungen in mich eindrangen.
Die meisten waren völlig belanglos.
„Nami." Ich zuckte zusammen. Yukines leicht besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er hörte nicht auf mich Nami zu nennen, auch wenn ich ab jetzt eigentlich Namine hieß. Das machte mich glücklich. Yukine machte sich immer Sorgen um mich. Ich musste für ihn Lächeln damit er damit aufhörte mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Doch ich musste nicht nur für Yukine lächeln, sondern auch für Yato. Ich wollte ihn nicht noch einmal mit einem so von Schmerz verzerrten Gesicht sehen.
„Es ist alles gut!", beruhigte ich ihn lachend. Es klang fast echt.

Yukine x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt