My Long Way To Death

Zweiundfünfzigstes Kapitel - Ein vielversprechendes Angebot

Als die charmante Frau die sie nun mal war, ging Price nicht auf Walker's und mein Benehmen ein. Sie reichte mir lediglich eine Tasse mit der Bemerkung: „Vorsicht, heiß. Hab' extra Neuen aufgesetzt."

Dankend nahm ich das dampfende Gebräu an, bemüht nicht zu fragen, ob sie den Kaffee aufgesetzt hatte weil der Alte bereits zu lange stand oder um uns Zeit zum Reden zu geben. So wie ich die Agentin jedoch einschätze, war es eher Letzteres.

„Also, was glauben Sie, wie alt Heart und Keppler damals waren?", führte Price anschließend unsere Unterhaltung weiter, welche wir zuvor unterbrochen hatten, damit sie Koffeinnachschub besorgen konnte.

„Ich bin mir nicht sicher", setzte ich an, nippte an der dunklen, reichlich miesen Brühe und nahm dann am Tisch platz. Kaum dass ich eine komfortable Position gefunden hatte, schloss ich die Augen, bemüht meine letzte Vision von Jodie heraufzubeschwören.

„In meinem Traum hat sie zwar noch gelebt, aber ich glaube nicht, dass es danach noch allzu lange gedauert hat, bis er ihr das Leben genommen hat", murmelte ich mehr zu mir selbst, als den übrigen Anwesenden im Raum. Mir war klar, dass ich mich entspannen musste, wenn ich wollte, dass mein Plan funktionierte, allerdings war das leichter gesagt als getan. Dafür war ich mir zu sehr bewusst, wie man mich ansah. Dennoch gab ich mir weiter Mühe. Als ich fast schon aufgeben wollte, blitzte endlich ein Mädchen mit blonden Haaren vor meinen Augen auf. Aber sie war es nicht, die ich mich interessierte. Ich wollte wissen, was Mason außer ihr noch gesehen hatte.

Leider waren Erinnerungen keine Videoaufnahmen und Keppler hatte sich meist zu stark auf Jodie konzentriert, sodass ich seine Umgebung häufig nur verschwommen erkennen konnte. „Wer hätte gedacht dass man Fixation so wörtlich verstehen kann", fluchte ich leise vor mich hin. „Was siehst du?", hörte ich gedämpft eine dunkle Stimme an mein Ohr dringen, konnte sie jedoch keiner Peron zu ordnen. Zu schnell zogen Korridore, Klassenräume und Jodie Heart vor meinem inneren Auge umher.

„Alles, nichts. Jodie ist die Einzige die ich immer erkennen kann. Der Rest ist undeutlich. Mir wird schwindlig. Es dreht sich zu sehr."

„Sally, Sie müssen tief durchatmen", ertönte eine neue Stimme, die jedoch weiblich klang. Obwohl ich auch diese nicht erkannte, tat ich was sie mir sagte. Holte tief Luft, stieß sie lange und stetig wieder aus. Und tatsächlich half es. Die Bilder in meinem Kopf entschleunigten, ordneten sich und kamen schließlich zum Stillstand. Da war sie wieder: Jodie Heart. Aber sie bewegte sich nicht. Still stand sie da, eingefroren mitten in ihrer Bewegung, als hätte jemand auf Pause gedrückt. „Wo bist du?", fragte ich sie stumm und starrte sie fordernd an, als ob ich damit eine Antwort erzwingen könnte.

Langsam wandte ich meinen Blick von ihr ab und schaute mir stattdessen die Umgebung an. Die Wände, die Spinte, das Mädchen mit kurzem, brauen Haar, welches neben ihr stand, den Fußboden, den ... Moment. Dort auf dem Boden stand etwas. LoohcS hgiH nosrettaP. Tastend klopften meine Finger umher, bis mir jemand etwas hineindrückte und auf einer Unterlage platzierte. Kaum das ich fertig war, riss es mich brutal zurück in die Wirklichkeit. Zurück in meinen eigenen Kopf. Zurück aufs Revier. Zurück in einen Raum mit Menschen, die ich nun endlich wiedererkannte.

„Verdammt", stieß ich aus und hielt mir beide Hände vor die Augen, wobei ich mir beinah mit dem Stift hineinstach, welcher mir gereicht worden war. Wütend warf ich ihn auf den Tisch, ehe ich weiter versuchte meine Gedanken in die Gegenwart zu bekommen.

„Bist du okay?", wollte Walker von mir wissen, der mir eine Hand auf die Schulter legte um diese leicht zu drücken. Brummend verneinte ich seine Frage, während sich meine Zeigefinger in die Schläfen bohrten. In meinem Kopf spielte gerade jemand Fußball und fuhr dabei gleichzeitig Kettenkarussell. Keine Erfahrung die ich gerne öfters machen wollte.