Epilog

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Archie P.O.V.

Meine Hand griff routiniert zu meinem Schlüssel auf der Kommode, während ich nochmal alle Räume kontrollierte, ob die Fenster geschlossen waren, sowie ob die Waschmaschine, der Herd und alle anderen Elektrogeräte ausgeschaltet waren. Ich zog die Tür ins Schloss und lief die Treppen hinunter ins Erdgeschoss, während ich in der Zeit mein Handy auf Flugmodus stellte.

Auf meinem Weg beobachte ich mich selber in jedem Spiegel, mein mittlerweile noch breiterer Körper in einem schwarzen Shirt und einer schwarzen Jeans gesteckt, der gesamte Körper zum Zerreißen gespannt. Den Oberkörper mit einer Lederjacke bedeckt, während die Hände tief in den Hosentaschen gesteckt waren. Wachsam auf jeden Schritt und für die Passanten, die an ihm vorbei liefen, wahrscheinlich nicht ganz geheuer.

Wieder einmal erschreckte ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild, meine Augen so ausdruckslos und kalt, dass ich mich selber nicht wieder erkannte. Meine Füße trugen mich wie von selbst zu dem riesigen weißen Gebäude, wobei ich wie immer vor diesen stehen blieb und mit mir ringte, ob ich eintreten sollte oder nicht.

Mein Kopf legte ich in den Nacken, sah die langsam rieselnden Schneeflocken, während mein Atem weiß hervortrat. Bald war Weihnachten und so langsam sollte ich mir wirklich angewöhnen, mich winterlicher anzuziehen. Aber all die letzten Wochen wollte ich nicht akzeptieren, ich wollte nicht akzeptieren, dass es so weit gekommen war. In der Nähe hörte man die Musik aus einem Supermarkt, der friedlich die Melodie von Wham spielte und somit ein bekanntes Weihnachtslied in die Welt verbreitete.

Das blonde Monster schrie, ertrug den Anblick von Harrison nicht, der seine Angebetete küsste, während mein Herz in tausend Teile zerbrach.

Eine Frau trat aus dem Gebäude und lächelte mich an. „Ah, Mr. Baker, wie immer so pünktlich, treten sie einfach ein, sie wissen ja, wo lang." Lächelnd nickte ich und wünschte der Mitte 40 Jährigen Dame eine schöne Mittagspause, während ich mich endlich in Bewegung setzte.

Plötzlich stürmte eine Truppe von Polizisten ein und zwangen Harrison zu Boden, während andere Thea festnahmen. Einer telefonierte scheinbar mit den Sanitätern, bevor meine Fesseln gelöst wurden und ich zu Sansa eilte.

Wie jeden Tag begrüßte ich alle bekannten Gesichter, lief die weißen Korridore entlang und musterte einige Plakate und Poster, sowie Gemälde, die an den Wänden angebracht waren. Mittlerweile kannte ich jedes auswendig. Es waren vom Eingang bis zum Bereich C 457 Schritte, während es noch 67 Schritte von da zum Notausgang waren, den ich so oft panisch passierte, wenn ich die ganze Situation nicht mehr ertrug. Weitere 289 Schritte waren es zum Ziel, welches ich mir tagtäglich stellte, nachdem ich mit mir selber gerungen hatte.

„Sansa! Gott nein, bitte bitte verlass mich nicht.„ weinte ich bitterlich, während ich ihr Kopf an meiner Brust bettete und alles weitere ausblendete. „Sie ist von dir, Archie. Es wäre unser kleines Mäd." Plötzlich brach sie ab, verlor das bewusst sein.

Vor der Tür blieb ich stehen und schloss noch einmal meine Augen, während dessen ich tief einatmete. Langsam klopfte ich an die Tür, ehe ich die Klinke runterdrückte und diese aufzog.

Ich würde von der Frau, die ich liebte, weggezogen, während Sanitäter sie auf eine Liege hoben. Ein lautes Schlurzen ertönte, während ich mich danach umsah, erblickte ich einen Sanitäter vor mir: „Beruhigen Sie sich, Mister, wir werden sie mitnehmen und im Krankenhaus untersuchen." Damit realisierte ich, dass das jämmerliche Wimmern von mir kam.

Langsam ging ich zum Fenster, öffnete die Gardinen, um Licht in das Zimmer zu lassen, während man immer wieder eine gesummte Melodie wahrnahm.

„Sie hat durch den Vorfall einen traumatischen Schock. „Sie scheint in ihrer Welt gefangen zu sein und muss psychiatrisch eingewiesen werden."

Ich drehte mich langsam um, ein Blick scannte das Zimmer ab und wie immer fand ich das, wonach ich suchte, in einer Ecke, die Knie fest an der Brust gezogen, während sie sich selber hin und her wiegte.

„Sie redet mit niemandem, wir wissen nicht, ob dieser Zustand eine dauerhafte Störung ist oder ob es nur vorübergehen sein wird."

Ich hockte mich vor der gebrechlichen Brünetten hin und strich ihr sanft durchs Haar. „Unser kleines Mädchen... unser kleines Mädchen." In Dauerschleife murmelte Sansa diese Worte vor sich hin, immer wenn ich da war, während ich ihr aufhalf, sie in den Stuhl vor dem Fenster setzte und eine Decke über ihre Beine legte. Langsam fing ich an, ihre Haare zu kämmen, Strähne für Strähne, während mir stumm die Tränen von den Wangen liefen.

„Ich liebe dich, Archie."

Ich presste meine Lippen aufeinander, während ich schluckend die Augen schloss und hoffte, dass ich das Richtige tun würde. Immer weiter kämmte ich ihre Haare, obwohl sie schon längst von allen Knoten befreit waren.

„Lassen sie mich verdammt nochmal zu ihr!" Festgehalten von den Sanitätern im Krankenhaus, versuchte ich irgendwie zu ihr zu gelangen, wenn mir schon niemand Informationen habe. „Sie sind weder mit der Patientin verwandt noch verheiratet."

Langsam ließ ich die Bürste sinken und legte diese auf den Tisch, bevor ich vor Sansa trat und mich vor ihr hinhockte.

„Archie, du machst dich kaputt!" Jeden Tag gehst du zu ihr, Wochen und Monate und jedesmal bist du ein Frack, wenn du wiederkommst, du musst dich endlich lösen. „Sansa ist weg, es ist nur noch ihre Hülle."

Meine Finger rieben über mein Gesicht, um die Tränen zu entfernen, während ich diese wunderschöne Frau nochmal genau musterte. „Ich liebe dich, Sansa, und das wird sich niemals ändern." murmelte ich, während ich über ihre Wange strich und lächelnd mein Kopf zur Seite legte. Immer noch waren ihre Augen leer und reagierten nicht, was mein Herz schmerzhaft zusammenziehen ließ.

„Ich bin dein bester Freund, Archie. Du hättest mich nicht angerufen und mir alles erzählt, wenn du mir nicht mehr vertrauen würdest. Komm zurück nach Alabama, hier ist für dich immer ein Zimmer frei.

Meine Lippen versiegelten ihre, während ich mir eine Reaktion erhoffte, die mich von diesem stummen Abschied abhielt, verweilte ich einige Sekunden auf ihren blassen und spröden Lippen. Aber als ich mich trennte und ihr ins Gesicht blickte, sah ich in die selben ausdruckslosen Augen wie vorher.

Thea Cooper wurde unter anderen wegen Geiselnahme, Nötigung, versuchten Todschlag sowie Anstiftung zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren verurteilt. Es tritt eine Strafminderung wegen ihrer psychischen Verfassung in Kraft. Der mehrfach vorbestrafte Theo Joe Harrison wurde wegen Todschlag zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, wobei noch geurteilt wird, ob für ihn die Todesstrafe verhängt werden soll.

Langsam erhob ich mich und griff nach meiner Jacke, während meine Füße mich zur Tür begleiten. Als ich das kalte Metall in der Hand hielt, drehte ich mich nochmals um, aber Sansa bewegte sich nicht und so machte ich mich auf den Weg aus dem Gebäude. Schuldgefühle plagten mich, wie konnte ich nur Sansa in solch einer Situation alleine lassen?


Meine Hand hob sich, sodass ein Taxi anhielt und ich direkt hinten Platz nahm. „Zum Flughafen, bitte." Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Glas des Fensters, bevor ich mein Handy rausholte, den Flugmodus ausschaltete und alle neuen Nachrichten ignorierte. Mein Finger wählte die Nummer und wartete darauf, dass die andere Leitung sich meldete. „Hallo?", ich hörte die Stimme meines ehemaligen besten Freundes, der nach all der Zeit immer noch für mich da war.

„Hallo, ich sitz im Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Ich sollte gegen Abend da sein."

„Du tust das richtige, Archie."

„Ich hoffe es so sehr."

Stumm legte ich auf, schloss meine Augen, während eine einzelne Träne von meiner Wange hinunter lief.

Lebwohl, Sansa, auf dass du zu mir zurückkommst.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 13, 2023 ⏰

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