Keine einfache Sache

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Im Laufe der Woche hielt Draco sich absichtlich von Hermine fern. Das war besser für ihn, den bei dem, was er vorhatte, brauchte er soviel emotionalen Abstand wie nur irgend möglich. Ansonsten würden ihm wieder Ginny's Worte durch den Kopf geistern und er wollte ihr nicht einen Brief mit seinen letzten Worten oder ähnliches hinterlassen. Das wäre zu endgültig. Außerdem hatte er sich fest vorgenommen an einem Stück und lebendig zurück zu kehren. Ob ihm das gelingen würde? Das wusste Draco selber nicht, aber er würde alles daran setzten.

Vor dem großen Wasserspeicher stehend wartete er auf Professor McGonagall um mit ihr zu reden. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie endlich um die Ecke kam und überrascht die Augenbrauen hob.


„Mister Malfoy? Haben wir einen Termin?"

„Nein, Professor. Aber ich müsste sie trotzdem sprechen. Es ist dringend." seine Stimme klang fester, als er sich fühlte.


„Na gut, dann kommen sie mit." nickte ihm die Schulleiterin zu, sprach das Passwort und ging die Treppe empor voraus. Im Büro angekommen nahm sie hinter ihrem Schreibtisch platz und deutete Draco an sich auf den Stuhl davor zu setzten.

„Worum geht es denn, Mister Malfoy?"


„Ich hätte gerne von ihnen die Erlaubnis, das ich am Samstag meinen Vater besuchen kann."

Draco sagte ohne Umschweife was er wollte. Langes drum herumreden hätte eh nichts gebracht und je schneller sie zum Punkt kamen, umso eher war er wieder draußen. Professor McGonagall gefiel das garnicht und betrachtete ihn mit einem skeptischen Blick.


„Sie wollen bitte was? Dürfte ich denn auch freundlicherweise den Grund dafür erfahren?"

„Natürlich. Sie wissen, was mit Hermine und mir passiert ist und eigentlich wollten wir alle die Sache auf sich beruhen lassen. Aber die Dinge haben sich geändert."


„Inwiefern, Mister Malfoy?" fragte sie.

Die Professorin lehnte sich nach vorne, verschränkte die Hände auf ihrem Schreibtisch und Draco atmete einmal durch.


„Hermine kann sich wieder an bestimmte Sachen erinnern. Nicht an alles und der Zauber ist auch nicht gebrochen, aber dennoch weiß sie es wieder. Sie weiß, das auf ihr ein Fluch liegt, sie weiß, das wir zusammen waren und wie wir zusammen gekommen sind. Sie wollte mit mir reden, es mir sagen, traut sich aber einfach nicht." dass das eher wegen Pansy der Fall war, wollte er an dieser Stelle lieber vermeiden zu erwähnen.

„Sie hat Angst, das wir dann nachlässig werden. Das sich einer von uns allen irgendwie verspricht und das sie dann wieder alles verliert. Ich habe die ganze Zeit mit Ginny nach einer anderen Lösung gesucht, aber es gibt keine."


„Das ist ja alles schön und gut, aber wieso wollen sie deshalb zu ihrem Vater?"

„Weil er der Einzige ist, der den Gegenfluch kennt. Nur mit ihm schaffe ich es, den Zauber zu lösen." langsam wurde er ungehalten.


Die Schulleiterin erhob sich aus ihrem Sessel und kam um den Schreibtisch herum.

„Draco...das ist doch viel zu gefährlich. Sie wissen, das ich ihr Vorhaben, egal unter welchen Umständen, nicht unterstützen kann." sagte sie ruhig und lehnte sich an ihren Tisch.


„Bei allem Respekt, Professor McGonagall, in diesem Fall werde ich nicht auf sie hören. Ich habe fest vor, am Samstag zu meinem Vater zu gehen." auch er war jetzt aufgestanden.

Wieso wollte denn keiner verstehen, das er dort hin musste. Er musste alles versuchen, sonst würde er sich irgendwann die schlimmsten Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben. Wäre Hermine weiterhin unwissend gewesen, dann hätte er gelernt damit zu leben. Er hätte sich damit abgefunden, das die Frau die ihm alles bedeutete, die ihm gezeigt hat, das jeder eine zweite Chance verdient, nichts mehr davon weiß. Es hätte ihm das Herz gebrochen, natürlich hätte es das. Was schon erstaunlich genug war, denn er ging nie davon aus, wirklich eins zu haben. Doch Hermine hatte es wieder zum schlagen gebracht und er war es ihr einfach schuldig.

Der Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt