Das Erste was ich zu meiner großen Erleichterung feststellte war dass ich nicht im Krankenhaus aufwachte. Zum Glück. Allerdings war ich schon praktisch schon auf dem Wag dorthin. Denn als ich die Augen aufschlug, blickte ich das Gesicht eines Sanitäters, der mir gerade den Blutdruck gemessen hatte.
„110/55. Ah, da sind Sie ja wieder. Wie geht es Ihnen? Haben Sie Kopfschmerzen?", erkundigte er sich.
Ich dachte kurz über seine Frage nach und fühlte meinen Körper. Jetzt, da er es erwähnte, musste ich bemerken, dass mein Schädel regelrecht dröhnte. Das Blut pochte laut in meinen Ohren und Schläfen und irgendwie drehte sich alles. Verdammt, konnte das Mal stehenbleiben? Ich war gerade wirklich nicht für eine Balletteinlage zu begeistern.
„Es geht schon", versicherte ich und hielt mir kurz den Kopf, bevor ich mich langsam aufrichtete.
„Netter Versuch. Sie haben eine Gehirnerschütterung. Wir werden im Krankenhaus ein MRT machen, um sicherzugehen, dass Sie keine Schäden davongetragen haben", erklärte er und hängte sich das Stethoskop um den Hals.
„Ich muss nicht ins Krankenhaus", versuchte ich um einen klagenden Vortrag von Doc. Masters herumzukommen.
„Doch, Sie müssen und ich lasse mich da nicht auf Diskussionen ein", meinte mein Gegenüber jedoch erbarmungslos.
Als Antwort darauf holte ich eine Kette unter meinem Shirt hervor und hielt sie ihm unter die Nase. Zum einen bekam er einen kleinen Buddha zusehen, zum anderen einen Anhänger, der mich als Patientin des Krankenhauses auswies. Genaugenommen als Dauerpatientin. Er schaute mich an und wollte erneut einmal ansetzten, um mich dazu zu überreden doch mit zukommen, als in den offenen Türen des Krankenwagens ein Gesicht auftauchte.
„Miss Waters, geht es Ihnen gut?", erkundigte sich der Chief.
Während er zu uns in den Wagen kletterte, zeichnete sich Besorgnis auf seinem Gesicht ab. Es war seltsam und aber irgendwie auch rührend. Ich glaubte nicht mich daran erinnern zu können, dass sich jemals jemand so um mich gesorgt hätte, abgesehen von meinen Eltern. Freunde kamen in meinem Leben nicht wirklich vor. Es klang vielleicht komisch, aber mit einer Kranken wollte eben niemand was zu tun haben. Aber da ich nicht wirklich wusste, was Freunde waren und die Definition des Wortes nur aus Büchern kannte, konnte ich sie auch nicht vermissen.
„Es geht schon. Wie geht es der Kleinen?", erkundigte ich mich.
Ich erinnerte mich daran, sie gefunden zu haben. Sie war die Treppe hochgekommen, ehe ich nicht mehr konnte und Ohnmächtig wurde. Ich hatte ihren Schmerz, aber auch ihre Erleichterung gespürt. Jetzt war da nichts mehr. Rein gar nichts, als hätte man sie mir entrissen. In meinem Inneren fühlte es sich ... leer an. Es war kein allzu Gutes Gefühl und es verwirrte mich. Amanda konnte ich nach wie vor in jeder Faser meines Körper spüren, ihren Schmerz, ihre Angst, aber das Mädchen ... sie war einfach fort.
„Man hat sie bereits ins Krankenhaus gebracht. Sie hatten Recht. Ihr Arm ist gebrochen, sie steht noch unter Schock, aber sie wird sich wieder erholen", berichtete er mir bereitwillig und hob eine Hand an mein Kinn, um meinen Kopf zur Seite zu drehen.
Er betrachtete kurz die Stelle, an der mein Kopf Bekanntschaft mit dem Tisch gemacht hatte, bevor er seine Hand wieder sinken ließ. Währenddessen atmete ich erleichtert aus. Es ging ihr gut. Es würde ihr gut gehen. Ich war so froh darüber, dass mir eine Träne über die Wange lief. Überrascht, aber auch peinlich berührt, wischte ich sie weg. Warum reagierte ich so heftig?
„Schon in Ordnung. Sie brauchen sich nicht zu schämen. Ich verstehe das", meinte Stryder und legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Nachdenklich sah ich ihn an. Etwas sagte mir, dass er nicht nur von meiner Reaktion sprach. Es war, als würde er mich verstehen. Mich und das, was da gerade mit mir passierte. Aber wie konnte das sein? Es war verrückt, ich war vermutlich verrückt, aber es schien ihm nichts auszumachen. Im Gegenteil. Es schien fast so als...
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My Long Way To Death
Mystery / ThrillerDas ist die Geschichte, über meinen langen Weg bis in den Tod. Vor einigen Jahren, wurde ich krank. Am Anfang, fühlte ich mich einfach nur schlecht, dann wurde es schlimmer. Ich fing an die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, war eine Gefange...