Kapitel 12 Wer war Yukine für mich ?

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Erstellt am: 28.07.2018

„Okay fangen wir an!" Ich und Yukine blickten fragend zu Yato. „Womit?", äußerten wir uns gleichzeitig, Yato breitete seine Arme in der Luft aus. „Na mit Teamtraining!"
„Teamtraining?", hackte ich nach, eine Augenbraue zweifelnd hochgezogen.
„Ganz recht Namine!", verkündete Yato. Sein Schal wehte im kalten Wind. Mittlerweile war es Anfang Winter, nur gut, dass ich mir einen Mantel gekauft hatte, er hielt mich trotz des starken Windes warm. Es war mitten in der Nacht, Yato hatte uns einfach aus dem Bett in Kofukus Garten gezogen. Ich war todmüde, aber dies war nicht meine einzige Sorge, viel mehr beunruhigte mich die Dunkelheit. Auch Yukine schien sich nicht komplett wohl zu fühlen.
„Wir wissen mittlerweile, dass uns Namines Shinkiform im Kampf vermutlich nicht sonderlich viel nützt.", fuhr mein Gott fort. Ich lies den Kopf sinken. „Kann gut sein.", stimmte ich ihm deprimiert zu. „Also muss sie uns als Mensch dienen!" Ich sah ihn an. „Inwiefern?", schoss es aus mir heraus. „Na wie wohl? Was ist eine der Waffen, die jedes Shinki besitzt? Seine Linie natürlich!"
Ich formte meine zwei Finger zu einem Sperr und starrte sie an. Er hatte recht, aber meine Linie war doch noch so schwach, so schwach wie ich.
„Arrrg, Namine!" Ich schreckte auf, Yatos Schmerzenslaut hatte mich aus meinen Gedanken gerissen.
„Selbstzweifel tun dir und mir nicht gut, also lass sie am besten gleich!" Hatte ihn etwa dieser kleine Randgedanke schon Schmerzen zugefügt? Verdammt, er hatte recht, ich sollte ein wenig mehr an mich glauben!
„'tschuldigung Yato!" Ich ballte meine Hände zu Fäusten und war kampfbereit.
„Was sollen wir denn jetzt eigentlich genau tun?", fragte Yukine gähnend und genervt.
Yato grinste: „Ganz einfach, ihr werdet mit mir zusammen als ein Team, gegen die Ayakashi kämpfen!"
„Ist doch einfach!", posaunte ich. Yato sah mich an und zog eine Augenbraue hoch. „Sei dir da mal nicht so sicher, ein gutes Team funktioniert nur, wenn ihr eins werdet und genau wisst, was der andere tun will." Yato sah zu meinem Partner. „Yukine!"
Yukine zuckte zusammen und blickte Yato ernst an. „Ja, was ist?"
„Du bist die Hafuri hier, du lenkst mich und entscheidest wen ich treffe, aber du musst gleichzeitig auch Nami ihre Befehle erteilen, dass ist eine große Aufgabe, glaubst du, du kriegst das hin?"
Yato schien sich ernsthaft Sorgen um Yukine zu machen. Ich wollte ihnen nicht zur Last fallen, ich brauchte Yukines Anweisungen nicht, ich wusste schon, wo ich einen Ayakashi mit der Grenzlinie treffen musste.
Der blonde Junge blickte seinen Gott ernst entgegen. „Ja Yato, ich weiß." Er wirkte so gewissenhaft und erwachsen, dafür bewunderte ich ihn. Erneut setzte dieses kribbeln in mir ein. Es fühlte sich an, wie kleine Schmetterlinge, die in meinem Bauch flatterten.
„Dann lasst uns los legen, Sekki!", sofort verwandelte sich Yukine in die zwei Klingen und flog in Yatos Hände, dann rannten wir los. Wir liefen durch verlassene Gassen, über Stromleitungen und Dächer, dann machten wir einen großen Sturm aus. Perfekt!
„Okay, Showtime!", rief Yato.

···  ☾  ···

Ich nickte, ich musste mich vollkommen auf meine Aufgabe konzentrieren. Yato verließ sich auf mich und jetzt auch noch Nami. Es war schwer das zu bewältigen, wie schaffte Kazuma es nur mit so vielen?
„Yato, der große Ayakashi, der aussieht wie ein Oktopus, gleich voraus!", leitete ich ihn an. Der gewaltige Ayakashi klebte an einer Hauswand eines riesigen Hochhauses. Er nickte. Ich blickte zu Nami. Sie folgte ihm brav. Eigentlich würde ich sie am liebsten aus dem Kampf heraus halten, ob ich das hinbekam? Immerhin schien es ja nur ein normaler Ayakashi zu sein.
Der Oktopus bemerkte uns schon, bevor wir überhaupt zu einem Angriff ansetzten konnten, seine gewaltigen Fangarme rasten auf uns zu. Yato sprang blitzschnell vorbei und lief auf einem der Tentakeln herauf, bis er kurz vor dem Gesicht des gewaltigen Ayakashi stehen blieb.
Ein zweiter Fangarm raste auf Yato zu, er und ich hatten ihn bereits im Visier und wollten gerade zuschlagen, als vor uns eine Grenzlinie erschien, es war zu spät abzubremsen, also zerschlug Yato ausversehen die Linie, so dass der heran sausende Tentakel freie Bahn hatte und Yato gegen die Hauswand eines anderen Gebäudes schleuderte.
„Was war das?", fragte ich erschrocken. „Frag das doch mal deine tolle Freundin.", knurrte Yato, der sich gerade wieder aufrappelte, er war auf einem Balkon gelandet. Entsetzt sah ich zu Nami, die auf einem der Dächer hockte, die Hände vor dem Mund geschlagen.
„Sag mal spinnst du?", fragte ich sie wütend. Sie drehte sich zu Yato und mir. „Was heißt hier ich? Du warst es doch, der zugelassen hat, dass Yato fast von dem Ding erschlagen wurde!", rief sie zurück und ballte ihre Fäuste. Ich wurde wütend. „Was soll das denn jetzt heißen! Ich hatte ihn im Visier, deine Grenzlinie hat alles ruiniert!"
„Ich habe lediglich versucht, Yato zu beschützen!", brüllte sie stur und verschränkte die Arme, wie ein kleines beleidigtes Kind.
Diese bockige Ausstrahlung von ihr, machte mich nur noch wütender. Was dachte sie sich eigentlich!
„Yukine! Jetzt konzentriere dich endlich!" Ich sah wieder zu Yato, der einen erneuten Angriff gegen den Ayakashi startete, ich versuchte Nami diesmal einfach auszublenden und konzentrierte mich voll auf den Oktopus. Erneut setzte Yato gerade zum Schlag an, als plötzlich Nami mit voller Wucht gegen uns krachte, zum zweiten mal wurde Yato samt mir und Nami weg geschleudert und wir alle drei knallten gegen eine kleine Straßenlaterne.
„Auuu!", schrie Nami auf.
Ich wurde immer wütender, sie stand uns nur im Weg! „Was war jetzt das Problem?", schnauzte ich sie an. Sie hatte ihre Ausmerksamkeit auf Yato gerichtet, ihre Miene war entschuldigend, mich würdigte sie keines Blickes. „Yato da war noch ein Ayakashi, er hat mich gegen dich gesworfen!"
„Pass doch besser auf!", murrte ich. Yato seufzte nur. „War klar, dass das nicht auf Anhieb klappt.", gab er deprimiert und nachdenklich von sich, dann stand er auf und ging mit mir in der Hand weg.
„Hey, wo willst du hin?", fragte ich ihn verwirrt. „Nachhause."
„Aber der Ayakashi!", erwiderte ich genervt.
„Der kann noch warten, erst mal müsst ihr lernen, zusammen zu arbeiten."
„Pah, mit dem arbeite ich nie mehr zusammen, der steht mir ja nur im Weg!", rief Nami patzig, sie hatte uns mittlerweile eingeholt.
Ich sah sie wütend an. „Wie bitte? DU hast uns zweimal gestört, du blöde Kuh!" Sie sah mich böse an. „Du Idiot!"
Yato sagte seufzend: „Teenager ..."
„Halt die Klappe!", schrien wir ihn gleichzeitig an.
Mittlerweile standen wir vor dem Haus der Armutsgöttin. „Yuki.", befahl Yato und ich gehorchte. Endlich wieder in Menschengestalt, blickte ich Nami nur böse an, diese erwiderte meinen genervten Blick.
Yato ging durch die Haustür, ich wollte ihm gerade folgen, da schlug er sie vor meiner Nase zu.
„He, was soll das, du Idiot!", brüllte ich. Für irgendwelche Späße, hatte ich jetzt gar keinen Nerv mehr, ich war müde und wollte nur noch schlafen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt, ich sah eines von Yatos blauen Augen hervor blitzen. „Du und Nami bleibt so lange hier draußen, bis ihr wieder beste Freunde seit!" Bevor ich Anstalten machen konnte, die Tür weiter zu öffnen, schwang Yato sie wieder zu und verschloss sie.
„Was?" Wütend hämmerte ich gegen die Tür. „So eine dumme und lächerliche Methode, kann auch echt nur dir beschissenen Kerl einfallen! Jetzt lass mich gefälligst rein, du dummer Gott!", schrie ich, doch es kam keine Antwort. Ich hämmerte eine ganze Weile gegen die Tür, bis Nami mir in einer ruhigen Stimme sagte: „Das bringt doch nichts, wenn ich eins über Yato weiß, dann dass er unglaublich hartnäckig sein kann." Ich ballte, meine Hände die auf der Tür ruhten, zu Fäusten.
„Halt die Klappe!", brüllte ich sie an. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie zurückzuckte. Ganz kurz, für eine Millisekunde erkannte ich, wie sehr sie diese Worte getroffen hatten, dann hatte sie sofort wieder ihre beleidigte Miene aufgesetzt.
„Du Arsch!", schrie sie mir zu, ihre Stimme konnte ihre wahren Gefühle nicht so leicht verstecken. Noch ehe ich mich versah, war sie verschwunden, weggerannt.
Ich seufzte. War ich zu weit gegangen? Was hatte sie denn eigentlich falsch gemacht? Ich sackte an der Tür herunter und legte meinen Kopf zwischen meine Knie. Wieso tat Yato das? Inwiefern sollten wir uns da vertragen? Das einzige, was mich nervte, war meine Müdigkeit und das es hier schweinekalt war. Ich presste meine Jacke an mich und rieb meine Hände. Dafür würde Yato so was von büßen! Ich spielte mit dem Gedanken, einfach zu Hiyori zugehen, gar nicht mal so dumm die Idee. Ich wollte sie gerade in die Tat umsetzten, als mich etwas hier hielt. Ein Gedanke, der Gedanke an eine ganz bestimmte Person. Nami. Wo war sie hingerannt? Konnte mir das nicht eigentlich egal sein, immerhin war ich sauer auf sie! Doch was hatte sie denn so falsches getan? Sie wollte uns nur helfen, auch wenn das gehörig nach hinten losgegangen war. War ich hier der Böse? Ich hatte sie angeschrien und beleidigt und für einen Bruchteil einer Sekunde, hatte ich gesehen, wie tief sie so etwas traf. Wie konnte ich sie nur so verletzen? Wir waren schließlich Freunde! Yatos Worte kamen mir wieder in den Sinn. Wie Geschwister. Wir sollten uns wie Geschwister verhalten. Mir wurde mit einem Schlag klar, was er mir damit sagen wollte, mir wurde jetzt so einiges bewusst. Nami war für mich keine Schwester! In so kurzer Zeit, war sie so viel mehr geworden. Es war klar, dass Yato das mitbekommen hatte. Auch ich begriff langsam, wie ich eigentlich zu Nami stand. Ich verstand dieses unbändige Feuer, dass in mir brodelte, wenn ich sie sah. Ich begriff wie glücklich es mich eigentlich machte, wenn sie lachte und wie tief es mich verletzte, wenn ihr irgendjemand leid zufügte. Auch ich hatte Nami leid zugefügt. Eine Sünde, die ich nicht mehr gut machen konnte. Nami war alles für mich, wie konnte ich sie jetzt nur einfach so gehen lassen? Plötzlich fiel mir eine so wichtige Sache ein: Nami hatte doch Angst vor der Dunkelheit! Ich blickte in den von Wolken verhangenen Himmel, die Wolken waren so dicht, dass nicht mal das leichte Licht des Mondes hindurchdrang. Sie musste vermutlich gerade fürchterliche Angst haben. Ich musste Nami finden, schnell!

Yukine x OcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt