Kapitel 8

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Ich wusste nicht was, wie und warum passiert war als ich aufwachte, aber ich fühlte mich als hätte ich Wochen auf harten Stein geschlafen.
Als ich mich umblickte hatte ich anscheinend tatsächlich auf Stein geschlafen, für wie lange konnte ich nur erahnen.
Ich lag auf einer langen Treppe, die zu einem Gebäude führte. Beim genaueren umsehen sah ich, dass es das Polizeipräsidium war. Ich rappelte mich auch und schlurfte die Treppen hoch.

Die Ereignisse der letzten Tage überschlugen sich förmlich, und ich hatte den Eindruck dass ich jemanden davon erzählen sollte.
Und da Mike vielleicht Sowiso neue Informationen für mich hatte...
Was kann er schon rausfinden? Du weißt doch wer es war!
Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken los zu werden.
Warum ich vor dem Polizeipräsidium aufgewacht war und was überhaupt passiert war, wusste ich nicht mehr.
Als ich durch die Tür des Gebäudes ging schauten mich die wenigen Polizisten die herum liefen merkwürdig an.
Ich wusste noch nicht einmal wie spät es war.
Ich schleppte mich zur Rezeption. „Ich würde gerne mit Kommissar Heußner sprechen"
Die Sekretärin starrte mich mit einem Blick an der an Entsetzen erinnerte.
Was ist denn bloß los?
„Den Flur runter, dritte Tür rechts", sagte sie ohne den Blick abzuwenden.
Ich nickte und schlurfte zu seinem Büro.
Ich klopfte und ein brummendes „Herein" kam als Antwort.

„Du liebe Güte...", stieß er hervor als ich den Raum betrat.
„Haben sie jemanden umgebracht?", fragte er halb amüsiert und halb entsetzt.
„Was ist denn Los?", fragte ich entnervt.
Mike runzelte die Stirn und bedeutete mir mich zu setzen.
„Weswegen wollten sie mich sprechen?", fragte er schließlich ganz ruhig.
Ich atmete tief ein und aus. Wenn ich nicht sofort als irrer abgestempelt werden wollte musste ich meine Worte gut wählen.
„In letzter zeit passieren sehr viele... Komische Dinge"
„Komische Dinge?"
Ich nickte. „Ja. Und ich weiß nicht wieso aber ich kann sie nicht erklären aber sie passieren einfach"
Mikes Gesicht wurde immer ernster. „Was sind das denn für Dinge die sie nicht erklären können?"
Ich schluckte den Knoten in meinem Hals runter. „Leute die mich zu komischen Orten bringen... Mit noch seltsameren Leuten... Familien Geschichten"
„Sie müssen schon etwas genauer sein. Noch ist nichts daran sonderlich seltsam"
Ich schaute aus dem kleinen Fenster. Davor stand ein Baum, in dem ein Vogel ein Nest gebaut hatte.
Ich senkte die stimme. „Ich habe die schreckliche Befürchtung eine direkte Bindung zur... Hölle zu haben"
Mike hob eine Augenbraue. Sagte aber nichts.
„Mich hat jemand in die Hölle geführt. Ich weiß selbst wie verrückt das klingt aber ich war da. Und..." Ich stockte einen Moment und sprach noch leiser. „Und dort wurde mir auch mein Vater vorgestellt"

Mike schwieg eine Weile. Dann musterte er mich von oben bis unten und sein Blick blieb sehr lange auf meinen Armen Heften.
Dann beugte er sich vor und legte behutsam seine Hände auf meine Schultern.
„Hören sie... Ich weiß wie hart das alles für sie sein muss. Manchmal kann unser Gehirn mit so viel Stress nicht umgehen und zeigt uns Dinge, die nicht da sind um uns alles leichter zu machen" Dann warf er einen vielsagenden Blick auf Meinen Arm. „Und manchmal finden wir auch keinen anderen Ausweg mehr um mit unserem Schmerz und der Trauer umzugehen"
Ich stieß mich instinktiv von ihm weg und sprang auf. Ich wollte ihn erst anschreien, als mein Blick auf einen kleinen Spiegel viel und ich keuchte.

Mein ganzes Gesicht und die arme waren voller Blut. Wahrscheinlich mein eigenes denn auf meinem Arm waren drei große Schnitte zu sehen.
Mike dachte wahrscheinlich das ich das selbst war.
Aber nein...
Ich erinnerte mich. An den dunklen Raum, die Kerzen, den Gesang, den Traum.

„Das war ich nicht", sagte ich feste ohne mich vom Spiegel abzuwenden. „Das war ich nicht. Das war ein Ritual an dem ich unfreiwillig teilgenommen habe"
Dann starrte ich Mike an. Der rutschte ein wenig nervös aus seinem Stuhl hin und her.
Dann sagte ich ganz ruhig aber mit Nachdruck. „Ich bilde mir das nicht ein. Ich war dort unten und habe meine Aufgabe bekommen. Die Aufgabe hat mir mein Vater gegeben"
Mike stand langsam auf und ging zur Tür, öffnete sie aber nicht.
„Was für eine Aufgabe?"
Ich ließ den Blick nicht von ihm ab.
„Die Aufgabe der Welt ein Ende zu setzen"

Ich wusste nicht vorher diese Erkenntnis kam. Ob es mir jemand gesagt hatte, oder ob sie einfach tief in mir verwurzelt war, aber ich wusste es.

Mikes Gesicht wurde ernst. „Wissen sie... Ich mache mir nur sorgen", während er das sagte stellte er sich zwischen mich und die Tür.
„Ich habe Sie schon seit geraumer zeit versucht zu erreichen"
„Wir haben die Tage erst telefoniert"
„Ich habe mit ihrem Arbeitgeber gesprochen er sagte sie wären frühzeitig in die Mittagspause gegangen seien" Ich erinnerte mich an Kevins besorgtes Gesicht, ich war nicht wieder gekommen.
„Nun von dort sind sie wohl nicht wieder gekommen", fuhr Mike fort.
„Na und?", fauchte ich.
Er sah mich durchdringend in forschend an. „Das ist nun schon fast drei Wochen her"

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt