Tag 5 - 1

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Nachdem Alex und ich uns noch auf eine Bank gesetzt hatten, um zu reden, und er mich wieder zum Hotel gebracht hatte, hatte mich nur schnell fertig gemacht und umgezogen und war wenige Minuten später eingeschlafen.

Deshalb hatte ich nicht mitbekommen, wann Liv zurückgekommen war. Oder, ob sie überhaupt zurückgekommen war. Ihr konnte man schließlich alles zutrauen.

Aber, als ich am nächsten Morgen aufwachte und das Chaos in unserem Zimmer sah, musste ich nicht nach rechts schauen, um zu wissen, dass Liv neben mir lag.

Unwillkürlich machte sich ein Lächeln auf meinen Lippen breit, während ich vom Bett aufstand und mich auf den kleinen Sessel direkt vor das Fenster setzte, um die Leute zu beobachten, die draußen bereits herumliefen, und ein wenig in meinem Buch zu lesen.

Meine Gedanken wanderten jedoch immer wieder zu dem gestrigen Abend zurück und ließen mein Lächeln automatisch immer größer werden.

Und so verging die Zeit wie im Flug, ehe Liv aufwachte und mich mit ihren Fragen über die gestrigen Ereignisse löcherte.

"Warte", Liv saß mir auf dem Bett gegenüber und musterte mich skeptisch, "etwas habe ich nicht so ganz verstanden."

Ich neigte den Kopf schief und grinste sie an. "Und was wäre das?"

Nun huschte auch über ihr Gesicht ein Lächeln. "Warum du zugestimmt hast", erklärte sie und riss in derselben Sekunde beschwichtigend ihre Hand hoch, "nicht, dass ich etwas dagegen hätte." Sie zwinkerte mir zu. "Du warst nur vorher so unsicher, was dieses Thema anging."

Schulterzuckend verschränkte ich meine Hände ineinander. Ich konnte ihre Verwirrung verstehen, ich wurde aus mir selbst nicht ganz schlau. "Ich weiß nicht", murmelte ich, "in dem Moment war ich einfach bereit, etwas zu Riskieren. Es hat sich richtig angefühlt."

Liv streckte mir ihre Hand entgegen und stupste mich an meiner Schulter an. "Ich freu' mich für dich."

Als Antwort schenkte ich ihr ein kleines Lächeln. "Gibt's bei dir was Neues mit Nathan?"

Augenblicklich strahlten Livs Augen und sie nickte energisch mit ihrem Kopf. "Oh, ja", grinste sie.

"Erzähl schon", forderte ich sie auf, konnte mir ein Lachen aber nicht verkneifen.

Sie rutschte aufgeregt hin und her. "Er hat mich gestern zum Abschied ...", sie machte eine kurze Pause, doch ich wusste genau, was sie sagen würde, "... geküsst. Zwar nur auf die Wange, aber das zählt."

Mein Grinsen wurde breiter, als sie anfing, verträumt in die Gegend zu starren. "Wurde ja auch mal Zeit, dass zwischen euch etwas passiert."

Liv schenkte mir einen warnenden Blick, aber ich würde darauf schwören, dass sie genauso dachte.

"Wann trefft ihr euch mal alleine?", fragte ich und griff nebenbei nach meinem Handy, das auf dem kleinen Nachtisch neben mir lag.

Einige Sekunden blinzelte Liv mich einfach überrascht an, dann zuckte sie mit ihren Schultern. "Das ist eine sehr gute Frage, Claire."

Ich blickte von meinem Handy hoch. "Du solltest ihn fragen", schlug ich vor und grinste.

Zustimmend nickte sie. "Mach' ich. Aber nicht heute."

Irritiert runzelte ich meine Stirn. "Warum nicht?"

"Weil", sie neigte unschuldig ihren Kopf zur Seite, "ich den Jungs verboten habe, heute in unsere Nähe zu kommen."

Ich warf ihr einen misstrauischen Blick zu, doch sie fing nur an zu grinsen. "Was hast du vor?"

Liv verdrehte ihre Augen. "Nichts. Heute gönnen wir uns einfach mal eine Auszeit."

"Okay", entgegnete ich, immer noch etwas misstrauisch.

"Übrigens", rief sie plötzlich und zeigte auf mein Handy, das stets in meiner Hand lag. "Die Jungs haben mir gestern ihre Nummern gegeben. Na ja, außer Nathan natürlich. Der einzige, der jetzt noch fehlt, ist Alex." Sie zwinkerte mir zu und stand dann einfach auf, um im Bad zu verschwinden.

Anscheinend lag es nun an mir, dieses Problem zu lösen. Und, ganz ehrlich, ich hatte nichts dagegen.

Genau, wie Liv es angekündigt hatte, verbrachten wir heute einen entspannten Tag zu zweit.

Wir frühstückten in einem süßen, kleinen Café, fuhren danach in die Stadt, um zu shoppen und entschieden, später im Hotel einen Filmabend zu veranstalten. Genauso, wie wir es auch immer zu Hause machten.

Es tat gut etwas Zeit mit meiner besten Freundin zu verbringen, mit ihr über alte Zeiten zu reden und zu lachen, sich gemeinsam die Stadt anzuschauen und alles andere mal zu vergessen. Mit Liv war ich glücklich.

Aber nun gab es noch jemand anderen, der mich glücklich machte.

Alex musste mich nur kurz ansehen, oder seine Lippen zu diesem attraktiven Lächeln verziehen und ich wollte nichts mehr, als, dass dieser Moment nie endet.

Ich war verloren und das wurde mir nun erst richtig bewusst. Ich hatte mich in jemanden verknallt, den ich kaum kannte und den ich nach diesem Urlaub wahrscheinlich nie wiedersehen würde.

Das Leben war manchmal unfair und fantastisch zugleich.

"Was möchtest du später schauen?" Liv saß mir plötzlich gegenüber und schob mir meinen Eisbecher herüber.

Wir saßen wieder in der kleinen Eisdiele, in der wir schon vor zwei Tagen waren.

Ich probierte mein Stracciatella Eis, ehe ich mit den Schultern zuckte. "Mir eigentlich egal. Worauf hast du Lust?"

"Action", rief sie grinsend, doch dann überlegte sie einige Sekunden, "oder 'ne Schnulze."

Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf. "Sag nicht immer Schnulze."

Sie seufzte theatralisch, bevor sie mein Lächeln erwiderte. "Sieht so aus, als hätten wir einen Sieger", entgegnete sie.

Liv und ich schauten eine romantische Komödie nach der anderen und natürlich war es bei uns unvermeidlich, dass wir sogar anfingen zu weinen. Und damit meinte ich nicht die harmlose ein paar Tränen laufen über die Wange - Variante.

Ich kuschelte mich tiefer in das Kopfkissen und stopfte mir ein paar Süßigkeiten, die wir vorher noch gekauft hatten, in den Mund, während ich versuchte, meine Tränen unter Kontrolle zu bekommen und dabei zusah, wie der Junge gerade dem Mädchen seine Liebe gestand.

"Warum kann ich sowas nicht haben?", schluchzte Liv und wischte sich einmal mit ihrem Handrücken über ihre Augen.

Zustimmend nickte ich. "Ich möchte das auch."

Plötzlich setzte Liv sich auf und drehte sich zu mir. "Vielleicht werden wir bald so etwas haben", meinte sie aufgeregt und fing an zu grinsen.

Ich griff nach meinem Kissen, warf es zu ihr und es trat sie sogar direkt in ihrem Gesicht, weshalb ich den Kopf in den Nacken legte und lachte. "Du bist so eine Spinnerin, Liv."

Sie nahm mein Kissen in die Hand und warf es zurück, doch ich wehrte es schnell genug mit meinen Händen ab.

Und so entstand die beste und lustigste Kissenschlacht, bei der ich je mitgemacht hatte und die diesem Tag zusätzlich noch das gewisse Etwas verlieh.

"Ist es okay, wenn ich einen kleinen Spaziergang mache? Ich hab' echt Kopfschmerzen", teilte ich Liv mit und rieb mir über meine Schläfe.

Die ganzen Filme, das viele weinen und das stundenlange Herumlaufen in der Stadt hatten meinem Kopf nicht so gutgetan, wie meinem Herzen.

"Klar", gab Liv zurück und schenkte mir ein kleines Lächeln, während ich vom Bett aufstand und mir meine Schuhe schnappte. "Pass auf dich auf, okay?"

Automatisch musste auch ich lächeln. "Mach' ich."

Damit schloss ich unsere Zimmertür hinter mir und machte mich auf den Weg zum Strand.

nur ein SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt