Kapitel 2 Name

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Erstellt am: 15.05.2018


Ich musste blinzeln, so hell war es, dieses leuchtend blaue Licht. Zuerst begriff ich nicht, was gerade passierte. Gerade eben lag ich noch weinend auf dem Boden und wurde von wilden Keaturen angegriffen, nun war ich in den Armen von jemand Unbekannten. Wer war das? Wo kam er her?
Wie hat er das gemacht? Diese Linie? Das waren alles Fragen die sich in meinem Kopf abspielten. Ich war völlig verwirrt und verängstigt. Was war, wenn dieser Mensch auch so eine Kreatur war? Erschrocken riss ich meine Augen auf und stieß mich von meinem eigentlichen Retter fort. Ich wusste nicht wohin ich rannte, ich wollte einfach nur weg, ein Schleier von Tränen bedeckte meine Augen und trübte meine Sicht, bevor ich wusste wie es um mich geschah stolperte ich.
Als ich gerade aufblickte, sah ich vor mir ein unglaublich riesiges Geschöpf, ich konnte es mit keinem mir bekannten Tier vergleichen. Es hatte unendlich viele paar Augen die sich alle auf mich fixiert hatten. Ich hielt den Atem an und wartete darauf zu sterben, als plötzlich jemand meine Hand ergriff. Sie war warm und zog mich fort. Verzweifelt versuchte ich mich aus dem Griff zu befreien, doch hatte keine Chance, mein Held zog mich einfach mit sich ...
„Stopp hör auf! Lass mich in Frieden!", protestierte ich.
„Kannst du vergessen, ich lass dich hier nicht einfach sterben!", antwortete er mir und ich zuckte zusammen. Wollte er mich nur retten? War er kein Böser?
Wir blieben beide stehen, ich hielt den Atem an und blickte mich um, wir waren an einem Tempel.
„Was-", wollte ich mich gerade an den Jungen wenden, der mich beschützt hatte, als ich bemerkte dass er bereits dabei war, sich aus dem Staub zu machen.
„He! Was soll das!? Ich will eine Erklärung! Wer bist du?", schrie ich ihm empört hinter her und lief zu ihm. Er blieb abrupt stehen und drehte sich langsam um. Ich blickte in sein ungläubiges Gesicht. Es wirkte fast schon entsetzt. Unsicher blieb ich stehen. Hatte ich etwas falsches gesagt?
„Du ... du kannst mich noch sehen?", fragte er völlig schockiert.
Ich guckte verdutzt. „Was soll das heißen? Na klar!"
„Du erinnerst dich noch?"
Ich fühlte mich verarscht und lief vor Wut Rot an. „Hey, willst du mich etwa für dumm verkaufen!? Wie soll ich dich in innerhalb von 0,5 Sekunden vergessen? Du spinnst wohl! Und jetzt will ich eine Erklärung für diese Kreaturen! Außerdem wäre die bessere Frage wohl eher, warum du mich wahrgenommen hast!", sprudelte es ohne groß nachzudenken aus mir heraus.
Der Junge guckte nur noch verwirrte. „Wie bitte ...?"
Ich beruhigte mich langsam, ich schämte mich etwas, dass ich ihm das jetzt erzählte. „Kann sein, dass ich mir das nur eingebildet habe, woran ich nicht wirklich glaube, aber alles andere wäre einfach nur verrückt. Aus irgendeinem Grund nimmt mich kein Mensch wirklich wahr, ich hab viele auf die seltsamen Kreaturen angesprochen die ich plötzlich überall gesehen habe, aber alle haben so getan, als würde ich nicht existieren, sind mir einfach ausgewichen, oder haben mich gar nicht erst beachtet.", erzählte ich traurig.
Dem Jungen vor mir stand ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Ich spürte wie hinter mir die ersten Sonnenstrahlen hervorgingen und den Jungen anschienen, es war das erste mal, dass ich ihn wirklich musterte. Seine Hände waren in den Taschen seines grünen Parkers, er hatte blondes Haar das zerzaust in sein Gesicht viel und seine Augen schienen die Farbe des Sonnenaufgangs wieder zu geben, so ein unglaublich schönes Orange, dass mir der Atem stockte und ich mich in ihnen verlor.

··· ☾ ···

Plötzlich starrte dieses Mädchen mich unentwegt an, es wurde mir langsam echt peinlich, doch ich konnte nicht anders als zurück zu starren, hinter ihr ging bereits die Sonne auf. Sie sah so unschuldig aus und war auch noch so klein, dennoch schien sie ungefähr in meinem Alter, ihre gut schulterlangen braunen Harre wehten leicht im Wind und ihre großen braunen Augen starrten mich neugierig und fasziniert an, ihren Mund hatte sie leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen, hatte jedoch vergessen was. Ich musterte sie weiter, sie hatte nichts weiter an, als einen hellrosafarbenes T-Shirt und einen weißen Faltenrock. Ich ließ meinen Blick auf ihre Hände schweifen und erschrak. Eine blaulilane Verfärbung fraß sich immer weiter ihre Hand hoch.
„Yasumi!", schrie ich und riss das Mädchen schnell zur Quelle des Tempels von Tenjin. Das Mädchen guckte nur verwirrt.
„Yasu... was?", fragte sie.
„Yasumi, so etwas bekommst du, wenn ein Ayakashi dich verletzt. Hochgradig ansteckend, aber grundsätzlich nicht gefährlich, nur wenn du es nicht behandelst kannst du davon sterben."
Das Mädchen riss entsetzt ihre braunen Augen auf. „Keine Sorge, du musst deine Hand nur mit Wasser reinigen, dann geht es wieder weg.", versuchte ich sie zu beruhigen. Sie nickte ernst und schöpfte immer wieder Wasser aus der Quelle auf das Yasumi, bis es verschwand.
„Was sind Ayakashi?", fragte sie dabei, sie schien plötzlich so ruhig, ich war beeindruckt von ihrer Gelassenheit.
„Das sind die Dinger, die dich angegriffen haben, tote Seelen die voller Wut und Trauer stecken um genau zu sein. Sie befallen Menschen, stürzen sie in tiefe Depressionen und bringen sie zum Selbstmord, wenn man sie nicht davon befreit. Normalerweise können Menschen sie nicht sehen."
Das Mädchen blickte auf und fesselte mich erneut mit ihren dunkelbraunen Augen.
„Du kannst sie sehen, was bist du dann, wenn du kein Mensch bist?"
Ich musste schlucken, ich war mir nicht sicher, was ich ihr sagen sollte, wie viel ich preisgeben durfte, andererseits sah sie die Ayakashi, ob sie auch wie Hiyori ein Halbayakashi war? Sie schien zumindest ungefährlich. „Das ist schwer zu erklären ...", versuchte ich mich herauszureden.
„Ich bin mir sicher, dass ich dir folgen kann." Immer noch fesselte sie mich mit ihrem scharfsinnigen Blick. Verzweifelt suchte ich nach einer Ausrede.
„Wie heißt du eigentlich?", lenkte ich ab. Endlich hörte sie auf mir direkt in die Augen zu schauen, sie wandte ihren Blick ab und blickte in die heilige Quelle des Tempels. Plötzlich rollten ihr eine Träne die Wange hinab bis zum Kinn und fiel schließlich ins Wasser, der Aufschlag erzeugte Wellen die sich über das ganze Wasser ausbreiteten.
„Ähm... hab ich etwas falsches gesagt?", fragte ich schnell nach. Es war unangenehm jemanden weinen zu sehen, dann wusste ich nie wie ich handeln sollte.
Sie blickte mich nun wieder an, ihre Miene war absolut ernst.
„Ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern."

··· ☾ ···

Diese Worte verließen unbewusst meine Lippen, aber es war die Wahrheit. Ich hatte keinerlei Erinnerungen mehr. Der Junge sah mich stutzig an.
„Ich weiß nur, dass ich heute Abend plötzlich mitten in dieser Stadt auf einer Straße lag. Niemand hatte mich beachtet, ich habe versucht die Leute zu fragen wo ich war, aber niemand hat mit mir geredet, dann nahm ich plötzlich auch diese Wesen, diese Ayakashi wahr. Ich hatte mich irgendwie auf diesen Spielplatz verirrt, dort habe ich vor lauter Verzweiflung angefangen zu weinen ..."
„Die Verzweiflung hat dann vermutlich die Ayakashi angelockt.", murmelte der Junge, während er auf den Boden blickte.
„Wie heißt du?", fragte ich ihn urplötzlich. Er blickte mir wieder in die Augen und ich musste schlucken. „Mein Name ist Yukine.", meinte er dann.
Yukine ... Schnee ...
„Yukine, du hast mich vor diesen Ayakashi gerettet, wärst du nicht dort gewesen, hätten sie mich vermutlich umgebracht, ich möchte das du mir einen neuen Namen gibst!"
Er wirkte geschockt. „Was?", platzte es aus ihm.
„Ich will einen Namen, und ich möchte ihn von dir bekommen!", sagte ich entschlossen.
„Ich - ich kann dir doch nicht einfach so einen neuen Namen geben.", versuchte er sich herauszureden.
„Ich will es aber so!", entgegnete ich trotzig.
Yukine blieb eine Zeit lang still, scheinbar dachte er nach.
Dann sah er mich an. Ich hatte das Gefühl, seinem festen Blick nicht standhalten zu können, konnte mich aber auch nicht von ihm losreißen.
„Nami.", beschloss er.
Nami ... ich ließ mir den Namen durch den Kopf gehen, dann lächelte ich. „Gefällt mir! Ich danke dir!" Yukine nickte nur. Nun wurde ich wieder ernster. „Ich habe da noch eine Frage."
„Was denn?", antwortete er.

··· ☾ ···

„Was ist das?", fragte das Mädchen dem ich einen neuen Namen gegeben hatte, drehte sich um, zog ihr T-Shirt über ihre Schulter und gab ihr Schulterblatt frei. Ich guckte völlig verblüfft, das konnte nicht sein! Das durfte einfach nicht wahr sein ...!
Auf ihrem Schulterblatt zeichnete sich ihr wahrer Name ab. Sie war ein Shinki!
Ein Shinki ohne jegliche Erinnerungen, wie konnte das nur sein?
Nami, wie ich sie genannt hatte, drehte sich wieder um. „Was ist?", fragte sie neugierig, „Ich habe es von Anfang an bemerkt konnte es aber nicht genau lesen, wegen dem ungünstigen Blickwinkel, sag mal was steht da?"
Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, da ich es selbst erst einmal verarbeiten musste.
„Dort steht Sakura. Dein wahrer Name."

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Vielen Dank für's lesen ♥️

1454 Wörter 

Fortsetzung folgt ...😘

Yukine x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt